Extreme Hitze gefährdet Milliarden Arbeitskräfte

Laut einem neuen Bericht von WHO und WMO wächst das Risiko durch Hitzestress am Arbeitsplatz.

22.08.2025 12:25
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Bei großer Hitze drohen ernsthafte Gesundheitsprobleme.

Die Weltorganisationen WHO und WMO haben einen aktuellen Bericht veröffentlicht, der aufzeigt, wie global steigende Temperaturen die Arbeitswelt massiv beeinflussen. Die Häufigkeit und Intensität extremer Hitzewellen nimmt stark zu – sowohl im Freien als auch in geschlossenen Räumen sind viele Berufsgruppen betroffen. Das Jahr 2024 war nach Angaben der WMO das bisher heißeste Jahr überhaupt, mit häufigen Tagestemperaturen über 40 °C und teils sogar über 50 °C.

Gesundheitliche Folgen

Schon ab etwa 20 °C sinkt die Produktivität – und mit jedem weiteren Grad wird es schlimmer. Doch nicht nur die Leistungsfähigkeit leidet: Bei großer Hitze drohen ernsthafte Gesundheitsprobleme wie Dehydrierung, Hitzschläge, Nierenprobleme oder sogar bleibende Schäden am Nervensystem. Besonders riskant wird es für Menschen, die körperlich hart arbeiten müssen – etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder an Produktionsstätten ohne Kühlung. Auch wer in schlecht klimatisierten Büros oder Werkhallen arbeitet, ist betroffen.

Schutz fehlt

Der Bericht zeigt deutlich: Es trifft vor allem die Schwächsten. In vielen Ländern des globalen Südens schuften Millionen Menschen im Freien – oft ohne ausreichenden Schutz, Pausen oder Zugang zu Trinkwasser. Ein tragisches Beispiel aus Spanien sorgte zuletzt für Schlagzeilen: Eine Straßenkehrerin starb während ihrer Arbeit bei über 35 °C – seither wächst der Druck auf die Politik, gesetzliche Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Auch in Indien arbeiten viele Menschen unter gefährlichen Bedingungen in Ziegelöfen – bei Temperaturen, die weit über dem erträglichen Bereich liegen. Der Klimawandel verschärft ihre ohnehin schon harte Lebensrealität.

Globales Problem mit hohen Kosten

Weltweit sind laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) mehr als 2,4 Milliarden Beschäftigte von übermäßiger Hitze betroffen. Allein im Jahr 2024 kam es dadurch zu schätzungsweise 22 Millionen Arbeitsunfällen und rund 19.000 Todesfällen. Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm: Laut UNO könnten durch Hitzestress bis 2030 Schäden in Höhe von über 2,4 Billionen US-Dollar entstehen – durch Krankheit, Arbeitsausfälle und geringere Produktivität.

Was getan werden muss

Die WHO und WMO fordern entschlossenes Handeln – und geben konkrete Empfehlungen. Unternehmen, Behörden und Regierungen sollen sogenannte „Heat-Health Action Plans“ entwickeln, also Aktionspläne zum Hitzeschutz am Arbeitsplatz. Dazu gehören zum Beispiel Frühwarnsysteme bei extremer Hitze, Zugang zu Trinkwasser und kühlen Ruhepausen, Informationskampagnen und medizinische Überwachung sowie flexible Arbeitszeiten, um heiße Tageszeiten zu vermeiden.

Internationale Initiativen gegen Hitzestress

Auch auf globaler Ebene passiert etwas: Die WMO baut Warnsysteme aus und arbeitet mit Initiativen wie dem Global Heat Health Information Network (GHHIN) zusammen. Ziel ist es, Länder weltweit mit dem nötigen Know-how und den richtigen Tools auszustatten, um besser mit extremer Hitze umzugehen. Unterstützt werden diese Programme etwa von der Rockefeller-Stiftung – sie finanzieren Forschung und Schutzmaßnahmen für besonders betroffene Regionen.

Hitze ist kein Randproblem mehr

Ob Bauarbeiter, Straßenverkäuferin oder Fabrikarbeiter: Für Millionen Menschen weltweit wird die Arbeit unter freiem Himmel zur Lebensgefahr. Und die Zahlen zeigen: Das Problem wird sich weiter verschärfen. Der Bericht von WHO und WMO ist ein Weckruf – an Regierungen, Unternehmen und Gesellschaften. Es geht um mehr als nur um Komfort: Es geht um Gesundheit, Menschenwürde und gerechte Arbeitsbedingungen in einer sich erwärmenden Welt.

(red)

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