Bohrstart für Geothermie-Projekt in der Seestadt
Wien Energie und OMV starten Tiefenbohrungen in bis zu 3.400 Meter Tiefe.
Geothermie nutzt die natürliche Wärme aus der Erde, um Energie für Heizung oder Stromerzeugung bereitzustellen. Derzeit gelangt in der Seestadt Aspern das Projekt „deeep“ von Wien Energie und OMV in die Umsetzungsphase. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Bohrturm, der mit einer Höhe von 50 Metern die technischen Voraussetzungen schafft, um Gesteinsschichten in 3.400 Meter Tiefe zu erreichen. Ab 2028 soll die Anlage Fernwärme für 20.000 Wiener Haushalte erzeugen.
Zusammensetzung des Wassers entscheidend
Zunächst sind drei Bohrungen geplant, die bis Mitte 2025 abgeschlossen sein sollen. Wenn die Bohrungen erfolgreich sind, wird bei Fördertests das Formationswasser aus der Tiefe an die Oberfläche gefördert und untersucht werden. Diese Untersuchungen geben Aufschluss über die chemische Zusammensetzung des geförderten Wassers. Die Analyse ist ein zentraler Bestandteil des Projekts, da sie mehrere wichtige Informationen liefert:
- Korrosion und Materialverträglichkeit: Das Formationswasser aus der Tiefe enthält oft hohe Konzentrationen von gelösten Salzen, Mineralien oder Gasen wie Schwefelwasserstoff. Diese können Rohre und Anlagen angreifen, weshalb Materialien entsprechend ausgewählt werden müssen.
- Umweltverträglichkeit: Die chemische Zusammensetzung hilft, potenzielle Umweltauswirkungen zu bewerten. Sollte das Wasser zurück in die Tiefe gepumpt werden, müssen alle chemischen Parameter kontrolliert sein, um eine Kontamination zu verhindern.
- Effizienz der Energiegewinnung: Bestimmte chemische Eigenschaften können die Wärmeleitfähigkeit beeinflussen. Diese Daten sind entscheidend, um die Effizienz der Anlage zu optimieren.
Anlage geht 2028 in Betrieb
Ab 2026 will das deeep-Projektteam dann mit der Errichtung der Obertageanlage beginnen. Die Anlage soll 2028 in Betrieb gehen und dann über 100 Grad heißes Wasser an die Oberfläche pumpen. Dem Wasser wird dann Energie über einen Wärmetauscher entzogen und ins Fernwärmenetz eingespeist. In einem geschlossenen Kreislauf wird das abgekühlte Wasser über eine Injektionsbohrung in das geothermische Reservoir wieder zurückgeführt und heizt sich dort neu auf. Diese erste Tiefengeothermie-Anlage in Wien-Donaustadt wird eine Leistung von 20 Megawatt haben und 90 Mio. Euro kosten – das Projekt wird auch vom Klimaschutzministerium und aus den Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert.
Geothermie für saubere Energie
Insgesamt wollen OMV und Wien Energie in der Folge Tiefengeothermie-Anlagen mit einer Leistung rund 200 Megawatt entwickeln, um damit Fernwärme für bis zu 200.000 Wiener Haushalte zu erzeugen. Geplant sind bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen in Wien. Das Wiener Geothermie-Projekt steht für eine zukunftsorientierte Energiepolitik, die fossile Brennstoffe ersetzt und lokale, erneuerbare Energiequellen nutzt.
(APA/red)