60 Prozent haben Angst vor Blackout
Der großflächige Stromausfall in Südeuropa lässt auch in Österreich die Alarmglocken schrillen.

Der Blackout in Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs war ein Weckruf. In Österreich ist das Bewusstsein für das Risiko eines totalen Stromausfalls zwar da – aber kaum jemand ist vorbereitet. Laut einer aktuellen Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit geben 60 Prozent der Befragten an, „wenig bis überhaupt nicht“ auf ein Blackout vorbereitet zu sein. Die Sorge ist groß: Ebenfalls 60 Prozent haben Angst vor einem massiven Stromausfall und seinen Folgen. Das berichtet die Tageszeitung Österreich in ihrer heutigen Ausgabe.
Risiko gering – Folgen dramatisch
Zwar beruhigt Christoph Schuh von der Austrian Power Grid (APG): Die Gefahr eines Blackouts sei in Österreich „sehr gering“, ein einzelnes Kraftwerk könne jederzeit ausfallen, ohne dass gleich das ganze System kollabiere. Doch genau das ist der Knackpunkt: Nicht die Wahrscheinlichkeit ist entscheidend, sondern die Wucht der Folgen.
Denn wenn der Strom mehrere Stunden oder gar Tage ausfällt, steht plötzlich alles still: kein Licht, kein Bankomat, keine Supermarktkasse, kein Handyempfang, kein Internet. Der jüngste Vorfall in Südeuropa zeigt, wie schwer ein solcher Zusammenbruch zu kontrollieren ist. In Portugal soll laut Medienberichten ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ das Stromnetz aus dem Takt gebracht haben. Und auch ein Hackerangriff wird nicht ausgeschlossen.
Zwei Wochen autark – die Faustregel
Blackout-Experte Herbert Saurugg warnt seit Jahren vor genau solchen Szenarien. Für ihn ist klar: Jeder Haushalt sollte sich mindestens zwei Wochen selbst versorgen können. Das bedeutet:
- Wasservorrat von mindestens 35 Litern pro Person
- Haltbare Lebensmittel für 14 Tage
- Bargeld im Haus – denn Bankomaten könnten ausfallen
- Notfallplan für Kommunikation und Wärmeversorgung
Aber nicht nur Privatpersonen, auch Unternehmen und öffentliche Einrichtungen seien oft nicht auf den Ernstfall vorbereitet. „Jede Organisation sollte wissen, welche Probleme zu erwarten sind und wie man Schäden reduzieren kann“, so Saurugg.
Hacker, KI und kritische Infrastruktur
Ein weiteres Risiko: gezielte Angriffe auf das Stromnetz. Cybersecurity-Experte Dominik Kronberger warnt: „Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen werden zunehmen.“ Vor allem digitale Steuerungssysteme – etwa in Kraftwerken oder Spitälern – seien attraktive Ziele für Hacker, zunehmend auch mithilfe von künstlicher Intelligenz. Kronberger: „Es zeigt sich, dass Cyberkriminelle – teilweise im Auftrag staatlicher Akteure – ohne Rücksicht auf Verluste vorgehen.“
Was jetzt zu tun ist
Österreich sei zwar gut aufgestellt, aber längst nicht immun. Experten fordern:
- mehr Schulungen und Übungen – nicht nur im Zivilschutz
- verbindliche Notfallpläne für Betriebe
- Investitionen in Cybersicherheit
- und vor allem: Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung
Denn ein Blackout mag selten sein. Aber wenn er kommt, zählt jede Minute – und jede vorbereitete Maßnahme kann den Unterschied machen.
(red)