Die „Grüne Batterie“ von Kaprun streikt
Das neue Pumpspeicherkraftwerk Limberg III in Kaprun steht still – nach nur zwei Monaten Betriebszeit.
Kaum verklungen war die Euphorie über die „Grüne Batterie der Alpen“, da folgt der Dämpfer: Das Verbund-Kraftwerk Limberg III in Kaprun fällt für mehrere Monate aus. Grund ist ein Isolationsfehler im Generator – jener unscheinbare Defekt, der zeigt, wie fragil Hochtechnologie im Hochgebirge sein kann.
Stillstand in der Unterwelt
Das 480-Megawatt-Pumpspeicherwerk, das erst im September eröffnet wurde, steht vollständig still. Im Zuge eines Schwarzstart-Tests kam es zusätzlich zu einem Defekt am Einspeisetransformator der Kapruner Oberstufe, wodurch weitere 160 Megawatt vom Netz gingen. In Summe fehlen damit 640 Megawatt Leistung – rund 18 Prozent der österreichischen Pumpspeicher-Kapazität.
Die E-Control gibt sich gelassen: Die Versorgungssicherheit sei nicht gefährdet, auf Strompreise und Netzstabilität seien höchstens „marginale“ Auswirkungen zu erwarten. Noch stehen über 4.000 Megawatt Pumpspeicherleistung in Österreich zur Verfügung.
Isolation versagt
Hinter dem nüchternen Begriff „Isolationsfehler“ verbirgt sich ein massiver technischer Eingriff. Der Generator von Limberg III gehört zur neuesten Generation drehzahlvariabler Maschinen – ein Gigant mit Hunderten Tonnen Gewicht, untergebracht in einer Felskaverne tief im Berg. Wird die elektrische Isolation einer solchen Maschine beschädigt, drohen Überschläge oder Kurzschlüsse. Das bedeutet: kompletter Stillstand, Öffnung des Generators, Demontage, Diagnose, Neu-Isolierung oder Wicklung – und abschließende Hochspannungstests, bevor die Maschine wieder ans Netz darf.
Verbund spricht von „mehreren Monaten“ Reparaturdauer. Fachmeinungen halten das für vorsichtig optimistisch. Schon die Fehlersuche in einem unterirdischen Kraftwerk dieser Dimension erfordert Präzision und Geduld – jede Kranbewegung, jeder Testlauf muss millimetergenau koordiniert werden. Technisch versierte Teams für solche Arbeiten müssen erst einmal rekrutiert werden.
Symbolischer Schaden
Der wirtschaftliche Schaden lässt sich noch nicht beziffern. Doch die Signalwirkung ist klar: Das Prestigeprojekt der Energiewende, das als sichere Speicherlösung gefeiert wurde, liefert derzeit keinen Strom. Damit zeigt sich, dass auch modernste Pumpspeicher nicht unfehlbar sind – und dass Großprojekte in sensiblen Alpenräumen nicht nur ökologische Spuren, sondern auch technisches Risiko hinterlassen.
Zwischenbilanz
Ob Limberg III nach der Reparatur wie geplant im Frühjahr wieder ans Netz geht, bleibt offen. Klar ist: Das Vertrauen in die makellose Machbarkeit solcher Großspeicher wankt. Wenn sie funktionieren, gelten sie als Stabilisatoren der Energiewende – wenn sie versagen, als teure Lehrstücke über die Grenzen des technisch Machbaren.
(red)