Wasserstoff als Milliardengeschäft

Klimafreundliche Energieversorgung für mehrere hundert Jahre möglich.

Check-List Redaktion

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Unterirdische Lagerstätten bergen Billionen Tonnen reinen oder mit anderen Gasen vermischten Wasserstoffs. Diese Reserven könnten die Energieversorgung der Erde für hunderte Jahre sicherstellen, ohne das Klima zu belasten. Geoffrey Ellis, ein Geochemiker beim United States Geological Survey, betrachtet die Förderung dieses Schatzes als potenziell größtes Geschäft der nahen Zukunft, dessen Volumen das der Öl- und Gasförderung bei weitem übertreffen könnte.

Traditionell erfordert die Herstellung von Wasserstoff viel frisches Wasser – etwa neun Liter pro Kilogramm. Obwohl der Elektrolyseprozess effizienter wird, geht immer noch ein gewisser Prozentsatz des Stroms verloren, wenn erneuerbare Energie zur Wasserstoffproduktion verwendet wird. Angesichts des massiven und wachsenden Energiebedarfs sowie der Abkehr von billigen und schmutzigen Energiequellen der Vergangenheit erscheint dies zunehmend verschwenderisch.

Ein bemerkenswertes Beispiel stammt aus Bourakébougou, Mali, wo im Jahr 1987 ein 108 Meter tiefes Bohrloch aufgegeben wurde, nachdem ein Gas ausgetreten war, das sich als fast reiner Wasserstoff herausstellte. Einige Jahre später wurde ein 30-Kilowatt-Generator installiert, der mit diesem Wasserstoff betrieben wurde, und Bourakébougou wurde damit zum ersten Dorf der Welt, das seinen Strom aus natürlichem Wasserstoff bezog.

Das Potenzial der Wasserstoffwirtschaft

Untersuchungen von Ellis zufolge könnten weltweit bis zu 5,5 Billionen Tonnen Wasserstoff in unterirdischen Reservoirs vorhanden sein, der möglicherweise durch Wechselwirkungen bestimmter eisenhaltiger Mineralien mit unterirdischem Wasser entstanden ist. Selbst wenn nur ein kleiner Prozentsatz davon gefördert werden könnte, könnte dies den Weltbedarf an Wasserstoff für hunderte Jahre decken. Analysten erwarten daher einen weltweiten Wasserstoff-Boom vergleichbar mit dem Goldrausch in Kalifornien im 19. Jahrhundert.

Europäische Wasserstoffstrategie und REPowerEU-Plan

Das Thema erlangte bereits in 2020 mediale Aufsicht. Konzerne wie Siemens Energy, RW und Thyseen Krupp zeigten großes Interesse in die Wasserstofftechnologie. Man erwartete ein Milliardengeschäft, welches nicht nur über fünf Millionen Arbeitsplätze allein in Deutschland kreieren, sondern gleichzeitig auch beim Erreichen der Klimaziele eine entscheidende Rolle spielen könne. 

Von den Rufen der Industrie getrieben, verabschiedete die Europäische Kommission (EU) in 2020 eine Wasserstoffstrategie, die die Entwicklung eines europäischen Wasserstoffökosystems von Forschung bis zur Infrastruktur vorsieht. Wasserstoff wird als Schlüssel zur Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr angesehen. Der REPowerEU-Plan zielt darauf ab, bis 2030 10 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs innerhalb der EU zu erzeugen und weitere 10 Millionen Tonnen zu importieren. Die Kommission unterstützt den Wasserstoffsektor durch rechtliche Rahmenbedingungen und wichtige Projekte von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEIs). Die Einführung eines “Wasserstoff-Accelerators” und die Festlegung von Bedingungen für die Wasserstofferzeugung sind Teil dieser Bemühungen. Die EU plant, die Nutzung erneuerbarer Energien bis 2030 auf 45 Prozent zu erhöhen und stellt Vorschriften für die Zusätzlichkeit von erneuerbarem Wasserstoff auf. Die Einhaltung dieser Vorschriften wird durch ein freiwilliges Zertifizierungssystem sichergestellt.

APA/Red.

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