Chlorgas im Freibad: Ein unsichtbarer Killer

In Schwimmbädern wird die Chemikalie zur Desinfektion eingesetzt – zu viel davon kann fatale Folgen haben.

10.07.2025 9:28
Redaktion
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Öffentliches Schwimmbad

Vor einigen Wochen rückten Feuerwehr und Einsatzkräfte mit Schutzanzügen zum Freibad in Pöttsching im Bezirk Mattersburg aus. Der Grund: Chlorgas war ausgetreten – ein Stoff, der bereits in geringen Mengen die Atemwege massiv reizen und bei hoher Konzentration sogar tödlich sein kann. Die Austrittsstelle konnte rasch lokalisiert werden: Ein offenes Ventil an einer Gasflasche war die Ursache. Verletzt wurde niemand. Doch der Vorfall zeigt erneut, wie brisant der Umgang mit Chlor in Schwimmbädern ist – und wie rasch eine Alltagsidylle zur potenziellen Gefahrenzone werden kann.

Immer wieder Chlorgas-Alarm

Chlorgasaustritte sind in Österreich kein seltenes Ereignis. Erst im Juni wurde im Hallenbad von Raabs an der Thaya eine undichte Gasflasche entdeckt – rund 50 Menschen mussten evakuiert werden. Auch hier blieb es glücklicherweise bei einem glimpflichen Ausgang. Doch die Gefährdungslage bleibt real: Schon ein kleiner technischer Defekt kann genügen, um eine toxische Wolke freizusetzen.

Was ist Chlorgas?

Chlorgas (Cl₂) ist ein gelbgrünes, stark stechend riechendes Gas. Es wird in der Schwimmbadtechnik zur Desinfektion des Wassers eingesetzt – als wirksames Mittel gegen Keime, Bakterien und Pilze. Im Normalbetrieb ist es entweder gebunden oder stark verdünnt im Wasser enthalten und ungefährlich. Problematisch wird es, wenn das Gas in Reinform freigesetzt wird: Es reizt Augen und Atemwege, kann zu Atemnot führen und in hoher Konzentration Lungenversagen verursachen. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen und Personen mit Atemwegserkrankungen.

Der Fall Barcelona

Wie dramatisch ein solcher Vorfall eskalieren kann, zeigte sich im Mai nahe Barcelona. Nach einem Brand in einem Lager für Schwimmbad-Chemikalien bildete sich eine riesige Chlorgaswolke über mehreren Gemeinden. Die Behörden forderten rund 150.000 Menschen auf, in ihren Häusern zu bleiben. Schulen blieben geschlossen, öffentliche Einrichtungen wurden abgesperrt. Der Zwischenfall hatte eine ganze Region für Stunden lahmgelegt – und verdeutlicht, dass Chlorgas kein lokales, sondern ein überregionales Risiko darstellen kann, wenn es außer Kontrolle gerät.

Was tun bei Chlorgeruch?

Wer in einem Schwimmbad plötzlich einen stechenden, beißenden Geruch wahrnimmt – vor allem in geschlossenen Räumen oder bei Windstille – sollte schnell handeln. Erste Warnzeichen wie Hustenreiz, tränende Augen oder Atembeschwerden sollten ernst genommen werden. Im Zweifel: das Bad sofort verlassen, andere warnen und die Einsatzkräfte alarmieren. Sicherheitspersonal vor Ort ist in der Regel geschult, doch auch Besucherinnen und Besucher sollten wissen: Chlor in hoher Konzentration ist ein Notfall.

(red)

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