ÖAMTC-Flugrettung war in den Ferien im Großeinsatz
Erheblicher Schneemangel führte in vielen Skigebieten zu gefährlichen Pistenverhältnissen und zahlreichen Unfällen.

Die Semesterferien sind für viele Familien in Österreich die perfekte Gelegenheit, um dem Alltag zu entfliehen und auf den Pisten der Alpenregionen sportliche Herausforderungen zu suchen. Doch der Winter 2025 hat sich als einer der schneearmsten der letzten Jahre erwiesen – mit weitreichenden Folgen für die Sicherheit auf den Skipisten. Die ÖAMTC-Flugrettung war in den vergangenen Wochen massiv gefordert und musste 1.666 Mal ausrücken, um verletzte Wintersportler medizinisch zu versorgen.
Harte Pisten, hohe Unfallzahlen
Die größte Herausforderung für Skifahrer und Snowboarder waren die schlechten Schneeverhältnisse. Aufgrund der milden Temperaturen und der geringen Schneefälle waren viele Pisten vereist, uneben oder von Steinen durchsetzt. Abseits der präparierten Strecken fehlte eine schützende Schneedecke, sodass Stürze oft zu schweren Verletzungen führten. In den ersten drei Februarwochen mussten die Notarzthubschrauber 726 Einsätze auf Skipisten fliegen, um Verunglückte zu bergen.
Besonders betroffen waren Tirols Skigebiete, wo insgesamt 474 Rettungseinsätze stattfanden. Die höchste Einsatzfrequenz verzeichnete der Hubschrauber Christophorus 4 in Kitzbühel mit 108 Einsätzen.
Warum kam es zu so vielen Unfällen?
Die hohe Zahl der Skiunfälle ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
- Harte und eisige Pisten: Besonders am Morgen sind Skipisten durch Nachfröste oft vereist. Fehlender Pulverschnee verstärkt das Sturzrisiko erheblich.
- Überschätzung der eigenen Fähigkeiten: Viele Skifahrer, die nur wenige Tage pro Jahr auf den Brettern stehen, neigen dazu, ihr Können zu überschätzen und wählen zu anspruchsvolle Abfahrten.
- Dichtes Gedränge: Aufgrund des begrenzten Pistennetzes kam es in vielen Skigebieten zu einer höheren Skifahrer-Dichte, wodurch das Risiko für Zusammenstöße gestiegen ist.
- Fehlende körperliche Fitness: Wintersport erfordert eine starke Beinmuskulatur und schnelle Reflexe. Besonders am Nachmittag, wenn die Muskulatur ermüdet, steigt die Unfallgefahr.
- Alkohol auf der Piste: Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss von Alkohol, insbesondere nach der Mittagspause.
Die Rolle der Flugrettung
Die ÖAMTC-Flugrettung spielt in Österreich eine entscheidende Rolle bei der alpinen Notfallversorgung. Durch ihre schnelle Einsatzbereitschaft können Verunglückte innerhalb weniger Minuten aus schwer zugänglichem Gelände geborgen und in spezialisierte Kliniken transportiert werden. Die meisten Einsätze betreffen Verletzungen an den Kniegelenken, Schultern und am Kopf, oft infolge von Stürzen auf harter oder unebener Pistenoberfläche.
„Die Zahl der Einsätze zeigt, wie essenziell unsere Arbeit für die Notfallversorgung ist“, betont Marco Trefanitz, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung.

Versicherungsschutz und Kostenfalle
Die Bergung und medizinische Erstversorgung durch die Flugrettung ist für die meisten Patienten durch die Sozialversicherung gedeckt. Doch 11 % der Einsätze fallen in den Bereich der Freizeit- und Sportunfälle, bei denen die Kosten direkt an die Patienten verrechnet werden. Ohne eine entsprechende Unfall- oder Bergungsversicherung können für einen Hubschraubertransport schnell mehrere tausend Euro anfallen. Experten raten Wintersportlern daher dringend, vor der Abreise die eigene Versicherungspolice zu überprüfen.
Sicherheitstipps für Wintersportler
Um das Verletzungsrisiko auf der Piste zu minimieren, sollten Skifahrer einige Grundregeln beachten:
Angemessene Pistenwahl: Wer seine Fähigkeiten realistisch einschätzt, kann gefährliche Situationen vermeiden.
Gutes Aufwärmen: Kniebeugen und Mobilisationsübungen vor der ersten Abfahrt senken das Verletzungsrisiko.
Ausrüstung checken: Skibindungen regelmäßig von Fachleuten einstellen lassen, um Fehlfunktionen zu verhindern.
Pistenregeln einhalten: Die FIS-Regeln sorgen für ein sicheres Miteinander auf der Skipiste.
Alkohol vermeiden: Lieber nach der letzten Abfahrt zum Après-Ski als davor – so lassen sich viele Unfälle vermeiden.
Vorsicht bei schwierigen Bedingungen
Die Statistik der ÖAMTC-Flugrettung verdeutlicht, dass der Schneemangel nicht nur den Skigebieten wirtschaftlich zusetzt, sondern auch zu einer höheren Unfallrate führt. Vereiste Pisten, überfüllte Abfahrten und unzureichende Vorbereitung sind eine gefährliche Kombination. Wer sich frühzeitig mit den Risiken auseinandersetzt und sicherheitsbewusst fährt, kann viele Unfälle vermeiden.
Mehr zum Thema: Fremdverschulden auf der Skipiste höher als gedacht. Ein Kniespezialist aus Kitzbühel und der Leiter der KFV-Rechtsabteilung analysieren die Risiken auf Österreichs Skipisten.
(PA/red)
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