Kärnten setzt auf 380 KV – China auf 1100 KV
Während Kärnten bis 2033 eine neue 380-kV-Leitung baut, denkt China längst in anderen Stromdistanzen.

In Villach wurde am Montag die Grobtrasse für eine neue 380-kV-Leitung präsentiert. Die Austrian Power Grid (APG) und Kärnten Netz (KNG) planen eine 192 Kilometer lange Strecke von Lienz über das Drautal, die Ossiacher Tauern und St. Veit an der Glan bis nach Obersielach. Insgesamt 36 Gemeinden sind betroffen, 32 in Kärnten, vier in Osttirol. Die Inbetriebnahme soll 2033 erfolgen.
Projektleiter Wolfgang Hafner sprach von einem „Jahrhundertprojekt“, vergleichbar mit der Koralmbahn. Der Grund: Bis 2040 wird sich der Strombedarf in Kärnten und ganz Österreich nahezu verdoppeln. Mit der Leitung soll die letzte Lücke im 380-kV-Ring geschlossen werden – das Rückgrat des österreichischen Stromnetzes.
China baut Stromautobahnen der Zukunft
Während in Österreich regionale Netze verdichtet werden, zeigt China, was technisch möglich ist. Dort verlaufen bereits Hochspannungs-Gleichstromleitungen (HGÜ-UHV) mit Spannungen von 800 bis 1100 kV, die Energie fast verlustfrei über bis zu 3000 Kilometer transportieren. Gigantische Projekte verbinden Windparks in der Wüste Gobi mit Metropolen an der Ostküste oder bringen Wasserkraft aus dem Südwesten bis nach Shanghai.
Optisch erinnern diese Superleitungen an klassische Oberleitungen, nur monumentaler: Masten bis zu 100 Meter Höhe, gebündelte Kabelstränge und riesige Isolatoren. Technisch ist es eine andere Welt – normale 380er-Kabel würden diese Stromlast nicht tragen.
Unterschiedliche Dimensionen
Der Vergleich macht deutlich: Österreich und Europa brauchen den 380-kV-Ausbau, um regionale Versorgungssicherheit zu garantieren. In China oder den USA geht es um ganz andere Entfernungen – dort sind Stromautobahnen über Kontinente hinweg die Voraussetzung, um erneuerbare Energiequellen überhaupt nutzen zu können.
Die Kärntner Leitung bleibt damit ein Schlüsselprojekt für das Land. Gleichzeitig zeigt der Blick nach China, wie rasant sich die Technologie weltweit entwickelt – und dass Fragen der Stromzukunft nicht nur lokal, sondern auch global entschieden werden.
(APA/red)