Tirols WK-Präsident will NGO-Schulterschluss bei Ökologisierung

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Check-List Redaktion

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Für Walser etwa bei Wasserkraftwerken “Zeit des Streits vorbei” – Wirtschaftskammer legte Positionspapier vor – WWF forderte Ende der “Kammer-Blockade”

Tirols schwarzer Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser hat sich hinsichtlich einer Ökologisierung der Tiroler Wirtschaft für einen Schulterschluss mit den NGO ausgesprochen. Die “Zeit des Streits” sei vorbei und auch die NGO müssten sich die Frage stellen, ob sie bei den Wasserkraftwerksprojekten in Tirol, etwa im Imst-Haiming oder dem Kaunertal-Ausbau, “eine wirkliche Weiterentwicklung wollen”, betonte Walser am Mittwoch 14. Juni in einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Außerdem müsse die Politik bei Wasserkraft-Neubauten oder -Ausbauten “neue Rahmenbedingungen schaffen”, strich Walser bei dem Pressegespräch heraus, bei dem auch ein Positionspapier zur Ökologisierung der Tiroler Wirtschaft präsentiert wurde. “Verfahren müssen, natürlich im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit, definitiv deutlich beschleunigt werden”, sagte er. Ziel sei es jedenfalls, dass Politik, Wirtschaft und NGO “gemeinsam an der Ökologisierung der Wirtschaft und der Gesellschaft arbeiten”, so Tirols Wirtschaftskammerpräsident.

Damit das auch wirklich gut und nachhaltig gelinge, gelte es auch ein “Ende der Einspruchsmöglichkeiten” herbeizuführen, beispielsweise bei den Einsprüchen der Naturschutzorganisation WWF gegen den Ausbau des Kaunertal-Kraftwerkes. Trotz dieser klaren Ansagen gab sich Walser letzten Endes auch in dieser Sache versöhnlich: “Man muss die Naturschützer natürlich mit ins Boot holen.”

Die Wirtschaft sei derzeit “die treibende Kraft”, brachte er die Wirtschaftskammer und die Tiroler Betriebe im Anschluss als Grün-Innovatoren in Stellung. “Die Ökologisierung ist nämlich eine große Chance für die Wirtschaft”, erklärte Walser. An dieser Chance müssten ab sofort “EU, Bund, Länder und Gemeinden mitarbeiten”, hielt Walser fest. Angehen würde die Wirtschaftskammer drei Sektoren: Den produzierenden Sektor, Handel, Dienstleistungen und Tourismus sowie den Mobilitätssektor.

In Letzterem gelte es vor allem beim Thema “E-Mobilität” und “Elektro-Infrastruktur” anzusetzen, sagte Manfred Pletzer, Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer. Auch werde es insgesamt “weniger Mobilität brauchen”, denn eine weitere Steigerung sei “in Tirol schwer vorstellbar.” Unternehmen müssten sich im Zuge einer voranschreitenden Ökologisierung außerdem verstärkt die Frage stellen, “woher die Energie überhaupt kommt” und nach alternativen Lösungen suchen.

Michael Carli von der Grünen Wirtschaft Tirol subsumierte diese Fragestellung als “Bewusstseinsbildung”. Diese gelte es sowohl in Unternehmen noch mehr zu forcieren, aber auch in der breiten Bevölkerung voranzutreiben. Die “ökologische Transformation” müsse als Chance begriffen werden und “Green Skills”, also wichtige Kenntnisse und Fertigkeiten, um eine nachhaltige und ressourceneffiziente Gesellschaft voranzutreiben, entwickelt werden, verlangte Carli.

Die Umweltschutzorganisation WWF reagierte prompt auf die Aussagen Walsers und forderte gegenüber der APA ein “Ende der jahrzehntelangen Kammer-Blockade von wirksamen Klimaschutzmaßnahmen”. Es brauche “ein grundlegendes Umdenken, kein Greenwashing der eigenen Versäumnisse”, sagte Klimasprecher Karl Schellmann. Die WK verteidige “klimaschädliche Heizungen, verlangt den Bau neuer Schnellstraßen und lobbyiert für umweltschädliche Subventionen wie das Dieselprivileg, das den Transit durch Tirol fördert”, meinte er.

Dass Walser ein “Ende der Einspruchsmöglichkeiten” forderte, wollte Schellmann ebenfalls nicht so stehen lassen: “Anstatt Klima- und Naturschutz gemeinsam voranzutreiben, will die Kammer jetzt auch noch Umweltstandards schwächen und demokratische Rechte abschaffen, um die weitere Verbauung der Natur zu beschleunigen.” Dies sei “fahrlässig und verantwortungslos”. Schellmann sah in Tirol im Tausch von Ölheizungen, Wärmedämmung, dem Ausbau des Öffi-Verkehrs, einer Modernisierung von Betriebsanlagen – etwa mit hocheffizienten Motoren, Pumpen und Druckluftsystemen – Chancen zur Ökologisierung.

APA/Red.

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