Wenn der Rücken streikt: Warnsignale des Körpers
Übergewicht und Alkohol zählen zu den größten Risikofaktoren für chronische Rückenschmerzen in Österreich.

Rückenschmerzen gelten längst als Volkskrankheit Nummer eins. Sie treffen Büroangestellte ebenso wie Führungskräfte, treffen Menschen, die zu viel sitzen, zu viel essen oder sich zu wenig bewegen. Meist kommt der Schmerz schleichend – bis er zum medizinischen Eingriff zwingt.
Selbst auferlegte Lasten
Das Kreuz trägt nicht nur unseren Körper, sondern auch all die Gewohnheiten, die wir ihm zumuten. Wer regelmäßig zu viel isst, häufig Alkohol konsumiert oder sich kaum bewegt, belastet Wirbelsäule und Gelenke dauerhaft. Schon zehn zusätzliche Kilo Körpergewicht erhöhen den Druck auf Bandscheiben erheblich. Mit jeder Treppenstufe, jedem Sitzen im Büro summieren sich mikroskopische Schäden, die sich irgendwann bemerkbar machen.
Rund zwei Millionen Menschen in Österreich leiden laut Gesundheitsministerium regelmäßig an Rückenbeschwerden. Ursachen sind Bewegungsmangel, sitzende Tätigkeiten, aber auch Übergewicht. In den letzten Jahren hat sich das Problem verschärft: Homeoffice und Bildschirmarbeit haben den Bewegungsradius vieler Menschen weiter reduziert.
Menschen mit Vorbildfunktion
Gerade prominente Beispiele zeigen, wie fatal der Verlust körperlicher Disziplin sein kann. Wenn selbst jene, die uns ein Vorbild sein sollen, den Preis für ein zu genussfreudiges Leben zahlen, ist das ein Warnsignal für alle.
Bei älteren, übergewichtigen Männern etwa treten Rückenprobleme häufig im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Ursache sind meist Verschleiß, Bewegungsmangel oder eine zu starke Belastung durch Körpergewicht. Je nach Befund empfehlen Ärztinnen und Ärzte verschiedene Eingriffe – abgestuft nach Schweregrad und Ziel:
- Mikrochirurgische Bandscheibenoperation: Entfernung von verrutschtem oder geschädigtem Bandscheibengewebe, das auf Nerven drückt.
- Dekompressionsoperation (Spinalkanalerweiterung): Entlastung eingeengter Nervenkanäle bei Spinalkanalstenose – ein typisches Problem bei älteren Männern mit Bewegungsmangel.
- Stabilisierende Wirbelversteifung (Spondylodese): Wenn durch Verschleiß oder Übergewicht die Wirbelsäule instabil wird, werden betroffene Wirbel mit Schrauben und Platten fixiert.
- Bandscheibenprothese: Ersatz einer stark beschädigten Bandscheibe durch ein künstliches Implantat, um Beweglichkeit zu erhalten.
- Minimalinvasive Schmerztherapie: Injektionen, Verödungen oder endoskopische Eingriffe zur Schmerzlinderung, wenn keine schwere strukturelle Schädigung vorliegt.
Solche Eingriffe gelten heute als Routine, sind aber meist das Resultat eines jahrelang ungesunden Lebensstils. Schon zehn Kilo mehr auf der Waage können das Gleichgewicht des Körpers kippen und die Wirbelsäule überlasten. Der operative Eingriff bleibt dann oft die letzte Option, um die Beweglichkeit zu erhalten. Die Rehabilitation kann sich über Monate, mitunter über Jahre hinziehen – und selbst danach ist eine vollständige Beschwerdefreiheit keine Selbstverständlichkeit. Viele Betroffene müssen über längere Zeit Schmerzmittel einnehmen, um den Alltag zu bewältigen.
Für Pflegekräfte stellen solche Patientinnen und Patienten eine besondere Herausforderung dar. Stark übergewichtige Menschen zu heben oder zu stützen bedeutet enorme körperliche Belastung. Daher werden ab 2026 bestimmte Pflegeberufe in die Schwerarbeiterregelung aufgenommen, was einen früheren Pensionsantritt ermöglicht.
Bewegung als Medizin
Die beste Therapie ist Vorbeugung: regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung, maßvoller Alkoholkonsum und bewusste Pausen. Schon eine halbe Stunde Gehen pro Tag reduziert das Risiko chronischer Rückenschmerzen deutlich. Wer das beherzigt, erspart sich oft jene Eingriffe, die erst nötig werden, wenn der Körper längst Alarm schlägt.
(PA/red)