Blackouts: Ein Jahr im Schatten der Stromausfälle

Im Jahr 2024 erlebten zahlreiche Regionen der Welt schwerwiegende Stromausfälle.

28.03.2025 9:53
red04
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Blackouts treten in den letzten Jahren immer häufiger auf.

Was früher als seltenes Ereignis galt, scheint zunehmend zur Norm zu werden. Ob aufgrund geopolitischer Spannungen, extremen Wetterereignissen oder technischer Mängel – die Ursachen für Stromausfälle sind vielfältig. Die Konsequenzen sind jedoch immer die gleichen. Menschen bleiben ohne Strom, Infrastruktur wird lahmgelegt, und das alltägliche Leben gerät aus den Fugen.

Blackouts 2024 – Ein „Best Of“

Im Jahr 2024 gab es weltweit mehrere großflächige Stromausfälle, die die Anfälligkeit moderner Energiesysteme aufzeigten und die Frage aufwarfen, ob die Gesellschaft ausreichend auf solche Krisen vorbereitet ist. Vor allem gegen Ende des Jahres sorgten einige große Blackouts für Aufsehen. Am letzten Tag des Jahres erlebte die Insel Puerto Rico einen massiven Stromausfall, der fast 90 % der Kunden des Stromnetzbetreibers Luma betraf – also etwa 1,5 Millionen Menschen. Der Ausfall, der bis zu 48 Stunden andauerte, wurde durch ein Problem in einem Umspannwerk ausgelöst, das eine Kettenreaktion verursachte. Die Stromversorgung konnte nicht schnell genug wiederhergestellt werden, was zu erheblichen Störungen im täglichen Leben führte – ein besonders schwieriger Vorfall über die Feiertage. Schon im August waren über 700.000 Haushalte nach dem Hurrikan Ernesto von Stromausfall betroffen.

Kuba erlebte am 18. Oktober 2024 einen massiven Stromausfall, der die gesamte Insel betraf. Ursache war der Ausfall des Antonio Guiteras Thermoelectric Plant in der Provinz Matanzas, was zum vollständigen Zusammenbruch des nationalen Stromnetzes führte. Dieser Ausfall führte zu erheblichen Störungen im täglichen Leben, einschließlich Unterbrechungen der Wasserversorgung, Kommunikationsproblemen und Einschränkungen im öffentlichen Verkehr. Am 17. Dezember 2024 trat ein weiterer landesweiter Stromausfall auf, ebenfalls verursacht durch den Ausfall des Antonio Guiteras Thermoelectric Plant. Am 14. März des heurigen Jahres kam es zu einem erneuten landesweiten Stromausfall, dem vierten innerhalb des letzten halben Jahres, da im November 2024 ein weiteres Blackout durch den Hurrikan Rafael ausgelöst wurde.

Doch auch in den Frühlings- und Sommermonaten kam es zu zahlreichen Stromausfällen. Am 19. Juni 2024 tauchte ein landesweiter Stromausfall Ecuador für mehrere Stunden in Dunkelheit. Die Ursache war eine technische Störung im nationalen Stromnetz. Das Blackout betraf alle 18 Millionen Bewohner des Landes. Durch das Fehlen der Stromversorgung hielt das U-Bahn-System der Hauptstadt Quito an und verursachte ein Chaos im Verkehr, da die Signale nicht mehr funktionierten. Die Behörden führten den Stromausfall auf jahrelangen Investitionsmangel in die elektrische Infrastruktur zurück, was das System für solche Ausfälle anfällig machte.

Venezuela wurde im August und September 2024 von mehreren Blackouts geplagt. Die erste Unterbrechung der Stromversorgung erfolgte am 27. August. Danach folgten vier weitere große Stromausfälle bis zum 5. September. Teilweise waren dabei mehr als 20 Bundesstaaten betroffen. Der längste Ausfall dauerte 20 Stunden. Das Land ist stark abhängig vom Wasserkraftwerk am Guri-Damm und erlebt seit über einem Jahrzehnt häufige Stromausfälle. Experten kritisieren die mangelnde Wartung und fordern mehr Investitionen in die Infrastruktur.

Mehrere Blackouts innerhalb kurzer Zeit sind keine Ausnahme. Die USA verzeichnete vor allem aufgrund von Naturgewalten diverse Blackouts im Jahr 2024. Ein Wintersturm im Jänner brachte Überschwemmungen und starke Winde im Nordosten, wodurch fast eine Million Haushalte ohne Strom waren. Auch Schneestürme und Tornados im Südosten erschwerten die Lage. Im Februar trafen schwere Winterstürme Kalifornien, verursachten Überschwemmungen, Schneemengen und gefährliche Erdrutsche, wodurch mehr als 850.000 Haushalte ohne Strom blieben. Im Juli hinterließ der Hurrikan Beryl in Texas nach seinem Landfall mehr als eine Million Menschen ohne Strom und forderte mindestens vier Todesopfer. Schließlich, Ende September, richtete Hurrikan Helene im Südosten der USA verheerende Schäden an, wobei nahezu 2,1 Millionen Menschen in Georgia und South Carolina ohne Strom waren.

Die Zunahme der Blackouts

Die zunehmende Häufigkeit von Stromausfällen kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden. Immer häufiger auftretende Extremwetterereignisse wie Stürme, Hitzewellen und Überschwemmungen belasten die Strominfrastruktur erheblich. Diese Ereignisse sorgen nicht nur für direkte Schäden an den Stromleitungen, sondern erhöhen auch die Nachfrage nach Energie, wenn beispielsweise Klimaanlagen oder Heizungen überlastet werden. Zudem haben viele Länder, insbesondere Entwicklungsländer aber auch Teile Europas und Nordamerikas, nicht ausreichend in die Modernisierung ihrer Stromnetze investiert. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung von Stromnetzen hat allerdings auch Nachteile. Mit ihr steigt auch das Risiko von Cyberangriffen. Ein gezielter Angriff auf die Steuerungssysteme eines Stromnetzes könnte zu massiven und langanhaltenden Ausfällen führen. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland haben ebenfalls die Energiemärkte destabilisiert. Länder, die stark von Energieimporten abhängen, sind anfälliger für Versorgungsengpässe und damit auch für Stromausfälle.

Die Auswirkungen von Blackouts

Blackouts haben weitreichende Folgen, die weit über den Verlust von Strom hinausgehen. Sie betreffen die Wirtschaft, den Verkehr, die Kommunikation und die Gesundheitsversorgung. In den betroffenen Regionen mussten Krankenhäuser Notstromaggregate einsetzen, Unternehmen mussten Produktionen stoppen, und der öffentliche Verkehr kam in vielen Fällen zum Erliegen. Besonders dramatisch ist, dass Blackouts in Entwicklungs- und Schwellenländern, wie Venezuela oder Kuba, die ohnehin schon unter infrastrukturellen Problemen leiden, zu einem regelrechten Versorgungszusammenbruch führen können. Die zunehmende Häufigkeit von Stromausfällen stellt nicht nur eine technische Herausforderung dar, sondern auch eine gesellschaftliche. Um zukünftige Blackouts zu verhindern oder zumindest ihre Auswirkungen zu minimieren, sind investive Maßnahmen und technologische Innovationen erforderlich. Die Stärkung der Resilienz der Stromnetze gegen extreme Wetterereignisse ist außerdem von hoher Bedeutung. 2024 war ein Weckruf, der uns vor Augen führte, wie anfällig unser modernes Leben noch immer für die Instabilität der Stromversorgung ist.

(red)

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