Netztarife: Österreichische Lösung in Sicht
Die geplanten Einspeisegebühren für Photovoltaik regen auf – Ausnahmen für kleine Anlagen sind angedacht.

Bisher zahlen Betreiber von Photovoltaikanlagen in Österreich keine gesonderten Netztarife für die Einspeisung ihres überschüssigen Stroms. Die Netzgebühren tragen die Haushalte, die Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen. Mit dem geplanten neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) will die Regierung diese Schieflage korrigieren.
Im Gespräch sind Netzentgelte, die von der Regulierungsbehörde E-Control festgelegt werden sollen. Wie hoch sie ausfallen und ab welcher Anlagengröße sie greifen könnten, ist noch offen. Klar ist aber: Im Raum steht ein Paradigmenwechsel, denn erstmals würden private Produzenten – vom Einfamilienhaus mit Solardach bis zur größeren PV-Farm – systematisch zur Kassa gebeten.
Die Pläne: Gebühren, Speicher, Ausnahmen
Neben Netztarifen kursiert auch der Plan, künftige Förderungen nur noch für Anlagen zu vergeben, die mit Stromspeichern ausgestattet sind. Die Idee dahinter: Netzstabilität. Wer den Strom nicht zur Mittagszeit ins Netz drückt, sondern zwischenspeichert, soll belohnt werden.
Und jetzt kommt die Wendung, die ganz nach einer österreichischen Lösung klingt: Es soll Ausnahmen geben – für „kleine, netzdienliche Anlagen“. Was das genau heißt, ist noch völlig unklar. „Netzdienlich“ könnte heißen, dass eine Anlage Strom nicht in Spitzenzeiten einspeist oder technisch steuerbar ist. Oder dass Energiegemeinschaften – mit gemeinsamer Stimme – ihren Vorteil einfordern. Sicher ist nur: Solche Hintertüren öffnen endlose Debatten, wer nun privilegiert wird und wer nicht.
Politischer Diskurs vor Gesetzesentwurf
Dass man ausgerechnet den „Häuslbauern“ in die Tasche greifen will, während man sie gleichzeitig als Rückgrat der Energiewende beschwört, hat eine gewisse Note. Noch strenger riecht es, wenn die Lösung erst durch eine Ausnahmeregelung tragbar wird. Anstatt klare und langfristig planbare Regeln zu schaffen, die für alle gelten, jongliert die Politik mit Schlagworten wie „netzdienlich“ – eine typisch “Österreichische Lösung”.
Damit wird weder das Ziel der Netzstabilität erreicht noch das Vertrauen der Konsumenten gestärkt. Es geht scheinbar nur um Geld und Profite: die “Kleinen” dürfen jederzeit dienlich sein, wenn es darum geht, ihre Dächer mit Solaranlagen zu bestücken und Tausende Euro zu investieren. Doch dann werden sie zur Kassa gebeten, weil ihr Strom zur falschen Zeit ins Netz fließt. Plötzlich sind die Vorzeige-Solarpaneele auf manch schmuckem Einfamilienhaus alles andere als „netzdienlich“ – so schnell kann’s gehen.
Dabei könnten gerade die Großen – von EVN bis Wien Energie – Speicherlösungen fördern. Etwa durch Kauf und Wartung entsprechender Geräte, die bei Privaten und kleinen Gewerbestandorten stationiert werden.
(APA/red)