Unterschätzte Gefahren im Haushalt

Laut der Bilanz des Kuratoriums für Verkehrssicherheit passierten die meisten Unfälle im Jahr 2024 im Haushalt- und Freizeitbereich.

08.04.2025 10:04
red04
© Adobe Stock
Der größte Teil der Verletzten in Österreich musste 2024 aufgrund von Unfällen im Haushalts- und Freizeitbereich ins Krankenhaus.

Im Jahr 2024 wurden laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in Österreich insgesamt 804.500 Menschen so schwer verletzt, dass sie hospitalisiert werden mussten. Dies entspricht einem Anstieg von 3% im Vergleich zum Vorjahr. Auffällig ist die Anzahl der Unfälle im Haushaltsbereich, wo 335.400 Personen verletzt wurden.

Risiko im eigenen Wohnbereich

Der Haushalt birgt zahlreiche Risiken, die oft unterschätzt werden: Vom Stolpern über lose Teppiche bis hin zu Verbrennungen durch heiße Getränke oder Unfälle mit gefährlichen Haushaltsgeräten. Diese Unfälle betreffen vor allem Kinder, aber auch ältere Menschen sind besonders gefährdet. 67% der Verletzungen bei Senioren gehen auf Unfälle im Haushalt zurück, sei es durch Stürze oder andere Zwischenfälle. Für Kinder gibt es häufig gravierende Lücken in der Unfallversicherung. Viele Eltern sind sich nicht bewusst, dass ihre Kinder erst mit dem letzten Kindergartenjahr oder dem Schulbeginn gesetzlich unfallversichert sind – und auch dann nur während des Schulwegs und in der Schule. Freizeitunfälle, die im Sport oder bei Freizeitaktivitäten geschehen, sind ebenfalls nicht durch die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt, was zu hohen privaten Kosten führen kann. Laut Dr. Ralph Müller, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbands VVO, wird die Bedeutung der privaten Unfallversicherungen daher immer deutlicher. Im Jahr 2024 wurden 265.000 Freizeitunfälle gemeldet, darunter zahlreiche Sportverletzungen. Diese umfassen sowohl Verletzungen bei alltäglichen Aktivitäten wie Radfahren als auch Unfälle im Zuge von Freizeitsportarten wie Skifahren oder Mountainbiken. Die Folgen dieser Unfälle können weitreichend sein, da sie in vielen Fällen zu langwierigen Heilungsprozessen oder sogar zu Invalidität führen.

Zunehmende Unfälle von Kinder 

Ein besonders besorgniserregender Trend zeigt sich bei den Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der verletzten Kinder um 5 Prozent auf fast 122.000. Besonders auffällig ist, dass Haushaltsunfälle mit 41 Prozent den größten Anteil an den Verletzungen bei Kindern ausmachen. Häufig handelt es sich dabei um Stürze, Verbrennungen oder Unfälle mit gefährlichen Haushaltsgeräten. In dieser Altersgruppe sind jedoch auch Freizeitunfälle ein großes Problem. Bei Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren ereignen sich 48 Prozent der Verletzungen während sportlicher Aktivitäten oder anderer Freizeitbeschäftigungen. Dieser Anstieg zeigt die besondere Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen und unterstreicht die Notwendigkeit, noch stärker auf deren Sicherheit – sowohl zu Hause als auch in der Freizeit – zu achten.

Unfälle im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz

Neben den Haushalts- und Freizeitunfällen tragen auch Verkehrsunfälle wesentlich zur Gesamtzahl der Verletzten bei. 92.100 Menschen wurden im Jahr 2024 bei Verkehrsunfällen verletzt. Etwa 60 Prozent dieser Unfälle wurden polizeilich erfasst, was die Bedeutung der Verkehrssicherheit und der Unfallverhütung im öffentlichen Raum unterstreicht. Verkehrsunfälle sind eine der häufigsten Todesursachen in Österreich, jährlich verlieren etwa 300 Menschen ihr Leben aufgrund von Verkehrsunfällen. Insgesamt liegt die Zahl an Todesopfern durch Unfälle jedes Jahr bei rund 2.500 bis 3.000 Menschen. Im Jahr 2023 wurde mit 3.094 Unfalltoten ein fast 20-Jahreshoch erreicht. Unfälle am Arbeitsplatz sind ebenfalls ein großes Thema. Im Jahr 2024 wurden 112.000 Menschen aufgrund von Arbeitsunfällen verletzt. Diese Unfälle betreffen vor allem die Industrie und den Dienstleistungssektor, wo Maschinen oder gefährliche Arbeitsbedingungen das Risiko erhöhen. Trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen bleibt die Zahl der Arbeitsunfälle hoch.

Finanzielle Belastung durch Unfälle

Unfälle haben nicht nur gesundheitliche Auswirkungen, sondern auch erhebliche finanzielle Konsequenzen. Die Behandlungskosten der verunglückten Personen – sei es durch Krankenhausaufenthalte, Reha-Maßnahmen oder langfristige Pflege – belasten das Gesundheitssystem erheblich. Im Jahr 2024 stiegen diese Kosten um 5 Prozent auf rund 2,74 Milliarden Euro. Dies verdeutlicht die immense wirtschaftliche Bedeutung der Unfallprävention und der Versorgung der Unfallopfer. Zudem haben Unfälle häufig langwierige Folgen für die Betroffenen. Verletzungen, die eine dauerhafte Invalidität nach sich ziehen, führen zu Einkommensverlusten und einer erhöhten Belastung für die Sozialversicherung. Besonders gravierend sind Unfälle, die zu beruflicher Rehabilitierung oder gar Arbeitsunfähigkeit führen. Diese Auswirkungen betreffen nicht nur die einzelnen Personen, sondern auch das gesamte soziale und wirtschaftliche Gefüge des Landes. Das KFV ruft daher dazu auf, Sicherheitsmaßnahmen zu treffen und beispielsweise Kinder durch Schutzkleidung im Sport oder Senioren durch Stolperpräventionen vor Unfällen und Verletzungen zu schützen.

(PA/red)

 

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