Mobilität der Zukunft: Motorsport mischt mit

Pixabay
Check-List Redaktion

Check-List Redaktion

FIA-Chef: Motorsport ist eine „einzigartige Forschungs- und Entwicklungsplattform“. Hersteller setzen stärker auf E-Mobilität. E-Fuels in Zukunft wohl v.a. für Luftverkehr und Schifffahrt relevant.

Allrad, aktive Radaufhängung, Kohlefaserwerkstoffe, Hybrid-Technologie: Der Motorsport, speziell die Formel 1, hat sich bisweilen als Innovationsmotor für die Autoindustrie erwiesen. Ob das auch in Zukunft so sein wird, ist durch Umwälzungen in der Antriebstechnologie und mehr Umweltbewusstsein aber fraglich. Der Trend im Straßenverkehr geht deutlich in Richtung Elektroantrieb. Im Ringen um die Mobilität der Zukunft spielt der Motorsport trotzdem eine gewichtige Rolle.

Benzin, Strom, Wasserstoff, E-Fuels: Womit werden unsere Autos in Zukunft fahren? Für die meisten Experten und Expertinnen ist die Antwort klar: Elektromotoren gelten derzeit als effizienteste klimaneutrale Lösung für den Pkw. Daneben machen sich aber auch zahlreiche Stimmen für synthetische Kraftstoffe – allen voran E-Fuels – als Alternative stark. Der große Vorteil davon laut den Verfechtern: Millionen Bestandsfahrzeuge mit Diesel- und Benzinmotoren ließen sich damit umweltverträglicher betreiben (Drop-in-Fuels).

Als E-Fuels werden Treibstoffe wie Benzin, Diesel oder Kerosin bezeichnet, die nicht aus fossilem Erdöl, sondern aus Strom gewonnen werden. E-Fuels sind also Elektro-Kraftstoffe. Ihre großen Nachteile: Für ihre Herstellung ist sehr viel Strom notwendig, sie sind teuer und ineffizient. Als extrem kostenintensiv und unrentabel gelten auch Wasserstoff-Antriebe. Damit die jeweilige Technologie wirklich als grün durchgehen kann, muss der im Herstellungsprozess verwendete Strom zudem aus erneuerbaren Energien kommen.

Im Motorsport gibt es verschiedene Varianten. In der Formel E wird vollelektrisch gefahren, die meisten anderen Elite-Serien setzen aber auf komplexe Hybridmotoren und verstärkt auf E-Fuels. Die Formel 1 will auf ihrem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, bis 2026 einen neuen, 1.000 PS starken Hybridmotor entwickeln: 50 Prozent der Leistung sollen dann elektrisch geliefert werden, die anderen 50 Prozent kommen von einem Verbrenner, der mit einem zu hundert Prozent nachhaltigen Kraftstoff betrieben wird. Bei der Herstellung soll CO2 aus der Atmosphäre oder aus Biomasse gewonnen werden. Die entsprechende Technologie (Carbon Capture) steckt freilich noch in den Kinderschuhen und ist umstritten. Ob es jemals zur Massentauglichkeit reichen wird, steht in den Sternen.

Die Langstrecken-Weltmeisterschaft fährt seit 2022 mit dem Kraftstoff Excellium Racing 100 von TotalEnergies. Das Gemisch auf der Basis von Bioethanol aus der Landwirtschaft ist gemäß Herstellerangaben zu 100 Prozent erneuerbar. Traubenreste aus der französischen Weinproduktion liefern den Großteil der Bestandteile. 2026 soll eine neue Le-Mans-Klasse eingeführt werden, in der Autos entweder mit Brennstoffzellen-Technologie oder mit Verbrennungsmotoren, die mit Wasserstoff betrieben werden, ausgestattet sind.

„Der Motorsport ist nicht nur ein fantastisches Spektakel, sondern auch eine einzigartige Forschungs- und Entwicklungsplattform, die dazu beiträgt, die Einführung nachhaltiger Technologien in der Automobilindustrie voranzutreiben und damit den Verkehrsteilnehmern weltweit zugutekommt“, meint FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem. Zwar schichten die meisten Hersteller weltweit Budgets und Produktionskapazitäten in Richtung E-Mobilität um. Dennoch ist die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen nicht bloß Imagepflege, sondern kann durchaus Relevanz für den Transportsektor und die Fahrzeugtechnik bekommen.

In Europa deshalb, weil die EU-Kommission auf Drängen der deutschen Regierung von dem ursprünglich für 2035 geplanten Verbrennerverbot bei Neuwagen wieder abgerückt ist und eine Ausnahme für Fahrzeuge plant, die ausschließlich mit E-Fuels betankt werden. Zudem werden E-Fuels wohl auch die Zukunft für die Luftfahrt, die Schifffahrt und die Landwirtschaft sein, wo elektrische Antriebe aufgrund von Gewicht oder Reichweite keine Option sind.

„Die Mainstream-Luftfahrt wird auf unbestimmte Zeit Jetfuel verwenden. Mähdrescher werden meines Wissens nach nicht elektrifiziert werden“, erklärt der ehemalige Formel-1-Ingenieur Paddy Lowe, früher Technischer Direktor bei McLaren und Williams. Heute ist er mit seiner Firma Zero Petroleum ein Pionier auf dem Gebiet der synthetischen Kraftstoffe. „Wir sagen, dass wir in zehn Jahren mit den fossilen Brennstoffen gleichziehen werden. In mehr als zehn Jahren wird er billiger sein. Wir kommen also in eine Welt, in der es billiger ist, synthetischen Kraftstoff herzustellen, als ihn aus dem Boden zu holen. Das ist wirklich aufregend.“

apa

Beitrag teilen

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram
WhatsApp
Email

Aktuelle Augabe

Nach oben scrollen
Cookie Consent mit Real Cookie Banner