Lebenserwartung nimmt nur noch langsam zu
Der Zuwachs der Lebenserwartung findet zunehmend langsam statt, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.

Die Lebenserwartung in wohlhabenden Ländern wächst weiter – jedoch nicht mehr in dem rasanten Tempo wie noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das zeigen aktuelle Prognosen eines internationalen Forschungsteams unter Leitung des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock.
Deutlich langsameres Wachstum
Die Studie zeigt: Menschen, die zwischen 1939 und 2000 geboren wurden, haben zwar eine höhere Lebenserwartung als frühere Generationen, jedoch steigt diese nur noch um etwa zweieinhalb bis dreieinhalb Monate pro Generation. Zum Vergleich: Zwischen 1900 und 1938 nahm die durchschnittliche Lebenserwartung noch um rund fünfeinhalb Monate pro Generation zu. Keine der nach 1938 geborenen Generationen wird der Analyse zufolge im Durchschnitt ein Alter von 100 Jahren erreichen.
Rasanter Anstieg im frühen 20. Jahrhundert
Ein Blick zurück verdeutlicht die frühere Dynamik: Während Menschen, die um 1900 geboren wurden, durchschnittlich 62 Jahre alt wurden, erreichten die 1938 Geborenen bereits ein mittleres Alter von etwa 80 Jahren. Dieser deutliche Anstieg ist vor allem auf medizinische und hygienische Fortschritte zurückzuführen, die die Sterblichkeit – insbesondere bei Kindern – erheblich reduzierten. Dank Impfungen, Antibiotika, besserer Hygiene und einer verbesserten Ernährung überlebten immer mehr Kinder ihre ersten Lebensjahre – ein entscheidender Faktor für die durchschnittliche Lebenserwartung einer Gesellschaft. Heute hingegen liegen die größten Herausforderungen zur weiteren Verlängerung der Lebenserwartung im hohen Alter – und hier sind Fortschritte deutlich langsamer und komplexer zu erzielen.
Keine „Hundertjährigen-Generation“ in Sicht
Trotz weiterhin steigender Lebenserwartung gibt es laut den Forschenden keine Hinweise darauf, dass demnächst ganze Generationen ein Durchschnittsalter von 100 Jahren erreichen werden. Die Entwicklung hat sich verlangsamt – ein Zeichen dafür, dass der Großteil der „einfachen Gewinne“ bereits ausgeschöpft ist. Langfristig wird es daher verstärkt darauf ankommen, nicht nur die Lebensspanne zu verlängern, sondern die gesunden Lebensjahre in den Vordergrund zu rücken.
(red)