Milliardenschäden durch Fischerei
Die Schleppnetz-Fischerei bildet ein unterschätztes Risiko für Ökosysteme, Klima und unsere Zukunft.

Eine gängige Praxis der industriellen Fischerei könnte Europa jedes Jahr Milliardenschäden verursachen. Die Rede ist von der Grundschleppnetz-Fischerei – einer Methode, bei der riesige Netze über den Meeresboden gezogen werden. Die Schäden, die dabei entstehen, reichen weit über zerstörte Muschelbänke und Riffe hinaus. Sie bedrohen langfristig die Nahrungsmittelversorgung des Menschen, das Klima – und die Belastbarkeit der Ozeane.
Subventionierte Umweltzerstörung
Ein aktueller Bericht unter Mitwirkung der Meeresschutzinitiative National Geographic Pristine Seas beziffert die durch diese Fischereimethode verursachten Kosten auf bis zu zehn Milliarden Euro jährlich – allein in Europa. Trotz wachsender Kritik ist die Grundschleppnetz-Fischerei weiterhin weit verbreitet. Sie wird massiv subventioniert. Die wahren ökologischen und klimatischen Kosten treten dabei nicht im Marktpreis auf. Dabei ist der ökologische Preis hoch: Ganze Lebensräume werden zerstört, Arten verdrängt oder ungewollt mitgefangen, Sedimente aufgewirbelt und gespeichertes CO2 freigesetzt.
Gefahren für die Umwelt
Der Ozeanboden spielt eine zentrale Rolle als Kohlenstoffspeicher. Wird er durch Netze aufgewühlt, kann mehr Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen – mit direkten Auswirkungen auf das globale Klima. Gleichzeitig sinkt die Biodiversität in dramatischem Tempo, was die Regenerationsfähigkeit des gesamten marinen Ökosystems gefährdet. Besonders brisant: Über zwölf Prozent dieser zerstörerischen Fischereimethoden finden in offiziell ausgewiesenen Meeresschutzgebieten statt – auch in Deutschland, etwa am Sylter Außenriff oder im Fehmarnbelt. Ein sofortiges Verbot in diesen Zonen könnte bereits erheblichen Schaden abwenden und die Regeneration mariner Lebensräume einleiten.
Alarmierende Zahlen
Expert:innen analysierten den Zeitraum zwischen 2016 und 2021 und kamen zu einem klaren Ergebnis. Der wirtschaftliche Nutzen ist gering, die ökologischen Kosten enorm. Die Fischerei erzielte im Schnitt 4,5 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr – bei einem möglichen Verlust von bis zu 10,8 Milliarden Euro, je nach Bewertung der CO2-Emissionen. Enric Sala, führender Forscher bei Pristine Seas, spricht von einer „ökologischen und wirtschaftlichen Katastrophe“. Die Schleppnetz-Fischerei trage nur rund zwei Prozent zur tierischen Eiweißversorgung Europas bei – zerstöre aber in großem Maßstab die Grundlagen unserer marinen Nahrungsketten.
(PA/red)