Anzeige

Wer hat, der Aggregat

Man schläft einfach besser, wenn das Benzin- oder Diesel-Aggregat in der Garage harrt. Doch die stinkenden Dinger haben einige Nachteile: Wo lagert man Sprit und Diesel? Wie lange hält das? Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis der teils brustschwachen Energieretter?

04.07.2024 14:55
LB
© engie.com

Man kommt nach Hause. Hofft auf einen gemütlichen Abend. Holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und schiebt eine Pizza ins Rohr. Dann setzt man sich vor den Fernseher, schaltet ein. Und dann ist er weg, der Strom. Ohne geht leider fast gar nichts. Also ist es hilfreich, etwas für die (Strom-) Not zu haben. 

Praktisch überall werden sie aktuell angeboten, die kleinen Notstromaggregate. Egal, ob im Lebensmittelhandel, Baumarkt, Werkzeughandel oder Möbelgeschäft. Schon ab 200-300 Euro gibt es sie. Aber Vorsicht, die Enttäuschung kann groß sein, wenn man sich für das falsche Gerät entscheidet. Je nachdem, was man anschließt, kann es passieren, dass das angeschlossene Gerät nicht funktioniert. Es kann aber auch beschädigt werden und im schlimmsten Fall kaputt gehen. Worauf kommt es also an beim Kauf eines Stromerzeugers?

Konventionell oder Inverter?

Als erstes muss man sich überlegen, wofür man den Stromerzeuger verwenden will. Welche Geräte sollen mit Strom versorgt werden? Ist es nur eine Lampe und eine elektrische Herdplatte, oder will ich auch Handy, Laptop und Fernseher an das Gerät anschließen? Für die erstgenannten Geräte oder Baustellenmaschinen reicht ein Stromerzeuger der konventionellen Art. Bei diesen Geräten wird eine Spannung und Stromfrequenz erzeugt, die direkt an die Motordrehzahl gekoppelt ist. Die standardmäßige Spannung beträgt dabei 230 V bzw. 400 V bei der in Europa üblichen Frequenz von 50 Hz. Diese Art der Stromerzeugung trägt allerdings dazu bei, dass Spannungsspitzen entstehen. Diese können bei sensiblen Geräten wie Handys oder Laptops Schäden verursachen und sie im schlimmsten Fall unbrauchbar machen.

Deshalb sollte man sich bei der Verwendung für Laptops, TV und ähnlicher Geräte mit sensiblen Bauteilen für einen Stromerzeuger mit Inverter-Technologie entscheiden. Auch für die Vorsorge im Falle eines Blackouts sind solche Stromerzeuger zu empfehlen.

Die Inverter-Technologie erlaubt es, dass der Verbrennungsmotor und der Generator getrennt von der Leistungselektronik arbeiten. Das hat den Vorteil, dass die Stromstärke angepasst werden kann. Wird also weniger Strom benötigt, kann der Motor mit geringerer Drehzahl laufen. Dadurch ändert der Inverter die Stromstärke. Benzinverbrauch und Lautstärke des Generators werden auch verringert.

Ohmsche und induktive Verbraucher

Ist die Technologiefrage entschieden, ist zu klären, welche Leistung benötigt wird. Welche und wie viele Geräte sollen mit Strom versorgt werden? Also da wäre z.B. die Kaffeemaschine, Kühlschrank, Glühbirnen, Ofen, Toaster usw. Die benötigte Leistung ist in der Regel an den Geräten abzulesen. Aber Vorsicht! Man darf sie nicht einfach addieren. Wir müssen zwischen ohmschen und induktiven Verbrauchern unterscheiden.

Ohmsche Verbraucher sind jene Geräte, die Strom in Wärme oder Licht umwandeln. Typische Vertreter dieser Gerätekategorie sind Glühbirnen, elektrische Heizkörper oder einfache Wasserkocher. Um auf der sicheren Seite zu sein und den Generator nicht auf maximaler Leistung laufen zu lassen, sollten wir etwa 25 Prozent Reserve bei dieser Geräteklasse einplanen.

Induktive Verbraucher sind Geräte, die die vom Stromerzeuger gelieferte Energie zum Aufbau eines Magnetfeldes verwenden, um damit den Verbraucher in Bewegung zu setzen – also Geräte, die einen Elektromotor antreiben müssen. Daher ist der Anlaufstrom als Teil des Einschaltstroms, der für den Start des eingebauten Motors nötig ist, um ein Vielfaches höher als die Dauerleistung. Induktive Verbraucher benötigen daher im Allgemeinen das drei- bis vierfache ihrer Dauerleistung, sofern sie keinen Anlaufstrombegrenzer haben. Mitunter kann dies sogar der sechs- bis achtfache Wert eines älteren Geräts wie z.B. einem 20 Jahre alten Kühlschrank sein. Dies muss bei der Wahl des Stromerzeugers unbedingt berücksichtigt werden. 

