Sicher durch den Blackout

Die Gefahr eines drohenden Blackouts steigt stetig. Dementsprechend setzt das Land Niederösterreich zahlreiche Maßnahmen, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten.

V.l.n.r.: Josef Schmoll (Präsident Rotes Kreuz), Christoph Kainz (Präsident Zivilschutzverband), Stephan Pernkopf (LH-Stellvertreter), Dietmar Fahrafellner (Landesfeuerwehrkommandant), Franz Popp (Landespolizeidirektor) & Johannes Pressl (Präsident Gemeindebund)
Check-List Redaktion

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Seit Jahren schon kommt das Thema eines möglicherweise drohenden Blackouts immer wieder auf. Gerade in letzter Zeit kam es vermehrt zu Stromausfällen; so waren beispielsweise im November kurzzeitig tausende Haushalte Wiens ohne Strom. Aber wie groß ist die Gefahr tatsächlich, wie problematisch wäre ein Blackout? Nun ja, bedenkt man etwa, in welchem Tempo sich die Technik weiterentwickelt – dann tun sich an dieser Stelle bereits ziemlich große Komplikationen auf. Selbst die einfachsten Dinge funktionieren nämlich heutzutage nur mit Strom: Das fängt bereits damit an, dass viele Eingangs- und Garagentore nur funktionieren, wenn ihnen Strom zugeführt wird. Zwar haben die meisten Türen für den Notfall spezielle Schlüssel oder andere Funktionen – aber kann man wirklich davon ausgehen, dass jeder in so einer Ausnahmesituation weiß, was zu tun ist?

Dementsprechend werden in Österreich bereits zahlreiche Maßnahmen getroffen, um die Bevölkerung, aber etwa auch staatliche Institutionen und Einsatzorganisationen auf einen flächendeckenden Stromausfall vorzubereiten. Ein Vorreiter hierbei ist das Land Niederösterreich. 

Strom und Wasser

Auch wenn die „Wahrscheinlichkeit eines Blackouts ist nicht genau einzuschätzen“ ist, wie LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf meint, sei es umso wichtiger, „vorbereitet zu sein und im Ernstfall nicht angstvoll zu handeln, sondern auf Eigenverantwortung und Hausverstand zu setzen.“ Das Land will die Bürgerinnen und Bürger mithilfe eines Vorsorge-Pakets unterstützen: „Wir machen unsere Feuerwehrhäuser zu Sicherheitsinseln und statten sie mit 460 Notstromgeneratoren aus. Zudem machen wir unsere Wasserver- und -entsorgung Blackout-sicher, denn sauberes Wasser und auch die Entsorgung des Abwassers sind Schlüsselelemente.“

Wichtig sei außerdem ein Entfall der Genehmigungspflicht für private Notstromaggregate in Betrieben und Haushalten. Gleiches gilt für Photovoltaik-Dachanlagen bis 1 Megawatt. Auch diese müssen sich Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher nicht mehr genehmigen lassen, was die private Stromerzeugung massiv erleichtert.

Unabhängige Energieversorgung

Um die Energieversorgung müssen sich die Bürgerinnen und Bürger Niederösterreichs aber generell, also auch unabhängig eines drohenden Blackouts, keine Sorgen machen – die Investitionen in eine unabhängige Energieversorgung gehen laufend voran. „Wenn die Welt im Umbruch ist, heißt es für uns in Niederösterreich: Aufbruch in die Energieunabhängigkeit“, erläutert etwa Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Dafür wurden Mitte Oktober drei konkrete Gründe genannt: Zum Ersten wolle man die Bürgerinnen und Bürger entlasten. „Wir haben dafür schon ganz konkrete Maßnahmen gesetzt wie etwa den Strompreisrabatt“, so Mikl-Leitner, die dabei auch betont, dass dies auch langfristig funktionieren müsse. Zum Zweiten wolle man in einer Zeit mit Anschlägen auf Pipelines oder drohenden Blackouts auch „für mehr Sicherheit bei der Versorgung“ sorgen. Das lässt sich durch weniger Abhängigkeit von ausländischen Lieferungen sowie geringerer Anfälligkeit für europäische Netzschwankungen sicherstellen. Dafür müsse man unter anderem verstärkt auf in Österreich erzeugte erneuerbare Energie setzen – wo auch der dritte Aspekt hineinspielt: der Umwelt- und Klimaschutz. „Niederösterreich ist Vorreiter bei der nachhaltigen Stromerzeugung. Die Hälfte des gesamten österreichischen Windstromes kommt aus Niederösterreich und ein Viertel des gesamten österreichischen Photovoltaikstromes.“ Und diesen Ausbau wolle man nun beschleunigen, betont die Landeshauptfrau: „Wir wollen für Niederösterreich das größte und schnellste Ausbauprogramm für Wasser, Wind, Sonne und Biomasse von ganz Österreich.“

Dementsprechend präsentierte das Land Niederösterreich fünf Maßnahmen, die in Zukunft für günstigere Preise, mehr Sicherheit und für das Klima gesetzt werden sollen. So wolle man einerseits die Windkraft bis 2035 um rund 200 Prozent steigern. Gleiches gilt für die Photovoltaik, die in den nächsten drei Jahren sogar um 350 Prozent wachsen soll. Das bedeutet rund 130.000 zusätzliche Anlagen in Niederösterreich. Auch in die Klein-Wasserkraftwerke soll investiert werden – allerdings nicht durch neue Kraftwerke, sondern durch eine Erhöhung der Effizienz der bereits bestehenden. Als vierter Punkt dazu soll auch der Bereich Biomasse erweitert werden, wobei bis 2030 rund 200 neue Anlagen errichtet werden. Zuletzt soll in die Leistungskapazität und somit die Netzsicherheit investiert werden. Zu den aktuell 92 Umspannwerken der EVN sollen 40 weitere hinzukommen. „Wir haben eines der sichersten Netze der Welt und wir machen dieses Netz noch sicherer“, so Mikl-Leitner.

