Borkenkäfer knabbert am Gewinn der Bundesforste

Hauptverantwortlich für die magere Ertragslage 2024 waren enorme Schadholzmengen.

21.05.2025 14:46
Redaktion
© Andreas Hofer
Wienerwald, Tulbingerkogel, Biosphärenpark

Ein gesunder Wald ist mehr als eine Landschaft. Er speichert CO₂, stabilisiert Böden, bremst Stürme und filtert unser Trinkwasser. In Österreich bedecken Wälder rund 48 % der Landesfläche – ein scheinbar beruhigender Wert. Doch nur 15 % davon gehören dem Staat, verwaltet von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf). Der Rest liegt in Privat- und Landesbesitz. Damit zählt Österreich zu den Ländern mit dem niedrigsten Anteil an öffentlichem Waldeigentum in Europa.

Vom Naturraum zum Geschäftsmodell

Obwohl der Holzbereich rund 63 Prozent zur Betriebsleistung der Bundesforste beiträgt – also zum gesamten wirtschaftlichen Volumen – lag der Gewinn daraus 2024 bei lediglich 1,3 Millionen Euro. Grund dafür sind vor allem enorme Schadholzmengen infolge von Stürmen und Schädlingsbefall. Dieses Holz ist am Markt deutlich weniger wert, während gleichzeitig die Ernte- und Logistikkosten steigen – etwa durch beschädigte Wege oder schwer zugängliche Lagen.

Ein weiterer struktureller Risikofaktor ist die Dominanz der Fichte, die heute rund 60 % der Waldfläche der Bundesforste ausmacht. Historisch wurde sie wegen ihres schnellen Wachstums und der wirtschaftlichen Verwertbarkeit bevorzugt. Heute zeigt sich, dass monokulturelle Bestände anfälliger für Störungen sind – etwa durch Borkenkäfer, Windwurf oder Trockenstress. Die Herausforderung besteht also nicht darin, dass zu wenig Holz geschlägert wird, sondern darin, dass ein Großteil des eingeschlagenen Holzes nicht planbar, minderwertig und teuer in der Bergung ist.

Bedrohungen: Fluten, Feuer, Käfer

2024 war ein Jahr der Extreme: Stürme, ein Jahrhunderthochwasser, zerstörte Forstwege, steigende Waldpflegekosten. Besonders schwer wiegt jedoch der Borkenkäfer. Er zerstörte rund 270.000 Erntefestmeter (Efm) Holz – eine schockierende Zahl, wenn man bedenkt, dass die planmäßige Holzentnahme im selben Jahr nur rund 500.000 Efm betrug.

Mit anderen Worten: Der Käfer frisst mehr als die Hälfte dessen, was der Mensch planmäßig erntet. Der gesamte Holzeinschlag lag 2024 bei 2 Millionen Efm, davon waren 1,5 Millionen Efm Schadholz – also drei Viertel. Diese Dimension macht deutlich, dass der Borkenkäfer kein Abschreibposten ist, sondern ein systemischer Faktor, der Bilanzen, Ressourcen und Strategien mitbestimmt.

Wald der Zukunft ist divers

Trotz dieser Belastung bleiben die Bundesforste optimistisch – zumindest mittelfristig. Bei einer Pressekonferenz zur Jahresbilanz betonten Vorstandssprecher Georg Schöppl und Vorstand Andreas Gruber, dass der „Wald der Zukunft“ das Kerngeschäft bleibt. Geplant sind Investitionen in Baumartenvielfalt, Naturverjüngung, den Ausbau erneuerbarer Energie und ein gezielter Personalaufbau in der Holzernte, um rascher auf Schädlingsbefall reagieren zu können – vor allem in schwierigem Gelände.

Gleichzeitig soll der Wald strukturreicher und klimaresistenter werden. Eine durchmischte Altersstruktur und vielfältige Artenzusammensetzung sollen helfen, die Folgen früherer Monokultur-Strategien langfristig zu überwinden. Gewinne aus anderen Bereichen, etwa Immobilien, sollen „in den Wald einzahlen“, so Gruber. Nur so könne man die nötigen Investitionen auch künftig aus eigener Kraft stemmen.

(APA/red)

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