© MG Mediengruppe

Die in der Tabelle angeführten Werte sind nur Beispiele für Geräte der verschiedenen Gattungen und die dafür notwendige Leistung des Stromerzeugers.

Bei ohmschen Verbrauchern ist eine Reserve von 25 Prozent einberechnet.

Für induktive Verbraucher ist ein Multiplikator für das Einbeziehen des Anlaufstroms berücksichtigt, der je nach Gerät unterschiedlich hoch ausfällt. Der Generator muss also kurzzeitig mehr leisten, bis der Verbrauch sich nach kurzer Zeit bei der Dauerleistung einpendelt.

Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich, bei induktiven Verbrauchern den Hersteller betreffend Anlaufstrom zu fragen oder einen Blick in die Gebrauchsanleitung zu werfen.

Vorsicht ist auch angebracht beim gleichzeitigen Einschalten mehrerer induktiver Verbraucher. Da kann ein Stromerzeuger der 2-kW-Klasse rasch an seine Grenzen stoßen.

Daher sollten induktive Verbraucher wie Waschmaschine oder Kühlschrank immer hintereinander in Betrieb genommen werden. Damit stellen Sie sicher, dass die bereits in Betrieb befindlichen Geräte lediglich ihre Nennleistung abrufen. So hat der Stromerzeuger wieder mehr Leistungsreserve übrig als beim gleichzeitigen Einschalten.

Einphasig oder dreiphasig?

Ein Ein-Phasen- oder ein Drei-Phasen-Modell. Was soll ich nehmen? Vorweg gesagt, die meisten gängigen Modell der Stromerzeuger sind Ein-Phasen-Geräte. Die Geräte liefern eine Wechselstrom-Spannung von 230 Volt. Der Vorteil dieser Modelle ist, dass alle am Gerät befindlichen 230-Volt-Steckdosen an der selben Phase hängen. Somit steht die maximale Leistung des Stromerzeugers auch an nur einer Steckdose zur Verfügung. Verwendet man mehrere Steckdosen, so teilt sich die Leistung des Gerätes auf die jeweiligen Steckdosen auf entsprechend der angeschlossenen Verbraucher.

Alternativ gibt es auch Drei-Phasen-Stromerzeuger. Sie sind aber nur sinnvoll, wenn man für einen Verbraucher Starkstrom benötigt. Diese Geräte liefern eine Wechselstrom-Spannung von 230 Volt und eine Drehstrom-Wechselspannung von 400 Volt. Für die 230-Volt-Steckdosen werden die drei Phasen getrennt. Somit steht an der 230-Volt-Steckdose maximal ein Drittel der Leistung des Stromaggregates zur Verfügung. Die volle Leistung steht nur an der Drei-Phasen-Starkstrom-Steckdose zur Verfügung.

Egal ob ein- oder drei-phasiges Gerät, es ist immer darauf zu achten, dass die Gesamtleistungsabnahme inklusive Einschalt- und Anlaufstrom der Verbraucher die maximale Leistung des Stromerzeugers nicht übersteigt. Gute Geräte verfügen über einen Überlastschutz, um Schäden zu vermeiden.

Beim Kauf eines Aggregats sollte man auch darauf achen, wie laut dieses arbeitet // © KI-generiert mit DALL:E von OpenAI

Gut, die ersten technischen Rahmenbedingungen sind geklärt. Aber wie lange soll das Gerät Strom liefern? Die meisten kleineren Geräte verfügen nur über eine Tankkapazität von vier bis fünf Liter. Dies reicht manchmal nur für vier Stunden Laufzeit. Es empfiehlt sich daher, genau auf Tankvolumen und Verbrauch bzw. Laufzeit zu achten. Die Laufzeit hängt natürlich auch von der Belastung des Gerätes ab, also davon, wie viele Verbraucher mit welcher Dauerleistung angehängt sind.

Will man eine längere Laufzeit und mehr Leistung, braucht man ein etwas größeres  Gerät. Aber Vorsicht: Mehr Leistung und längere Laufzeit bedeuten in der Regel auch mehr Größe, mehr Kosten und mehr Gewicht. Soll das Gerät zum mobilen Einsatz kommen, sind Räder ab einer gewissen Größe jedenfalls zu empfehlen.

