Wie nah ist die Welt am Abgrund?

Wissenschaftler warnen: Atomgefahr, Klimakrise und Desinformation bedrohen die Menschheit.

23.04.2025 9:49
Redaktion
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Seit dem Jahr 1947 dient die sogenannte Weltuntergangsuhr als symbolisches Mahnmal für den Zustand der globalen Sicherheit. Wissenschaftler des renommierten „Bulletin of the Atomic Scientists“ bewerten jährlich, wie nah die Menschheit einer selbstverschuldeten Katastrophe ist – sei es durch nukleare Eskalationen, Umweltzerstörung oder technologische Fehlentwicklungen. Im Jahr 2025 haben sie die Zeiger der Uhr auf nur noch 89 Sekunden vor Mitternacht gestellt – so nah wie nie zuvor seit ihrer Einführung. Diese beunruhigende Botschaft verdeutlicht: Die Zeit zum Handeln wird knapp. Wenn wir nicht entschieden und koordiniert gegen die größten Bedrohungen unserer Zeit vorgehen, könnten die Konsequenzen unumkehrbar sein.

Bedrohung 1: Atomwaffen

Die geopolitische Lage ist aktuell von Misstrauen und Konfrontation geprägt. Das letzte bedeutende Rüstungskontrollabkommen, der sogenannte „New-START-Vertrag“ zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, steht vor dem Auslaufen – eine Verlängerung oder Nachfolgeregelung ist derzeit nicht absehbar. Gleichzeitig investieren auch andere Staaten massiv in den Ausbau ihrer nuklearen Arsenale, allen voran China, das seine strategischen Kapazitäten erweitert. Neue Hyperschallwaffen und autonome Waffensysteme erhöhen zusätzlich die Gefahr eines unbeabsichtigten oder eskalierenden Konflikts. Ohne einen neuen globalen Sicherheitsrahmen wächst das Risiko einer nuklearen Auseinandersetzung mit potenziell verheerenden Folgen für die gesamte Menschheit.

„Die Welt befindet sich auf einem Kurs mit noch nie dagewesenen Risiken.“
– Bulletin of the Atomic Scientists

Diese Einschätzung der Forscher unterstreicht, dass es nicht nur um militärische Machtspiele geht, sondern um die kollektive Verantwortung, die Zivilisation zu bewahren. Die Geschichte zeigt, dass gerade in Zeiten des Umbruchs diplomatisches Handeln über Krieg oder Frieden entscheiden kann.

Bedrohung 2: Klimakrise

Das Jahr 2024 wurde von der Wissenschaft als das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen eingestuft. Extreme Wetterereignisse – von historischen Hitzewellen über zerstörerische Waldbrände bis hin zu verheerenden Überschwemmungen – haben weltweit Spuren hinterlassen. Millionen Menschen sind betroffen, Ernten wurden zerstört, Infrastruktur vernichtet. Trotz dieser alarmierenden Entwicklungen bleiben effektive politische Maßnahmen weitgehend aus. Die Emissionen steigen weiter, und ambitionierte Klimaziele geraten in den Hintergrund.

Besonders schwer wiegt der Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Pariser Klimaabkommen unter der Administration Trump. Dieser Schritt hat nicht nur konkrete Reduktionsziele gefährdet, sondern auch das internationale Vertrauen in kollektives Handeln unterminiert. Statt globaler Kooperation dominieren nationale Interessen, während die Erderwärmung unaufhaltsam voranschreitet.

Bedrohung 3: Gesundheit in Gefahr

Die Corona-Pandemie war ein Weckruf – doch viele der strukturellen Probleme, die sie offenlegte, sind nach wie vor ungelöst. Globale Lieferketten sind anfällig, nationale Gesundheitssysteme überlastet und internationale Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen unter Druck. Der geplante Rückzug der USA aus der WHO bedeutet einen empfindlichen Verlust an Ressourcen und Koordinationsfähigkeit im Kampf gegen künftige Pandemien. Hinzu kommt: Die Häufigkeit neu auftretender Infektionskrankheiten nimmt zu – begünstigt durch Klimawandel, Urbanisierung und globale Mobilität.

Parallel dazu verbreiten sich gezielt Desinformationen. Verschwörungstheorien, pseudowissenschaftliche Behauptungen und manipulative Inhalte finden über soziale Medien millionenfach Verbreitung. Sie untergraben das Vertrauen in demokratische Institutionen, Wissenschaft und Medien. Ein informierter gesellschaftlicher Diskurs wird dadurch zunehmend erschwert – mit weitreichenden Folgen für die politische Stabilität.

Verantwortung übernehmen

Die Wissenschaft ist sich einig: Die großen Atommächte – USA, China und Russland – tragen die Hauptverantwortung dafür, eine globale Katastrophe zu verhindern. Doch der Appell richtet sich nicht nur an Regierungen. Auch die Zivilgesellschaft, Unternehmen und jede Einzelperson sind gefordert. Es braucht ein Umdenken auf allen Ebenen: nachhaltiger Konsum, politisches Engagement, Investitionen in Bildung und Forschung sowie ein entschlossenes Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Klimaschutz.

Es ist 89 Sekunden vor Zwölf

Die Menschheit steht an einem kritischen Wendepunkt. Ob wir die Zeiger der Weltuntergangsuhr zurückdrehen können, hängt davon ab, wie entschlossen die Wissenschaftler- und Expert:innen den Herausforderungen unserer Zeit begegnen.

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