aWATTar pausierte Aufnahme von Neukunden – Laut E-Control-Tarifkalkulator bieten derzeit vier Stromlieferanten Spotmarkt-Tarife an – Smart Meter Voraussetzung für Stundentarife
Die hohen Endkundentarife bei klassischen Stromanbietern bei gleichzeitig stark gesunkenen Großhandelspreisen führen zu einem Kundenansturm bei Anbietern, die die stündlichen Börsenstrompreise weitergeben. Einer dieser Anbieter, aWATTar, hat wegen der “derzeit sehr hohen Nachfrage” bei seinem Tarif “Hourly” heuer im Frühjahr die Neukundenaufnahme pausiert. Mittlerweile bieten vier andere Unternehmen ebenfalls solche Spotmarkt-Tarife an.
Seit Beginn des Jahres sind die Strompreise am Spotmarkt stark zurückgegangen. Kostete eine Kilowattstunde vergangenen November noch teils 50 Cent pro Kilowattstunde (KWh), so sind es derzeit unter 10 Cent. Über das Pfingstwochenende waren die Preise während der nachfrageschwachen und sonnenstarken Stunden am Nachmittag sogar negativ.
Der starke Preisrückgang an der Strombörse und der Umstand, dass viele Haushalte nach den Preissprüngen des Vorjahres deutlich mehr für Strom zahlen, führte zu dem hohen Andrang bei Anbietern, die die Börsenpreise eins zu eins mit einem Aufschlag und einer Grundgebühr weitergeben.
Voraussetzung für einen solchen Tarif ist ein neuer Stromzähler (Smart Meter). Die Energiebehörde E-Control bietet für die Stundentarife seit Jahresbeginn auch einen Preisvergleich im Tarifkalkulator an. Demnach bieten aktuell vier Anbieter dieses Tarifmodell an: Spotty, smartEnergy, E1 Erste Energie und das E-Werk Gösting.
aWATTar wiederum erklärt auf seiner Webseite, seinen Stundenbezugstarif demnächst wieder für neue Kunden öffnen zu wollen. “Wir sind bis voraussichtlich Anfang Juni wieder für Sie da!”, heißt es. Eine unverbindliche Voranmeldung ist weiter möglich.
Am Spotmarkt wird täglich der Strom für den nächsten Tag gehandelt. Diese Day-Ahead-Auktion findet an der Strombörse EPEX Spot mit Sitz in Paris statt. Die Ergebnisse werden jeweils um ca. 14 Uhr für den Folgetag und das jeweilige Land veröffentlicht. Für jede Stunde des Tages ergibt sich so abhängig von Angebot und Nachfrage ein anderer Preis.
Die Idee hinter sich stündlich ändernden Stromtarifen ist, dann Strom zu verbrauchen, wenn er besonders “grün” und damit billig ist. Denn der CO2-Ausstoß des Strommix ist davon abhängig, welche Arten von Kraftwerken laufen müssen, um die Nachfrage zu decken.
Steht viel Wind oder viel Sonne zur Verfügung und ist die Stromnachfrage gleichzeitig niedrig, sind auch die stündlichen Strompreise niedrig und manchmal sogar negativ. Meist sind die Stunden am Nachmittag mit viel Sonne, aber wenig Stromnachfrage ebenso günstig wie die Nachtstunden, weil nachts oft der Wind auffrischt und die Wasserkraftwerke weiter laufen, während der Stromhunger in vielen Haushalten und Unternehmen stark sinkt.
Im Gegensatz dazu stehen die nachfrage-starken Tageszeiten mit der Morgen- und Abendspitze. Das sind tendenziell Zeiten, an denen das Angebot aus Wind, Sonne und Wasser nicht ausreicht und deshalb teure Gaskraftwerke – und in Österreich Pumpspeicherkraftwerke – zugeschaltet werden müssen, um die Nachfrage zu decken.
Sinnvoll ist ein sich stündlich ändernder Stromtarif vor allem für Kunden, die einen Großteil ihres Strombedarfs verlagern können. Das sind vor allem Haushalte mit Wärmepumpen und Elektroautos.
APA/Red.