Kaunertal: WWF warnt mit neuer Studie vor Wasserknappheit im Ötztal

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Check-List Redaktion

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Kraftwerksaubau bedrohe Wasserversorgung- “Öffentliches Interesse an Trinkwasser” müsse bei UVP-Verfahren eine Rolle spielen – Land sah keine Gefährdung der Trinkwasserversorgung

Im Schlagabtausch zwischen dem WWF und dem Energieversorger Tiwag rund um den geplanten Ausbau des Kaunertalkraftwerks zu einem Pumpspeicherkraftwerk legt die Naturschutzorganisation mit einer neuen Studie nach. Darin wird davor gewarnt, dass der Kraftwerksausbau die Wasserversorgung im Ötztal bedrohen könnte. “Es gibt ein öffentliches Interesse an der Trinkwasserversorgung, die beim Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren eine Rolle spielen muss”, schlussfolgerte der WWF.

Gefordert wurde einmal mehr ein Verwerfen der Ausbau-Pläne. Studienautor Ulrich Wild-Pelikan vom Ingenieurbüro “Projekt Wasser” sprach am Dienstag 16. Mai bei einer Pressekonferenz in Innsbruck hinsichtlich einer möglichen Wasserknappheit im Ötztal durch den Kraftwerksausbau von “mannigfaltigen Problemen”. “Neuschnee und Niederschlag nehmen statistisch gesehen laufend ab und lassen den Abfluss in die so wichtigen wasserversorgenden Flüsse stetig sinken”, erklärte er. Der Anteil des Gletscherwasser von bis zu 80 Prozent werde “über die Jahrzehnte auf nahezu Null gehen”, so Wild-Pelikan. Angesichts dieser Prognosen sei der Kraftwerks-Ausbau im Kaunertal schlicht nicht ratsam.

“Das Ötztal steht in Sachen Wasserversorgung auch ohne dieses veraltete Ausbauprojekt der Tiwag vor großen Herausforderungen”, sagte indes Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek. Der Konflikt zwischen “Trinkwasser versus Kraftwerk” werde sich jedenfalls noch zuspitzen, prognostizierte sie. Es könne in Zeiten der Klimakrise und der Gletscherschmelze jedenfalls nicht angehen, dass “die Tiwag bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im Ötztal für ihr Projekt ableiten will”, zeigte die Gewässerschutzexpertin kein Verständnis.

Dadurch werde es für das niederschlagsarme Ötztal auch “soziale Auswirkungen” geben, zumal sich der Wasserverbrauch in den nächsten Jahrzehnten etwa durch den Tourismus sogar noch erhöhen werde, analysierte Urbanek: “Einzig logische Konsequenz wäre für das Land Tirol ein Ausbau-Stopp und das Setzen auf alternative Modelle, etwa auf Photovoltaik.”

Keine Gefährdung der Trinkwasserversorgung sah man indes beim Land. “Mehr als 90 Prozent des Tiroler Trinkwassers stammen aus Quellen, nicht aus Grundwasser oder Oberflächenwasser aus Bächen oder Flüssen”, erklärte der Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft, Markus Federspiel, gegenüber der APA. Anders als etwa in anderen Teilen Österreichs komme es damit “faktisch zu keinen Nutzungskonflikten zwischen der Trinkwasserversorgung und anderen Nutzungen”. Diese Frage sei auch ein wesentlicher Teil des UVP-Verfahrens in Sachen Kaunertal, wurde betont.

Kritik aus der Opposition

Kritik an der schwarz-roten Landesregierung äußerten die oppositionellen Tiroler Grünen. “Eine Gefährdung der Wasserversorgung für Landwirtschaft und Menschen im Ötztal ist ein massives Bedenken”, nahm Klubobmann Gebi Mair in einer Aussendung Bezug auf die am Dienstag präsentierte Studie. Die Landesregierung solle ihre “Diskussionsverweigerung” beim Kaunertal-Kraftwerk beenden, so der Klubobmann. Die Regierung halte sturheil am Kraftwerk fest und begebe sich damit in die Fänge der landeseigenen Tiwag.

Die nunmehr präsentierte Studie folgt unter anderem auf zwei Gutachten vom Jänner diesen Jahres. In diesen wird dargelegt, dass die Berghänge rund um das Kaunertal-Kraftwerk instabil seien und diese durch Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk noch instabiler werden würden. Als Grund dafür wurde eine Verstärkung der Wasserspiegelschwankungen durch den Ausbau genannt. In weiterer Folge forderte der WWF die Tiwag auf, ein damit in Verbindung stehendes Sicherheitsgutachten herauszugeben und warf dieser letztlich “Geheimniskrämerei” vor.

Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren erstmals 2009 eingereicht worden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die rund zwei Milliarden Euro teure Erweiterung des Kraftwerks war 2012 gestellt worden. Umweltorganisationen hatten sich vehement gegen das Projekt ausgesprochen. Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal – einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols – auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet.

APA/Red.

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