Sozialpartner: Grüne Transformation erfordert “Fingerspitzengefühl”

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Check-List Redaktion

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AK-Präsidentin Anderl plädierte für soziale Verträglichkeit – WKÖ-Präsident Mahrer: Potenzial vor allem bei technologischer Innovation – Wifo-Chef Felbermayr: Lösungen statt Zeigefinger

Im Umgang mit der Klimakrise wünschen sich die Sozialpartner “mehr Realismus”. “Wir wollen diese Veränderung, aber sie muss machbar sein”, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer am Mittwoch 24. Mai bei einer Wifo-Podiumsdiskussion. Arbeitkammer-Präsidentin Renate Anderl sieht “eine ökonomische, aber auch eine soziale Herausforderung”. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr plädierte dafür, Lösungen zu liefern und nicht mit dem “moralisierenden Zeigefinger” voranzutreten.

“Ich glaube, die Klimakrise, oder ich würde sie eher als Klimawende bezeichnen, kann man nicht wegdiskutieren, sie ist tatsächlich vorhanden”, sagte Anderl. Die grüne Wende sei eine ökonomische, aber auch vor allem eine soziale Herausforderung. Wichtig sei es deshalb, den Fokus dorthin zu lenken, wie es den Haushalten geht, die weniger Einkommen haben, oder, etwa mit Blick auf den Tausch von Heizungssystemen, in Mietwohnungen leben. Auch der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel sei notwendig, der kurzfristige Umstieg auf ein Elektroauto sei für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht leistbar.

Mahrer verwies auf das Spannungsverhältnis zwischen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen, etwa was die Leistbarkeit von Energie, die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit anbelangt. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, wie man diesen “sehr komplexen Kunstgriff organisieren kann”.

Potenzial für Österreich, zur Bewältigung der Klimakrise beizutragen, sah Mahrer weniger bei der Reduktion der Emissionen, hier sei der Anteil global gesehen klein. Viel wichtiger sei Österreichs Beitrag im Bereich der technologischen Innovation. Europa, und damit auch Österreich, habe die Möglichkeiten, Innovationen auch in Länder zu exportieren, die relativ gesehen “viel größere, unter Anführungszeichen, Klimatäter sind als wir”. Das sei ein “Win-Win-Win-Situation”, für das Klima, die Wertschöpfung hierzulande und garantiere sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze.

Damit die Bevölkerung bei dieser Transformation auch mitgeht, sei es wichtig, ein “Fingerspitzengefühl” zu entwickeln, sagte Mahrer und plädierte für “80:20-Lösungen”. Perfekte Lösungen seien nicht realistisch, notwendig sei deshalb ein “Realitätssinn” dafür, wo Österreich einen Beitrag leisten kann, “ohne den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen”.

Felbermayr sah ein großes ungelöstes Problem darin, dass ” wir mit diesen Transformationsagenden vielen Menschen Angst machen”. Er verwies dabei etwa auf die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder vor sozialem Abstieg. Für die Erreichung der Klimaziele seien teilweise weitreichende Maßnahmen notwendig, die andere Möglichkeit sei die Aufweichung der Ziele. Beides führe zu Verunsicherung in der Bevölkerung.

Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust ist aus Sicht Anderls auch berechtigt: “Man weiß ja wirklich nicht, welcher Arbeitsplatz ist morgen vorhanden, welche Tätigkeit kann ich morgen machen.” Wichtig sei deshalb, Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen und sich anzusehen, welche Berufsbilder in Zukunft gefragt sein werden. “Hier müssen wir eingreifen, um den Beschäftigten die Ängste zu nehmen und sie auch auf dem Weg mitzunehmen”, sagte Anderl.

Eine wirkungsvolles Instrument zur Bewältigung der Klimakrise sieht Felbermayr im CO2-Preis. “Der ist besser als sein Ruf”, sagte der Ökonom. Der Preis müsse sozial abgefedert und außenwirtschaftlich abgesichert sein, er werde nicht alle Probleme lösen aber “man muss ihn wirken lassen”. In diesem Kontext betonte Felbermayr auch die Wichtigkeit der Zusammenarbeit in Europa: “Europa müssen wir bei all diesen Dingen in sehr großen Buchstaben schreiben.”

APA/Red.

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