EU braucht Zeit fürs Aus vom Verbrenner-Aus
Die EU-Kommission verschiebt ihren KFZ-Vorschlag und deutet eine sanfte Kurskorrektur beim Verbrenner-Aus an.
Die Kehrtwende beim Verbrenner-Aus wird schrittweise eingeleitet – und nun auch noch in die Länge gezogen. Laut einem Bericht des Handelsblatts könnte der neue Vorschlag der EU-Kommission nicht wie geplant am Mittwoch, 10. Dezember 2025, präsentiert werden, sondern erst Anfang 2026. EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas spricht von „guten Gründen“ für eine spätere Vorlage und deutet bereits an, dass der Prozess bewusst offen gehalten wird.
Druck aus Berlin verändert die Tonlage
Auslöser für den neuen Kurs ist ein Brief des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU), der sich für „hocheffiziente Verbrenner“ auch über 2035 hinaus starkmacht. Er fordert eine Korrektur der bisherigen EU-Regeln, die ab 2035 faktisch nur noch Neuzulassungen ohne klassischen Verbrennungsmotor erlauben. Der Vorstoß deckt sich mit Forderungen mehrerer deutscher Bundesländer – und trifft in Brüssel auf ein inzwischen offenes Ohr.
Die EU-Kommission bestätigt den Eingang des Schreibens, verweist aber auf ein laufendes Verfahren, das noch weitere Beiträge abwartet. Der Kurs ist klar: Debatte dehnen, neu evaluieren, abschwächen.
E-Fuels und Biokraftstoffe
Tzitzikostas deutet im Interview an, worum es künftig gehen wird: um die Rolle alternativer Kraftstoffe, mögliche Quoten für Firmenwagen oder Produktionsanteile in der EU und die geopolitischen Risiken eines zu harten Umstiegs. Der Satz „Wir sind offen für alle Technologien“ markiert eine deutliche Verschiebung weg von der bisherigen Linie, die sich strikt auf batterieelektrische Mobilität konzentriert hatte.
Für die europäische Industrie bedeutet das: Mehr Zeit, mehr Flexibilität – und mehr Interpretationsspielraum für Verbrenner-basierte Hybridlösungen. Für den Klimaschutz bedeutet es eine weitere politische Verzögerung, erklärt mit wirtschafts- und geopolitischen Argumenten.
(APA/red)
