Die BOKU hofiert den Wald im Trachtengewand
Wenn die Sorge um Österreichs Wälder auf Heimatliebe und Tradition trifft, ist Tracht gern gesehen.

Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) stellte am Montag das Jubiläum ihres Forstwirtschaftsstudiums in den Kontext aktueller Herausforderungen. Unter dem Motto „Wald im Klimawandel: Wie wir heute für die nächsten 100 Jahre planen“ diskutierten Forscher, Forstpraktiker und Politikerinnen, wie Österreichs Wälder widerstandsfähiger werden können.
Wald im Aufwind
Europaweit ist die Waldfläche in den vergangenen 30 Jahren um 14 Millionen Hektar gewachsen, betonte BOKU-Professor Hubert Hasenauer. Doch steigende Temperaturen und längere Trockenperioden verschärfen den Druck durch Borkenkäfer und Sturmereignisse. Besonders problematisch ist die Dominanz der Fichte, die zwar ökonomisch bedeutsam, ökologisch aber zunehmend gefährdet ist.
Roland Kautz von den Österreichischen Bundesforsten bezifferte die jährlichen „Klimawandelkosten“ seines Unternehmens zuletzt auf bis zu 49 Millionen Euro. Der Fichtenanteil soll daher bis 2100 deutlich gesenkt werden.
Keine Patentrezepte
„Es gibt keine Rezeptlösung“, so Hasenauer zur Frage nach der „idealen“ Baumart. Vielmehr gehe es um Risikominimierung durch Diversifikation. Mischwälder seien im Zunehmen, ergänzte Elfriede Anna Moser, Sektionschefin im Landwirtschaftsministerium. Auf rund 500 Demonstrationsflächen wird derzeit getestet, wie sich Arten wie Douglasie, Roteiche oder Zeder unter veränderten Klima- und Niederschlagsbedingungen entwickeln.
Auch Jana Pirolt von den Land&Forst Betrieben Österreich unterstrich die Notwendigkeit enger Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis. Forschung könne zwar Szenarien entwickeln, doch konkrete Entscheidungen über Baumarten blieben schwierig.
Wald als Thema
Der Tenor: Der Wald rückt angesichts des Klimawandels „wieder in die Mitte der Gesellschaft“. Er ist nicht nur Lebensraum und CO₂-Speicher, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor. Steiermarks Wirtschaftslandesrat Willibald Ehrenhöfer (ÖVP) verwies auf die Bedeutung privater Waldbesitzer, die rund 80 Prozent der Fläche halten.
Ausbildung im Fokus
Die Rektorin Eva Schulev-Steindl hob die Attraktivität der Forststudien hervor. Das Erfolgsrezept liege in der Verbindung von Naturwissenschaften, Sozio-Ökonomik und Technik, ergänzt durch praxisnahe Übungen und Exkursionen. Damit seien die Absolvent:innen nicht nur für klassische Forstberufe, sondern auch für andere Felder mit Nachhaltigkeitsbezug bestens gerüstet.
Steiermark in Tracht
Der große Auftritt gehörte Willibald Ehrenhöfer, Wirtschaftslandesrat der Steiermark. Als Vertreter des waldreichsten Bundeslandes brachte er die politische Autorität ins Spiel – und mit ihm zog auch die Tracht in den Saal ein. Wer neben ihm im Loden erschien, ehrte damit nicht nur die Tradition, sondern vor allem den steirischen Gast. Ehrenhöfer verwies auf die enorme wirtschaftliche Bedeutung der Holzwirtschaft, die Tausende Arbeitsplätze sichert und eine nachhaltige Wertschöpfungskette trägt.
Ein stilles Signal
Inhaltlich blieb der Tenor einhellig: weniger Fichte, mehr Diversität, kein Patentrezept, aber langfristige Strategien. Interessant war die Kleidung beim Pressegespräch: Tracht – oder zumindest eine modische Interpretation davon – als bewusst gesetztes Symbol für Tradition und Heimatliebe. Nicht alle folgten dieser Symbolik: BOKU-Rektorin Eva Schulev-Steindl und Univ.-Prof. Hubert Hasenauer verzichteten darauf.
(PA/red)