„Solar-Rebell“ schaltet EU ein

Michael Resch hat sein Haus in eine energieautarke Photovoltaik-Festung verwandelt. Seine Heimatgemeinde Anif fordert den Abbau der Module. Nun wendet sich der „Solar-Rebell“ an die Europäische Kommission.

Das Haus des Solar-Rebells ist völlig energieautark // © Michael Resch
Check-List Redaktion

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Energie als Menschenrecht – dafür kämpft Michael Resch. Der Pensionist aus der Salzburger Gemeinde Anif, der als „Solar-Rebell“ in die Medien einging, hat sein Haus mit einer eigens konstruierten Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Über ein Jahr lang tüftelte der ehemalige Vermögensmanager der Bank Austria daran. Das Ergebnis: Ein ausgeklügeltes System mit mehreren Kollektoren, die seitlich an der Hausfassade angebracht sind – und Resch’ Eigenheim nun schon seit über einem Jahr völlig energieautark mit Strom versorgen. Für seine innovative Herangehensweise wurde er im vergangenen Jahr sogar mit dem renommierten Österreichischen Solarpreis 2023 belohnt.

Doch kaum hatte Resch sein Vorhaben in die Tat umgesetzt, zogen sprichwörtliche schwarze Wolken auf. Und zwar im Gemeindeamt: Seine Heimatgemeinde Anif fordert ihn dazu auf, die Anlagen abzubauen. Weil Bewilligungen fehlen. Und die Anlage nicht zum Ortsbild passt. Schon seit Monaten kämpft der „Solar-Rebell“ öffentlich dagegen an, organisiert sich gar auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und Unterstützung seiner Mitbürger zu erbitten. Die Gemeinde ließ sich bisher aber nicht umstimmen. Und das, obwohl Anif als sogenannte e5-Gemeinde – also als besonders energieeffizient – gilt.

Michael Resch tüftelte ein Jahr lang an seiner Anlage – und erhielt dafür den renommierten Österreichischen Solarpreis 2023 // © Michael Resch

Scharfe Zusatzregeln

Tatsächlich hat Anif als einzige Gemeinde Salzburgs scharfe Zusatzregeln für die Montage von PV-Anlagen. Eine davon ist etwa, dass Kollektorflächen nicht hochglänzend sein dürfen – obwohl Module mit matter Oberfläche noch nicht lange als handelsüblich gelten. Außerdem müsse die Anordnung der Elemente der Dachneigung entsprechen, was – so der „Solar-Rebell“ – einen sinnvollen Winterbetrieb ausschließt. Denn: Bringt man die Module in einem schrägeren Winkel und seitlich an der Hausfassade an, so wie in Resch’ Fall, kann selbst dann Strom erzeugt werden, wenn das ganze Land verschneit ist. Und alle anderen Anlagen ausfallen. Genau eine solche Anbringung ist allerdings laut der Gemeinde untersagt, das dies im Widerspruch zum Ortsbild stehe. Somit sind auch die immer beliebter werdenden „Balkonkraftwerke“ aufgrund der Regelungen quasi tabu.

Und – eine weitere Regelung besagt, dass „die Rahmen der PV-Elemente an die Farbe der Deckung der Baukörper anzupassen“ seien. Sprich, die Rahmen der Paneele müssten die Farbe des jeweiligen Daches haben. Dies sei höchstens per kostspieliger Sonderanfertigung umsetzbar und damit reine Schikane, kritisiert Resch.

Resch’ Anlage funktioniert aufgrund der seitlichen Anordnung der Paneele selbst im Winter ohne Probleme // © Michael Resch

Hilfe von der EU?

Am heutigen Donnerstag, dem 25. Jänner, will der Bauausschuss von Anif erneut tagen und eine endgültige Entscheidung treffen, ob die Photovoltaik-Module weg müssen. Resch ist angesichts der vergangenen Forderungen über einen Abbau wenig optimistisch, dass die Entscheidung zu seinem Gunsten fällt.

Dementsprechend hofft er nun auf Hilfe aus Brüssel. In einem Schreiben wandte er sich mit seinem Anliegen an die Energiebehörde der Europäischen Kommission. Resch bezieht sich dabei auf einen Erlass mit dem Titel „Verordnung zur Festlegung eines Rahmens für einen beschleunigten Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien“ von 2022, wonach kein Grund bestehen würde, die Anlage zu entfernen. Aktuell befindet sich die Beschwerde in Prüfung. Check-List wird berichten.

Ob der „Solar-Rebell“ seine Photovoltaik-Festung letztlich abbauen muss, bleibt abzuwarten // © Michael Resch

Red./LB

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