Bodensee-Dürre-Desaster eröffnet neue Perspektiven

Was niedrige Pegelstände rund um Konstanz für Natur, Tourismus und Werbetreibende bedeuten können.

09.04.2025 15:57
Redaktion
© MTK Achim Mende
Niedrigwasser in Konstanz

Der Bodensee hat derzeit ein Problem – und eine Überraschung parat. Der Wasserstand ist niedrig, ungewohnt niedrig. Für viele ein stilles Alarmsignal in Zeiten des Klimawandels, für andere ein unfreiwilliger Blick auf das, was normalerweise verborgen bleibt. Doch statt Trübsal zu blasen, drehen die Touristiker in Konstanz die Erzählung einfach um: Aus dem Dürre-Desaster wird ein Naturphänomen, aus der Pegelkrise ein Farbenmeer.

Natur neu gerahmt

„Derzeit erinnern einige Uferabschnitte eher an ferne Küstenregionen – nur mit den schneebedeckten Alpen im Hintergrund“, sagt Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH. Tatsächlich zeigen aktuelle Luftbilder neu freigelegte Kiesflächen, ungewohnte Uferformationen und ungewöhnlich klare Sichtverhältnisse. Der Frühling inszeniert sich auf der Bühne Bodensee mit verändertem Bühnenbild – und das sorgt für Staunen.

Der Tourismus rund um den See reagiert mit typisch süddeutscher Souveränität: Alles halb so wild, lautet die Botschaft. Niedrige Wasserstände seien saisonal völlig normal, ein natürlicher Zyklus, der auch mal neue Sichtweisen ermögliche. Ob das stimmt oder eher Zweckoptimismus ist, bleibt offen. Fest steht: Die Blütezeit der Region hat begonnen – und das ist, Pegel hin oder her, nicht vom Tisch zu wischen.

Fotomotive statt Fischfang

Während Fischer über rückläufige Fangquoten klagen und Segler über untaugliche Anlegestellen, dürfen sich Naturfotografen über neue Perspektiven freuen. Freigelegte Uferbereiche geben neue Motive preis – für Instagram, für Drohnenpiloten, für alle, die visuelle Abwechslung schätzen. Die Bildsprache des Sees verändert sich – und mit ihr der touristische Blick.

Niedrigwasser in Konstanz und am Bodensee
Niedrigwasser in Konstanz und am Bodensee | © MTK Achim Mende

Die Region rüstet derweil sanft nach: Premiumwanderwege wie der SeeGang, Schifffahrten mit der Weißen Flotte oder blühende Parklandschaften auf der Insel Mainau sollen den Erlebniswert sichern. Der Frühling sei die ideale Zeit, um den See neu zu entdecken, betont auch Nina Hanstein von der Internationalen Bodensee Tourismus GmbH.

Zwischen Naturidylle und Wassermangel

Der Spagat zwischen Charmeoffensive und Klimabewusstsein ist dabei spürbar. Denn auch wenn offiziell betont wird, dass kein Anlass zur Sorge besteht – die sichtbaren Veränderungen am Ufer werfen Fragen auf. Was passiert, wenn sich diese Frühjahrsbilder zur neuen Normalität entwickeln?

(PA/red)

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