Bei einer gewünschten Leistung von fünf bis sechs kW muss man schon mit etwa 150 kg Gewicht und Kosten von 1.000 bis 1.500 Euro rechnen. Handlichere Geräte schaffen meist nur zwei bis drei kW Leistung. Gibt es aber dafür schon um 300 bis 500 Euro.

Maximal 25 Liter Benzin in der Garage

Ob handliches Gerät oder eine etwas voluminösere Variante – die Frage der Treibstofflagerung ist zu klären. Wie viel Benzin oder Diesel darf ich zu Hause lagern? In den  diversen Bundesgesetzblättern und Verordnungen ist die gewerbliche Lagerung ganz klar geregelt. Im Privatbereich ist für einen Nicht-Juristen keine klare Vorgabe zu erkennen. Ein befragter Brandschutzbeauftragter liefert vorerst nur die Information, dass die Frage nicht so einfach zu beantworten sei. Am Besten solle man den Rauchfangkehrer fragen, denn der muss das beantworten können. Es sorgt für Verwunderung, dass der Brandschutzbeauftragte nicht sagen kann, was man lagern darf. Er meldet sich allerdings nochmals. Es habe ihm keine Ruhe gelassen und er habe sich das nochmals angesehen. Laut seiner Aussage darf man in Garagen bis 250 m² bis zu 25 Liter Benzin lagern. Bei Diesel ist es etwas mehr, da dieser nicht so leicht entzündbar ist. Will man bei einem Blackout über längere Zeit Strom vom Aggregat haben, kommt man mit 25 Litern natürlich nicht allzu lange aus. Aber es gibt ja noch eine Reserve. Ein PKW verfügt ja über 50 bis 60 Liter Treibstoff. Daraus lässt sich bei Bedarf mit einem Schlauch etwas abziehen. Doch Vorsicht! Passanten könnten Sie für einen Treibstoffdieb halten und die Polizei verständigen.

Ganz wichtig ist, dass praktisch alle Stromerzeuger mit Verbrennungsmotor nur im Freien zur Anwendung kommen dürfen. Es haben sich leider schon tödliche Vorfälle bei Indoornutzung ereignet. Die Hersteller weisen auch ausdrücklich darauf hin.

© MG Mediengruppe

Viel Lärm für Strom

Hat man nun das passende Plätzchen im Freien gefunden, stellt sich die Frage, ob sich die Nachbarn freuen. Denn die Stromerzeuger verursachen natürlich Geräusche beim Betrieb. Und die können abhängig von Größe und Modell gar nicht so gering ausfallen. So wird beispielsweise ein eher kleines Gerät mit 2 kW Leistung als geräuscharm angepriesen, verursacht es doch Lärm mit einem Pegel von nur 64 Dezibel (dB). Zum Vergleich: Dies entspricht etwa einem normalen Gespräch, einer Nähmaschine oder einem Fernseher mit Zimmerlautstärke. Viele Geräte haben aber auch Werte über 90 dB. Daher sollte der Platz entsprechend gewählt werden, um sich nicht selbst oder den Nachbarn zu stören. Man will ja keinen Streit mit dem Nachbarn.Um keine Überraschung im Notfall zu erleben, sollte man sich ein wenig um den Stromerzeuger kümmern. So empfehlen Hersteller einen Probelauf alle drei bis sechs Monate. Jedenfalls sollte man auch vor jedem Start den Ölstand kontrollieren. Modelle mit automatischer Ölmangelabschaltung geben einem diesbezüglich eine entsprechende Sicherheit. Ein trockener und kühler Raum ist der richtige Platz für die Lagerung des Aggregats. Stromerzeuger sind wirklich eine tolle Erfindung zur Absicherung in Notfällen wie einem Blackout. Aber man darf sich nicht von einem tollen Preis blenden lassen. Denn mit dem falschen Aggregat hat man im Notfall nur Kummer. Eventuell sitzt man im Dunkel und im schlimmsten Fall hat man seine Geräte beschädigt oder sogar zerstört. Ein Blick auf die Check-Liste vor dem Kauf hilft, die richtige Wahl zu treffen.

© MG Mediengruppe
Anzeige
Anzeige
Beitrag teilen
Thema

Blackout

Hier finden Sie die aktuellsten Meldungen zum Thema Blackout.

Zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren