Grüner See vollständig ausgetrocknet
Durch zu wenig Niederschlag im Winter ist der Grüne See in der Steiermark zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder komplett ausgetrocknet.

Der Grüne See in Tragöß, eines der beliebtesten Ausflugsziele der Steiermark, ist aktuell vollständig ausgetrocknet – ein Anblick, den selbst viele langjährige Einheimische noch nie zuvor erlebt haben. Normalerweise ist ein niedriger Wasserstand im April nicht ungewöhnlich, da das Schmelzwasser der umliegenden Berge erst zwischen Mai und Juni den See erreicht. Doch in den vergangenen Jahrzehnten kam es nie vor, dass der See komplett trocken lag.
Trockener Winter als Ursache
Der Ursprung des außergewöhnlichen Zustands liegt im vergangenen Winter, der mit außergewöhnlich geringen Niederschlägen aufwarten konnte. Laut Geosphere Austria gab es in Österreich 45% weniger Niederschlag als in einem durchschnittlichen Winter. Im vergangenen Herbst war der Wasserstand noch so hoch wie selten zuvor, doch die Dürre des Winters hat dem See nun massiv zugesetzt. Der Grüne See wird ausschließlich durch unterirdische Quellen gespeist, die das Schmelzwasser aus den umliegenden Bergen in das Gewässer leiten. Der See hat keinen Überlauf, sodass das Wasser, wenn es einmal versickert, in den Grundwasserstrom des Lamingtals gelangt. Diese natürliche Versorgung hat in den letzten Jahren in der Regel ausgereicht, um den Wasserstand über den Winter hinweg zu stabilisieren. In diesem Jahr jedoch fehlen die nötigen Niederschläge, die den See füllen könnten.
Naturwunder in Gefahr
Für die Region ist der Grüne See ein Naturwunder, dessen türkisgrünes Wasser in den Sommermonaten zahlreiche Touristen anzieht. Der derzeitige Anblick des Sees als staubtrockenes Schotterfeld stellt jedoch eine beispiellose Ausnahme dar. Während die Trockenheit und der niedrige Wasserstand in dieser Jahreszeit normal sind, ist das vollständige Verschwinden des Wassers eine Seltenheit und konnte seit 60 Jahren zum ersten Mal beobachtet werden. In den Monaten April und Mai, wenn das Schmelzwasser zu fließen beginnt, ist es normal, dass der Wasserstand noch relativ niedrig ist, da das Schmelzwasser in dieser Zeit erst allmählich in den See einfließt. Die Füllung des Sees erreicht ihren Höhepunkt meist erst im Frühsommer, wenn der Schmelzprozess weiter fortschreitet. Ob der See in diesem Jahr wieder zu seiner gewohnten Größe heranwachsen wird, ist nach wie vor ungewiss – alles hängt von den kommenden Wetterbedingungen ab. Der Neuschnee in den Bergen macht jedoch Hoffnung, dass der Grüne See bald wieder Wasser aufnehmen wird. Eine schnelle Erholung des Sees ist nur durch ausgiebige Niederschläge in den kommenden Wochen zu erwarten.
(red)