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So kam es in Spanien zum Mega-Blackout

Spaniens großer Blackout im April entstand nicht durch Überlastung, sondern durch eine Überspannung,

25.11.2025 9:36
Redaktion
© Adobe

Der großflächige Stromausfall auf der iberischen Halbinsel am 28. April 2025 war kein klassischer Blackout. Er passierte nicht, weil zu viel Energie verbraucht wurde – sondern weil im Netz zu viel Spannung aufgebaut wurde. Eine seltene, aber hochriskante Situation, wie der österreichische Stromnetz-Experte Klaus Kaschnitz in Wien erklärte. Er leitet die internationale Untersuchung zum Vorfall.

Warum zu viel Spannung gefährlich ist

Im Stromnetz muss nicht nur die Menge an Strom stimmen, sondern auch die Spannung. Normalerweise übernehmen Kraftwerke und große Anlagen die sogenannte Spannungsregelung: Sie stabilisieren das Netz mit sogenannter Blindleistung. Genau hier hatte Spanien über Jahre eine Schwachstelle. Viele erneuerbare Anlagen – vor allem Solar- und Windparks – mussten diese stabilisierende Blindleistung nicht bereitstellen. Auch klassische Kraftwerke hatten keine klaren Vorgaben. Das macht das Netz anfällig für Schwankungen.

Hinzu kommt eine Besonderheit: Spaniens Hochspannungsleitungen dürfen bis zu 435 Kilovolt erreichen, während der EU-Standard bei 420 kV liegt. Mehr Spannung heißt mehr Risiko, wenn etwas schiefläuft.

Die Kettenreaktion am 28. April

Schon Stunden vor dem Blackout stand das Netz unter Stress. Es kam zu starken Schwingungen, die zwar kontrolliert wurden – allerdings um den Preis einer weiter steigenden Spannung. Um 12.32 Uhr begann die Kettenreaktion: Erste kleinere Wind- und Solaranlagen schalteten sich automatisch ab, weil die Spannung zu hoch wurde. Dadurch stieg sie weiter, bis das gesamte Netz zusammenbrach. Nach rund 90 Sekunden war in Spanien und Teilen Portugals der Strom weg.

Besonders brisant: Die iberische Halbinsel ist nur schwach an das restliche europäische Netz angebunden. Fällt dort viel Leistung auf einmal weg, kann der Kontinent kaum aushelfen – der Dominoeffekt ist vorprogrammiert.

Frankreich und Marokko halfen

Der Wiederaufbau des Netzes verlief laut Kaschnitz überraschend gut. Schwarzstartfähige Kraftwerke (können ohne externe Stromversorgung selbstständig wieder anlaufen) in Spanien, sowie die Unterstützung aus Frankreich und Marokko, brachten die Stromversorgung Schritt für Schritt zurück. Am 29. April um 4 Uhr Früh war das Netz stabilisiert und wieder vollständig in Betrieb.

(APA/red)

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