Das Burgenland forciert Salzbatterien für daheim

Mit der Kooperation zwischen Burgenland Energie und dem Start-up Salzstrom beginnt im Burgenland eine neue Phase der Energiewende.

17.07.2025 15:02
Redaktion
© Burgenland Energie AG
v.l.n.r.: Vorstandsvorsitzender Burgenland Energie Stephan Sharma, Geschäftsführer Salzstrom Jürgen Ellensohn, CFO Salzstrom Stefan Nolte, CEO Salzstrom Peter Arnold, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Die als „Salzspeicher“ beworbenen Batterien basieren auf der Natrium-Ionen-Technologie. Das Grundprinzip ist jenem herkömmlicher Lithium-Ionen-Akkus ähnlich: Beim Laden und Entladen wandern Ionen zwischen zwei Elektroden hin und her. Statt Lithium verwendet man jedoch Natrium, ein in Form von Kochsalz (NaCl) nahezu unbegrenzt verfügbares Element. Die Batteriezellen bestehen aus ungiftigen, nicht brennbaren Materialien, was die Technologie im Vergleich zu konventionellen Systemen sicherer und umweltverträglicher macht.

Das Start-up Salzstrom hat als erstes Unternehmen in Europa ein CE-zertifiziertes Batteriesystem auf Natriumbasis auf den Markt gebracht. Die Speicher gelten als robust, temperaturbeständig und besonders langzeitstabil – Eigenschaften, die sie für stationäre Anwendungen im Haus oder Betrieb attraktiv machen.

Dezentral und sofort verfügbar

Gemeinsam mit Burgenland Energie bringt Salzstrom seine Technologie nun in die Fläche: Unter dem Produktnamen „SalzSissi“ werden die Speicher seit Juli 2025 für Haushalte und Gewerbebetriebe angeboten – inklusive Wechselrichter, Installation und Service durch burgenländische Fachfirmen.

Die erste Anlage soll noch im August im Gemeindeamt Apetlon installiert werden, mit einem Speichervolumen von rund 20 Kilowattstunden. Insgesamt stehen 100 Heimspeicher zur sofortigen Bestellung bereit. Kunden können zwischen Kauf und monatlichem Abo ab 59 Euro wählen. Das Land Burgenland fördert den Ausbau zusätzlich.

Die Geräte sind nicht zentral, sondern dezentral geplant – sie stehen bei den Kundinnen und Kunden vor Ort und sollen PV-Strom speichern, der tagsüber produziert, aber nicht sofort verbraucht wird. Dadurch lässt sich die Eigenverbrauchsquote erhöhen, während gleichzeitig Netzgebühren und Einspeiseabgaben sinken – ein Thema, das durch geplante neue Kostenmodelle auf Bundesebene an Bedeutung gewinnt.

Stärken der Salzbatterie – und ihre Grenzen

Salzbatterien bieten viele Vorteile: Sie sind nicht brennbar, enthalten keine kritischen Rohstoffe, sind kostengünstig in der Herstellung und versprechen eine lange Lebensdauer von über 15 Jahren. Zudem werden sie aus Materialien gefertigt, die weltweit verfügbar sind – geopolitische Abhängigkeiten wie beim Lithium-Abbau entfallen.

Doch ganz ohne Einschränkungen kommt die neue Technologie nicht aus. Die größte Schwäche ist die geringere Energiedichte: Natrium-Ionen-Batterien speichern weniger Energie pro Kilogramm als Lithium-Akkus. Für den stationären Einsatz ist das unproblematisch – Gewicht spielt hier kaum eine Rolle. Für mobile Anwendungen wie E-Autos jedoch bleibt Lithium vorerst klar überlegen.

Ein weiterer Punkt ist die geringe Marktreife im Vergleich zu etablierten Systemen. Während Lithium-Akkus in Millionen Geräten weltweit verbaut sind, steckt die Salzbatterie noch in der Skalierungsphase. Produktionskapazitäten, Serviceerfahrung und Marktakzeptanz müssen erst wachsen. Auch ist unklar, wie sich die Preise bei größerer Nachfrage entwickeln – derzeit profitieren Pilotkunden von Förderungen und Vorzugskonditionen.

Wie konkurrenzfähig ist die Technologie?

Ein Salzbatteriespeicher muss sich in Österreich mit etablierten Heimspeicherlösungen messen lassen – darunter Lithium-Ionen-Systeme von Herstellern wie Sonnen, BYD oder Tesla. Diese punkten mit hoher Effizienz und langer Marktpräsenz, sind aber oft teurer, wartungsintensiver oder mit Umweltrisiken behaftet.

Salzspeicher bieten hier eine ökologische Alternative mit fairer Preisstruktur, regionaler Wertschöpfung und hohem Sicherheitsniveau – jedoch mit dem Nachteil einer etwas geringeren Energiedichte und bislang wenigen Referenzanlagen.

Zukunftsmodell mit Entwicklungspotenzial

Die Salzspeicher-Offensive im Burgenland könnte den Grundstein legen für eine breite Einführung natriumgestützter Speicherlösungen in Österreich – vorausgesetzt, die Systeme bewähren sich im Alltag.

Ob die Salzbatterie langfristig mit Lithium konkurrieren kann, hängt von technischen Weiterentwicklungen, Skalierungseffekten und der Marktnachfrage ab. Doch schon jetzt zeigt sich: Für Haushalte mit Photovoltaikanlage, die auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Versorgungssicherheit setzen, ist Salz eine ernsthafte Option.

(PA/red)

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