Hallstätter Gletscher spürt die Klimakrise

Neue Messdaten zeigen den rapiden Schwund – präsentiert wurde er bei einer Pressefahrt am Dachstein.

21.08.2025 9:24
Redaktion
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Blick vom Krippenstein zum Dachstein

Die jüngsten Erhebungen des oberösterreichischen Gletschermessprogramms zeigen: Der Hallstätter Gletscher schrumpft rapide. Statt drei Quadratkilometer misst er nur noch zwei, Jahr für Jahr verliert er mehrere Meter an Eisdicke. Im unteren Bereich beträgt der Verlust mittlerweile bis zu fünf Meter. Programmleiter Klaus Reingruber kommt zu einer klaren Einschätzung: „2030 wird der Gletscher in seiner heutigen Form verschwunden sein.“

Die wissenschaftliche Basis sind kontinuierliche Messungen seit 2006. Doch auch diese Daten beruhen auf Modellierungen und Annahmen – etwa zur künftigen Temperaturentwicklung oder Schneelage. Sie bilden die Grundlage für die Prognose, dass in wenigen Jahren vom „weißen Leuchten“ über dem Tal nur noch Toteisreste übrig bleiben.

Forschungsergebnis mit Inszenierung

Veröffentlicht wurden die Daten im Rahmen einer medienwirksamen Pressefahrt zum Dachstein. Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) war dabei, gemeinsam mit Reingruber und Tourismusvertretern. Kaineder sprach von einem „Weckruf“, Reingruber stellte klar: „Selbst in optimistischen Szenarien können wir den Gletscher nicht mehr retten.“

Dass diese Botschaften an Ort und Stelle vermittelt wurden, wirft ein Licht auf die Dramatik der Situation: Die nackten Zahlen sollten nicht nur informieren, sondern auch die Öffentlichkeit, die Politik, auf die touristische Wahrnehmung einer ganzen Region wachrütteln.

Folgen für Natur und Tourismus

Die Auswirkungen reichen weit. Wenn unter der Schneedecke nur noch Geröll liegt, rinnt das Schmelzwasser schneller ab, die Zeitpunkte der Abflüsse verschieben sich. Noch gibt es im niederschlagsreichen Salzkammergut keine Knappheit, doch die Veränderungen sind spürbar.

Auch touristisch droht ein Einschnitt: Der Hallstätter und der Schladminger Gletscher, seit 3.500 Jahren verbunden, werden sich trennen. Damit wird auch der Zugang zur Seethalerhütte beschwerlicher, aus dem Gletscherweg wird ein Klettersteig. Und wo früher noch Sommerskilauf möglich war, legt das Eis nun alte Liftstützen frei – stille Zeugen einer vergangenen Epoche.

Symbol für die Klimakrise

Am Ende bleibt der Hallstätter Gletscher ein mahnendes Symbol – nicht zuletzt für die Mahnenden. Wissenschaftlich dokumentiert, politisch zugespitzt, touristisch schwer vermittelbar. Sein drohendes Verschwinden zeigt, wie schnell sich hochalpine Räume verändern – und wie diese Entwicklung kommuniziert wird.

(red)

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