Fernwärme-Branche will Imageproblem loswerden – Milliardeninvestment

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Check-List Redaktion

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Die Fernwärme-Branche ist zuletzt in der Kritik gestanden. Bemängelt wurden zu hohe und intransparente Preise, zudem beruht die Wärmeaufbringung für Fernwärme in Wien zu 50 Prozent auf Gas. “Wir hatten schon bessere Imagewerte”, räumte Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW), im Gespräch mit “APA” und “Krone” ein. Die Branche will Milliarden in die Dekarbonisierung stecken. Weinelt verwehrte sich gegen Angriffe, die Preissetzung sei intransparent.

Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sprach sich Anfang des Monats dafür aus, Kompetenzen für die Preisbildung und -kontrolle an die E-Control zu übertragen. Davor hatte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zu hohe Fernwärmepreise kritisiert und etwa von der Wien Energie mehr Kostentransparenz eingefordert. Fernwärme verteuerte sich im August laut Daten der Statistik Austria um 59 Prozent gegenüber dem Vorjahr, auch im Juli betrug das Plus rund 60 Prozent.

Weinelt ist Geschäftsführer der Wiener Stadtwerke und in dieser Funktion Aufsichtsratschef der Stadtwerke-Tochter Wien Energie. Er hält nichts von dem Vorschlag, was die Übertragung der Kompetenzen an die E-Control betrifft. Es gebe genug Möglichkeiten, die Preise einzusehen, so der Branchenvertreter, der auf die Transparenzdatenbank der Wärmebranche verwies.

Dass Preissenkungen nicht sofort an Kunden weitergegeben werden hänge damit zusammen, dass man in Wien eine 24 Monate vorausschauende Bewirtschaftung habe und damals Gas zu hohen Preisen eingekauft habe. “Wir haben eine Kriegswirtschaft in Europa”, sagte Weinelt. Wien habe einen Preisdeckel von 120 Euro je Megawattstunde eingeführt und 20 Prozent Nachlass auf den Grundpreis gewährt. Dieser Rabatt sei auch nächstes Jahr vorgesehen. “Wenn wir darüber hinaus weiteres Potenzial für Preissenkungen sehen, werden wir es weitergeben”, so der Obmann. Derzeit sind österreichweit 1,1 Millionen Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Fernwärme beruht noch zum großen Teil auf Gas – in Wien zu 50 Prozent, österreichweit zu mehr als einem Drittel. In Wien entfällt 30 Prozent der Wärmeerzeugung auf Müllverbrennung. Bis zum Jahr 2040 soll in der Bundeshauptstadt bei Fernwärme kein Gas mehr verwendet werden, lautet das Ziel. Statt Erdgas soll etwa Abwärme aus Industrieanlagen genutzt werden oder Tiefengeothermie. Erste Bohrungen gebe es in Aspern. Auch Biomasse soll ausgebaut werden. Um Spitzen zu bewältigen, müsste deutlich in Wärmespeicher investiert werden, so Weinelt. In den kommenden zehn Jahren sollen 2,5 Mrd. Euro in Projekte zur Dekarbonisierung fließen. “Und das ist nur die Untergrenze”, sagte Weinelt.

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