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Wenn das E-Werk den Strom abdreht

Immer mehr kleine Versorger steigen aus dem Stromhandel aus und hinterlassen Kunden im Dunklen.

22.09.2025 14:37
Redaktion
© Adobe
Kein Strom Zuhause

Zwei Regionalanbieter in Vorarlberg – die Montafonerbahn AG und die E-Werke Frastanz – stellen mit Jahresende die Stromlieferung ein. Betroffen sind rund 11.400 Haushalte und Betriebe, die sich nun nach einem neuen Anbieter umsehen müssen. Der Schritt ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer Entwicklung, die viele kleine Energieversorger in Österreich betrifft.

Kleine Anbieter unter Druck

Der Strommarkt gilt seit Jahren als immer volatiler. Für Regionalunternehmen, die zugleich Erzeuger und Lieferant sind, steigen Risiko und Komplexität im Handel deutlich. Neue gesetzliche Vorgaben wie das Elektrizitätswirtschaftsgesetz verschärfen diese Situation. In Schruns und Frastanz zieht man daher die Notbremse: Beide Unternehmen bleiben zwar Netzbetreiber, ziehen sich aber aus dem eigentlichen Stromverkauf zurück.

Für die Kunden bedeutet das: Kündigungsschreiben im Postkasten, die Suche nach einem neuen Vertrag und die Sorge, rechtzeitig vor dem 31. Dezember 2025 umgestellt zu sein. Zwar springt laut Gesetz ein Grundversorger ein, doch das sorgt nicht automatisch für günstige Konditionen.

Wenn plötzlich das Licht ausgeht

Dass eine Vertragsbeendigung auch ganz anders ablaufen kann, zeigt ein Fall aus Niederösterreich: Dort stand eine Familie im September 2025 plötzlich ohne Strom da. Ihr Anbieter Ökostrom hatte den Vertrag beendet – die einzige Information dazu war eine E-Mail an eine alte, längst ungenutzte Adresse. Stromlos im eigenen Haus, ohne Vorwarnung: Für die Betroffenen ein Schock. Der Vorfall wirft die Frage auf, ob Kündigungen von Energieverträgen per E-Mail überhaupt zulässig sind – und wie Konsumenten sich schützen können, wenn der Anbieter abrupt den Stecker zieht.

Gefahr für die Versorgungssicherheit?

Die Frage, die über Vorarlberg hinausreicht: Was passiert, wenn weitere kleine Stromlieferanten das Handtuch werfen? Der Markt konsolidiert sich, übrig bleiben wenige große Anbieter. Für Konsument:innen bedeutet das weniger Auswahl – und womöglich höhere Preise.

Energie-Experten verweisen auf ein doppeltes Risiko: Zum einen verlieren Regionen die Nähe ihrer Versorger, zum anderen wird die Abhängigkeit von überregionalen Playern größer. Gerade in Krisenszenarien, wenn Netze instabil werden oder Lieferketten stocken, kann das zum Problem werden.

Ein Fall mit Signalwirkung

Die Vorarlberger illwerke vkw bietet den Betroffenen bereits eine Anlaufstelle. Doch der Vorgang hat Signalwirkung für ganz Österreich. Kleine Energieunternehmen, die noch eigene Wasserkraftwerke betreiben, geraten durch Bürokratie und Marktmechanismen an ihre Grenzen.

Für CheckList bleibt die Kernfrage: Wenn selbst regionale E-Werke aufgeben und Kunden im Extremfall sogar unvorbereitet im Dunkeln sitzen, wie stabil ist das System wirklich? Strom fließt zwar weiter – aber die Abhängigkeit wächst, und mit ihr das Risiko.

(APA/red)

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