Wenn aus Badespaß Lebensgefahr wird
Mehr als 793 Einsätze, 230 gerettete Menschen: Die Wasserrettung Niederösterreich zieht Bilanz.

Die Zahlen sind alarmierend: 39 Menschen sind im Vorjahr in Österreich ertrunken. Besonders tragisch – und vermeidbar – sind viele dieser Unfälle bei Kindern. Laut aktuellen Erhebungen können 7 % der österreichischen Bevölkerung gar nicht schwimmen, weitere 23 % nur unzureichend. Bei den 5- bis 19-Jährigen sind es rund 137.000 Betroffene – ein klarer Hinweis auf eine wachsende Gefahr, gerade in den Sommermonaten.
In einer Pressekonferenz am Ratzersdorfer See in St. Pölten präsentierten Landesrätin Eva Prischl und Markus Schimböck, Landesleiter der Wasserrettung NÖ, die Einsatzbilanz für 2024. Mit über 50.000 ehrenamtlich geleisteten Stunden und 793 Einsätzen ist klar: Die Wasserrettung ist nicht nur ein Rückgrat der Sicherheitsstruktur, sondern eine Lebensversicherung für alle, die sich in oder am Wasser aufhalten.
Hochwasser und Badeunfälle
Ein besonderer Schwerpunkt lag 2024 auf dem Hochwassereinsatz – mit 66 Alarmen binnen 24 Stunden war der Raum St. Pölten Schauplatz des größten Einsatzes in der Geschichte der Wasserrettung Niederösterreich. 223 Wasserretter:innen evakuierten dabei 230 Menschen und retteten 75 Tiere.
Doch auch an Badeseen, Flüssen und Pools droht Gefahr – und das oft unerkannt. „Ertrinken ist die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern“, so Schimböck. Neben fehlender Schwimmkompetenz sind auch gesundheitliche Probleme, mangelnde Aufsicht und Selbstüberschätzung beim Wassersport häufige Auslöser von Notfällen.
Österreichweit alarmierende Zahlen
Jährlich ertrinken in Österreich rund 40 bis 50 Menschen, darunter durchschnittlich fünf Kinder. Besonders tragisch: In vier von fünf Fällen handelt es sich dabei um Kinder unter fünf Jahren. Auch die Schwimmkompetenz in der Bevölkerung bleibt bedenklich. Etwa acht Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ab fünf Jahren können gar nicht schwimmen, rund ein Viertel fühlt sich im Wasser unsicher. Zwar zeigt sich bei Kindern ein leichter Rückgang bei den Nichtschwimmern, dennoch bleibt das Risiko hoch – besonders in der heißen Jahreszeit.
So schützen Sie Kinder an Naturgewässern:
- In Griffweite bleiben: Kleinkinder sollten nie weiter als drei Schritte entfernt sein – Nähe rettet Leben.
- Nicht aus den Augen lassen: Die meisten Badeunfälle passieren, obwohl eine Aufsichtsperson in der Nähe ist. Ständige Aufmerksamkeit ist entscheidend.
- Früh schwimmen lernen: Bereits im Vorschulalter kann mit dem Schwimmen begonnen werden. Schwimmhilfen wie Flügel oder Westen ersetzen dabei niemals die Aufsicht.
- Gewässer sichern: Gartenpools und Teiche müssen umzäunt und unzugänglich sein, Planschbecken sollten nach der Benutzung entleert werden.
- Gefahren erklären: Strömungen, abrupte Tiefenwechsel und kalte Wasserzonen machen Naturgewässer unberechenbar. Kinder müssen auf mögliche Risiken vorbereitet werden.
- Richtig reagieren: Wenn ein Kind im Wasser vermisst wird, zählt jede Sekunde. Sofort ins Wasser sehen – Ertrinkende sind meist lautlos und gehen schnell unter.
Alarmieren rettet Leben
Die Wasserrettung appelliert eindringlich an Eltern, Poolbesitzer und Freizeitbadende: Prävention beginnt im eigenen Haushalt – mit Absicherung, Aufsicht und Schwimmunterricht. In Niederösterreich haben heuer bereits 1.280 Kinder kostenlosen Schwimmunterricht erhalten – doch das sei erst der Anfang, so Prischl: „In der Badewanne lernt man nicht schwimmen.“
Im Ernstfall ist die Wasserrettung rund um die Uhr über die Notrufnummer 144 erreichbar.
(PA/red)