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Fossile Industrie: Mensch und Umwelt am Limit

Rund zwei Milliarden Menschen leben in unmittelbarer Nähe zu fossilen Förder- und Verarbeitungsanlagen, welche die Gesundheit und Umwelt massiv belasten.

12.11.2025 14:46
red04
© Adobe Stock
Derzeit sind mehr als 18.300 Förder-, Verarbeitungs- und Transportanlagen für Öl, Gas und Kohle in rund 170 Ländern in Betrieb.

Ein neuer Bericht von Amnesty International, der exklusiv mit The Guardian geteilt wurde, zeichnet ein beunruhigendes Bild: Mehr als 18.300 Förder-, Verarbeitungs- und Transportanlagen für Öl, Gas und Kohle in rund 170 Ländern sind derzeit in Betrieb. Begleitend dazu hat eine wissenschaftliche Untersuchung des Better Planet Laboratory der University of Colorado Boulder erstmals das globale Ausmaß dieser Infrastruktur kartiert. Laut der Analyse leben rund zwei Milliarden Menschen – also etwa ein Viertel der Weltbevölkerung – in einem Umkreis von fünf Kilometern zu aktiven Öl-, Gas- oder Kohleanlagen.

Belastung für Luft, Wasser und Ökosysteme

Die Förderung und Verarbeitung fossiler Brennstoffe hinterlässt deutliche Spuren: Emissionen aus Abfackelung, Leckagen und Transport belasten Luft und Wasser, während Eingriffe in Böden und Vegetation ganze Landschaften verändern. Besonders kritisch ist, dass viele dieser Anlagen in ökologisch sensiblen Gebieten liegen – etwa in Feuchtwiesen, Regenwäldern oder Flussdeltas, die wichtige Funktionen für das Klima und die Artenvielfalt erfüllen.

Ungleich verteilte Risiken

Während einige Regionen stark industrialisiert sind, tragen andere die ökologischen Kosten. Gemeinden in der Nähe großer Fördergebiete erleben häufig zunehmende Umweltbelastungen, deren Auswirkungen – etwa auf Wasserqualität oder landwirtschaftliche Nutzung – langfristig kaum umkehrbar sind. Amnesty spricht in diesem Zusammenhang von „Opferzonen“, also Gebieten, in denen Natur und Lebensqualität besonders unter Druck geraten. Die Nähe zu fossilen Förder- und Verarbeitungsstandorten ist zudem häufig mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden. Studien belegen unter anderem eine höhere Rate an Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in betroffenen Regionen.

Globale Folgen einer fossilen Ära

Die weltweite Ausdehnung fossiler Infrastruktur zeigt, wie tiefgreifend der Eingriff des Menschen in natürliche Systeme inzwischen ist. Bohrungen, Raffinerien und Transportwege verändern Landschaften, gefährden Wasserressourcen und setzen große Mengen an Treibhausgasen frei. Die Auswirkungen reichen weit über die unmittelbaren Standorte hinaus: Sie beschleunigen den Klimawandel, treiben die Erderwärmung voran und verstärken extreme Wetterereignisse auf allen Kontinenten. Während manche Regionen bereits unter Dürren, Überschwemmungen oder schmelzenden Gletschern leiden, geraten auch globale Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Veränderungen in Temperatur und Niederschlag beeinflussen Landwirtschaft, Artenvielfalt und Meeresströmungen – Prozesse, die sich gegenseitig verstärken und kaum noch regional begrenzen lassen.

Wendepunkt für Energie und Umwelt

Der Bericht erinnert daran, dass der Umgang mit fossilen Brennstoffen nicht nur eine Frage von Energieversorgung oder Wirtschaft ist, sondern eine übergreifende Umwelt- und Klimafrage. Der Übergang zu sauberen Alternativen bedeutet deshalb weit mehr als technische Modernisierung – er steht für den Versuch, die natürlichen Kreisläufe zu stabilisieren, auf denen das Leben auf der Erde beruht.

(red)

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