Alleine die Biomasse-Anlagen sparen pro Jahr rund 20.000 Tanklastzüge an Heizöl ein. Im Bereich Windkraft sei man alle vier Jahre doppelt so leistungsfähig als zuvor. Daraus entstehe pro Jahr in Österreich eine Wertschöpfung von 496 Millionen Euro, wovon sich etwa 91 Prozent auf Niederösterreich zuordnen lassen. Außerdem würden aus der Windkraft in Niederösterreich „über 1.000 zusätzliche Jobs“ entstehen, wie Wirtschaftsforscher Christian Helmenstein informiert. 

Einsatzkräfte und Sicherheit

Aber nicht nur auf die Versorgung mit Energie und Wasser im Falle eines Blackouts wird sich vorbereitet. Auch ist es essenziell, dass all jene Organisationen, die zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger da sind, autark werden. Das betrifft sowohl das Militär und die Polizei als auch den Rettungsdienst und die Feuerwehr. „460 Feuerwehren werden mit Notstromgeneratoren ausgestattet“, erklärt NÖ Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner, „Dafür nehmen wir heuer 3 Mio. Euro Förderung in die Hand und sprechen insgesamt von Investitionen in der Höhe von 10 Mio. Euro.“

Die Polizei wie auch das Heer setzen ebenfalls Präventivmaßnahmen. So ist bereits ein Großteil der niederösterreichischen Kasernen in Energie- und Wasserversorgung komplett unabhängig, bei den Polizei-Dienststellen sind es bisher 100. Weitere 23 Standorte sollen in Kürze ebenfalls autark werden. Landespolizeidirektor Franz Popp und Militärkommandant Martin Jawurek betonen: „Vor allem das Mobilisieren der eigenen Kräfte steht in unseren Organisationen an erster Stelle. Unsere Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten werden unterstützt, zuhause bestens vorzusorgen, um im Ernstfall voll für die Bevölkerung einsatzfähig zu sein!“

Der Zivilschutz leistet seine Präventionsarbeit in Form von intensiven Schulungen und Kursen, besonders für und mit den Gemeinden sowie den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Der Präsident des NÖ Zivilschutzverbandes, Christoph Kainz,

betont gemeinsam mit Rotkreuz-Präsident Josef Schmoll: „Die blau-gelbe Sicherheitsfamilie hat schon oft bewiesen, dass sie immer zur Stelle ist.“ Damit das auch so bleibt, investiert man in den Gemeinden laufend in die Erstellung von Katastrophenschutzplänen. 

Aber der wohl wichtigste Punkt ist die Entwicklung von Kommunikationskompetenzen, denn: „Die Kommunikation von Mensch zu Mensch ist – wenn gar nichts mehr geht – das beste Mittel, um miteinander Notfall-Szenarien zu meistern“, wie Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl formuliert.

Hamsterkäufe?

Wer an Blackout-Vorsorge denkt, denkt aber vermutlich auch an das sogenannte Hamstern von Lebensmitteln. Denn: Ohne Strom bleiben die Geschäfte geschlossen, da weder die Zahlungssysteme noch Kühlvorrichtungen oder gar die elektrischen Türen funktionieren. 

Das Phänomen der Hamsterkäufe konnte man bereits zu Beginn der Corona-Pandemie beobachten: Leere Regale überall, von Dosenproviant über Nudeln bis hin zu Klopapier. Im Falle eines Blackouts gilt aber: Hamsterkäufe sind absolut nicht notwendig, wie etwa auch Pernkopf bestätigt. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht trotzdem durchaus sinnvoll ist, sich mit Grundnahrungsmitteln einzudecken – mittelfristig! Ein Vorrat für rund zwei Wochen ist dabei vollkommen ausreichend. 

Dafür eignen sich natürlich gut haltbare Lebensmittel mit vielen Kohlenhydraten, wie etwa Honig, Zucker, Reis, Teigwaren, Haferflocken oder verpacktes Brot. Auch haltbare Milch, Fertiggerichte und sämtliche Lebensmittel in Dosen sind empfehlenswert. Ein Grundvorrat von Öl bzw. Speisefett sollte ebenfalls vorhanden sein. Besonders wichtig: Haben Sie Säuglinge, Kleinkinder oder auch Haustiere, muss natürlich auch daran gedacht werden, genügend Vorrat an entsprechender Spezialkost zu lagern. All das gilt selbstverständlich nicht nur für Lebensmittel, sondern beispielsweise auch für Hygieneartikel, wie Klopapier, Binden und Tampons, Zahnpasta etc. sowie wichtige Medikamente. Generell sollte auf eine gut gefüllte Hausapotheke geachtet werden.

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