Tesla-Türen als Sicherheitsrisiko

Teslas versenkbare Türgriffe sorgen in kritischen Situationen teils für Sicherheitsbedenken – mit potenziell gefährlichen Folgen.

11.09.2025 15:03
red04
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Im Ernstfall können die Türgriffe eine Rettungsaktion verhindern.

Basierend auf einer umfassenden Recherche von Bloomberg mehren sich Berichte über ein sicherheitsrelevantes Problem bei Tesla-Fahrzeugen: das Design der Türen. Was nach futuristischer Innovation aussieht, kann in Extremsituationen zur tödlichen Falle werden – für Insassen wie für Rettungskräfte.

Türen, die erst denken müssen

Viele Tesla-Modelle setzen auf sogenannte „flush handles“ – Türgriffe, die bündig in die Tür eingelassen sind und bei Annäherung automatisch ausfahren. Die Steuerung erfolgt elektronisch. Bei Stromverlust oder technischen Defekten bleiben die Griffe allerdings verborgen. Das bedeutet: Von außen ist kein klassischer Türzugang mehr möglich, solange keine zusätzliche manuelle Lösung bekannt oder erreichbar ist. Das Konzept folgt einem klaren Designansatz: Weniger mechanische Bauteile im sichtbaren Bereich, mehr Automatisierung. Im Alltag mag das funktionieren. Doch bei einem Unfall oder Fahrzeugbrand stellt sich die Situation anders dar.

Wenn Sekunden über Leben entscheiden

In Brandenburg kam es 2023 zu einem Unfall, bei dem zwei Jugendliche in einem Tesla ums Leben kamen. Feuerwehrleute gaben an, die hinteren Türen nicht öffnen zu können, da die Griffe nicht ausfuhren. Ob die Verzögerung entscheidend war, lässt sich im Nachhinein nicht sicher sagen – doch sie wirft Fragen auf. Sicher ist nur: Die Situation war kritisch, und die Technik trug wenig zur Entschärfung bei. Auch in den USA wurden ähnliche Fälle dokumentiert. In einem besonders tragischen Vorfall verbrannte ein Arzt in seinem Tesla, weil Ersthelfer keinen Zugang zum Innenraum fanden. Die Türen blieben verschlossen, während das Fahrzeug in Flammen stand.

Notentriegelung schwer erreichbar

Tesla verbaut in seinen Fahrzeugen manuelle Notöffnungen – etwa mechanische Hebel, mit denen sich Türen auch ohne Strom öffnen lassen. Diese befinden sich jedoch je nach Modell an unterschiedlichen Stellen: in Türtaschen, unter Verkleidungen oder hinter Lautsprechergittern. Im Ernstfall, bei Rauch, Feuer oder Zeitdruck, kann der Zugang – unnötig – kompliziert sein. Hinzu kommt, dass eine deutliche Kennzeichnung dieser Notöffnungen für die Hersteller häufig eher zweitrangig scheinen. Wer sie nicht vorher gesehen hat, findet sie oft nicht intuitiv. Auch für Rettungskräfte sind die Informationen nicht immer unmittelbar verfügbar.

Zu viele offene Fragen

Tesla verweist auf öffentlich zugängliche Rettungshandbücher, in denen beschrieben ist, wie Türen zu öffnen und Batterien zu sichern sind. Die Materialien richten sich an Feuerwehr, Polizei und Sanitäter und sind online abrufbar. In der Praxis ist im Einsatzfall allerdings meist nicht die Zeit, um diese Angaben online zu suchen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob grundlegende Fahrzeugfunktionen wie das Öffnen einer Tür in einem Notfall so komplex sein dürfen, dass sie erst nachgelesen werden müssen.

Technik, Design und Verantwortung

Der Trend zu digital gesteuerten Fahrzeugfunktionen ist branchenweit spürbar. Viele Hersteller setzen auf Touchscreens, Sprachsteuerung und automatisierte Systeme. Doch gerade bei sicherheitsrelevanten Komponenten wie Türmechanismen zeigt sich, wie wichtig einfache, mechanische Alternativen bleiben. Versenkbare Griffe verbessern möglicherweise die Aerodynamik, senken den Luftwiderstand und verlängern die Reichweite – ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Elektrofahrzeugen. Gleichzeitig ist eine Fahrzeugtür kein reines Designelement, sondern Teil der Sicherheitsarchitektur. Dass sie sich in jeder Situation zuverlässig öffnen lässt, gilt bis jetzt eigentlich als selbstverständlich.

Regulierung könnte entscheidend werden

In Europa und den USA befassen sich Behörden zunehmend mit der Frage, wie moderne Fahrzeugdesigns mit den Anforderungen des Bevölkerungsschutzes zusammenpassen. Es zeichnet sich ab, dass in Zukunft strengere Vorgaben für manuelle Notzugänge und deren Kennzeichnung kommen könnten. Ob Hersteller darauf mit technischen Anpassungen reagieren oder den Fokus stärker auf Aufklärung und Schulung legen, bleibt offen. Klar ist nur: Die Tür als Übergang zwischen Innen und Außen bekommt mit dem Fortschritt der Technik eine neue Bedeutung – und damit auch neue Risiken. Denn je intelligenter das Auto wird, desto mehr Fachwissen müssen wohl auch die Fahrer plötzlich mitbringen.

(red)

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