So wenig arktisches Meereis wie noch nie

Im März 2025 wurde bei der winterlichen Ausdehnung von arktischem Meereis ein Negativrekord gemessen.

07.04.2025 14:18
red04
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Im März 2025 gab es so wenig arktisches Meereis wie noch nie im Winter.

Am 21. März 2025 erreichte die Meereisausdehnung laut dem deutschen Alfred-Wegener-Institut den geringsten Wert seit Beginn der kontinuierlichen Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979. Nur noch 14,45 Millionen Quadratkilometer waren mit Eis bedeckt. Dies entspricht einem Verlust von mehr als einer Million Quadratkilometern im Vergleich zum langjährigen Mittel, was der Fläche von Deutschland und Frankreich zusammen entspricht. Auch der Durchschnittswert für den gesamten Monat März 2025 lag mit 14,21 Millionen Quadratkilometern auf einem historischen Tiefpunkt und stellte das bisherige Rekordtief von 2017 ein.

Jahreszeitlicher Zyklus und extreme Temperaturen

Das Meereis im Nordpolarmeer folgt einem jahreszeitlichen Zyklus, bei dem es jedes Jahr im Februar und März seine maximale Ausdehnung erreicht und im Sommer wieder schmilzt. Die Satellitenmessungen dieses Jahres zeigen jedoch die geringste maximale Winterausdehnung aller Zeiten. Eine Hauptursache dafür sind die ungewöhnlich hohen Temperaturen in der Arktis während des Winters 2025. Während die Temperaturen auch in diesem Jahr unter dem Gefrierpunkt lagen, war es im März 2025 in vielen Regionen mit nur -10 °C deutlich wärmer als im langjährigen Mittel der Jahre 1981 bis 2010, welches -19 °C betrug. „Einige unserer Eisbojen, die durch die Arktis driften und per Satellit ihre Daten übertragen, haben im Januar und Februar 2025 zeitweise nur -5° C Temperatur über dem Eis gemessen“, erklärt Dr. Thomas Krumpen, Meereisphysiker am Alfred-Wegener-Institut.

Hohe Temperaturen und Eisdrift

Die hohen Temperaturen im Winter haben das Wachstum des Meereises in vielen Regionen stark reduziert. In einigen Gebieten stiegen die Temperaturen sogar bis zu 16 °C über den historischen Durchschnitt, was das Eisbedeckung zusätzlich verringert haben dürfte. Diese Entwicklung lässt sich durch Satellitendaten und Modellberechnungen bestätigen. Die wärmeren Bedingungen in der Arktis führten dazu, dass das Meereis nicht in dem Maße wachsen konnte wie in früheren Jahren. Neben den hohen Temperaturen trugen auch die Windverhältnisse zur geringen Meereisausdehnung bei. Starke ablandige Winde drängten das Meereis von der russischen Küste in Richtung zentrale Arktis. In kälteren Regionen wie der Laptew- und Karasee führte dies zu einer überdurchschnittlichen Bildung von neuem Eis. In der wärmeren Barentssee hingegen verschob sich die Eiskante weiter nach Norden.

Ausblick auf die sommerliche Meereisausdehnung

Die Beobachtungen der ersten drei Monate des Jahres 2025 lassen erste Rückschlüsse auf die sommerliche Meereisausdehnung zu. Experten des Alfred-Wegener-Instituts gehen davon aus, dass die Eisbedeckung im Sommer weiterhin gering bleiben könnte. In den vergangenen Monaten wurde ein überdurchschnittlicher Verlust von altem und dickem Meereis durch die Framstraße festgestellt. Das Fehlen dieses alten Eises könnte die Widerstandsfähigkeit des verbleibenden Meereises im Sommer weiter verringern. Dennoch können Wetter- und Ozeanbedingungen das Schmelzen noch verzögern oder regional unterschiedlich ausfallen lassen, sodass ein neuer Rekord wie 2012 nicht unbedingt erreicht werden muss. Unabhängig von den saisonalen Schwankungen zeigt der langfristige Trend jedoch eine klare Abnahme der Eisbedeckung in der Arktis. Seit den letzten vier Jahrzehnten ist die Fläche des Meereises im Winter um etwa 2,5 Prozent pro Dekade gesunken, was den anhaltenden Einfluss des Klimawandels auf das arktische Meereis verdeutlicht.

(red)

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