NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Im Interview

„Wer bei der Energie A sagt, muss auch B sagen“

©NLK Filzwieser
Check-List Redaktion

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CHECK-LIST: Energie wird knapp und teuer, das spüren wir täglich. Wie kann da ein Land wie Niederösterreich entgegenwirken?

Johanna Mikl-Leitner: Ganz Europa, ja die ganze Welt erlebt derzeit turbulente Zeiten. Krieg und Krise, Energie wird knapper und die Versorgung unsicherer. Die Welt ist im Umbruch. Für uns in Niederösterreich heißt es daher: Aufbruch in die Energieunabhängigkeit. Um die Bürger kurzfristig zu entlasten, haben wir etwa den blau-gelben Strompreisrabatt beschlossen. Um das Klima zu schützen und mehr Versorgungssicherheit zu bekommen, machen wir jetzt mehr Tempo mit einem Ausbauprogramm für erneuerbare Energie.

CL: Wo steht Niederösterreich bei den erneuerbaren Energien bisher?

Mikl-Leitner: In vielen Bereichen bereits an der Spitze. So kommen etwa die Hälfte des gesamten österreichischen Windstromes und ein Viertel des Sonnenstroms schon jetzt aus Niederösterreich. Aber wir wollen noch besser werden. Deshalb kommt eben jetzt das größte und schnellste Ausbauprogramm für Wind und Sonne, aber auch für Wasser und Biomasse, von ganz Österreich. Bis 2035 werden wir die Windenergie verdreifachen und bis zum Jahr 2030 zusätzlich 130.000 Photovoltaik-Anlagen bauen.

CL: Also dreimal so viele Wind-räder?

Mikl-Leitner: Nein, zu den bestehenden rund 750 Anlagen kommen rund 250 zusätzliche dazu, in den bestehenden Windparks und in einigen wenigen neuen Flächen. Durch Repowering, also die Modernisierung bestehender Anlagen, erzeugen neue Windräder heute und in Zukunft wesentlich mehr Strom als alte Windräder. Darüber hinaus haben wir auch die Verfahren gestrafft und beschleunigt, damit wir hier einen echten Turbo einlegen können.

CL: Hält unser Stromnetz das aus?

Mikl-Leitner: Wer bei der Energie A sagt, muss auch B sagen. Deshalb braucht es natürlich auch Investitionen in sichere Netze. Schon jetzt haben wir eines der sichersten Netze der Welt, mit jährlich 250 Millionen Euro machen wir es jetzt noch leistungsfähiger. Unsere Stromnetze werden im Jahr 2030 dreimal so viel erneuerbare Energie aufnehmen können wie heute. Damit wollen wir Strom-Netzschwankungen und Blackouts verhindern.

CL: Und wenn trotzdem einmal das Licht ausgeht?

Mikl-Leitner: Niederösterreich belegt aktuell mit nur 20 Minuten an durchschnittlichen Ausfällen im Jahr einen europäischen Spitzenplatz. Aber klar ist: Wir sind nicht alleine auf uns gestellt, sondern leben in einer globalisierten Welt, in der wir auch mit Anschlägen auf und Ausfällen von Pipelines etc. konfrontiert werden. Wir tun, was ein Land tun kann, um in solchen Fällen bestmöglich gerüstet zu sein.

CL: Wie kann man sich gegen einen flächendeckenden Blackout überhaupt rüsten?

Mikl-Leitner: Zum einen, indem wir unsere Blaulichtorganisationen ausrüsten. Derzeit machen wir etwa unsere Feuerwehrhäuser zu Sicherheitsinseln und statten sie mit 460 Notstromgeneratoren aus. Und auch die Wasserver- und -entsorgung wird Blackout-sicher gemacht. Denn sauberes Wasser und auch die Entsorgung des Abwassers sind Schlüsselelemente. Zum anderen informiert der NÖ Zivilschutzverband über all jene Maßnahmen, die jeder Haushalt selbst treffen kann.

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