Wien lässt im Winter den Energiehahn offen
Keine Strom-, Gas- oder Fernwärme-Abschaltungen: die Stadt sichert Schutz für Menschen in prekären Lagen.
Die Temperaturen fallen, Heizungen laufen auf Hochtouren, und für viele wächst die Sorge, wie sie durch die kältesten Monate kommen sollen. Wien Energie setzt daher wie schon in den vergangenen Jahren ein deutliches Signal: Von 1. Dezember bis 15. Februar werden keine Strom-, Gas- oder Fernwärmeabschaltungen durchgeführt – selbst bei Zahlungsverzug. Ziel ist, Haushalte in Notlagen zu entlasten und niemanden wegen offener Rechnungen frieren zu lassen.
Entlastung für Haushalte in Not
Neben dem befristeten Stopp von Abschaltungen stellt Wien Energie gemeinsam mit Wiener Sozialeinrichtungen ein 22-Millionen-Euro-Energiehilfe-Paket bereit. Organisationen wie Licht ins Dunkel, Caritas, Rotes Kreuz, Volkshilfe, Hilfswerk und FSW Obdach Wien verteilen dabei Energiegutscheine an Menschen, die offene Rechnungen oder laufende Energiekosten nicht mehr stemmen können.
Für Härtefälle bietet die Ombudsstelle von Wien Energie individuelle Lösungen an – etwa Zahlungsaufschübe oder angepasste Teilbeträge. Sie unterstützt seit 15 Jahren Personen, die durch Lebenskrisen in Rückstand geraten sind und einen Weg zurück in geordnete Verhältnisse brauchen.
Winterpaket schützt vor Kälte
Parallel dazu startete die Stadt Wien bereits am 29. Oktober zum 16. Mal ihr umfassendes Winterpaket. Es soll verhindern, dass Menschen in den kalten Monaten im Freien schlafen müssen. Rund 1.000 zusätzliche Plätze stehen in 13 Notquartieren bereit, organisiert durch den Fonds Soziales Wien (FSW) und zahlreiche Partner.
Neben Schlafplätzen gibt es Aufenthaltsräume, warme Mahlzeiten und Beratung. Drei Wärmestuben mit insgesamt 255 gleichzeitig verfügbaren Plätzen bieten tagsüber Schutz vor Kälte. Sozialstadtrat Peter Hacker betont den humanitären Anspruch: Niemand solle in dieser Stadt aufgrund eines fehlenden Schlafplatzes die Nächte draußen verbringen müssen.
Fokus auf Frauen und Familien
Ein Schwerpunkt liegt heuer auf obdachlosen Frauen, deren Zahl zuletzt gestiegen ist. Rund 150 Plätze sind speziell für sie vorgesehen; ein eigenes Notquartier richtet sich ausschließlich an Frauen. Zusätzlich stehen 40 Plätze für Familien an drei Standorten bereit – ein Angebot, das in den vergangenen Jahren immer stärker nachgefragt wird.
Bürger können ebenfalls mithelfen: Über die KälteApp des FSW können Personen gemeldet werden, die im Freien schlafen. Die Straßensozialarbeit „Obdach unterwegs“ nimmt rasch Kontakt auf und vermittelt sichere Unterkünfte.
Dauerhafte Versorgung
Das Winterpaket ergänzt das ganzjährig verfügbare Angebot der Wiener Wohnungslosenhilfe: Rund 4.650 Plätze und 2.400 Betreuungseinheiten stehen dauerhaft zur Verfügung, darunter etwa 700 in sogenannten Chancenhäusern. Im Jahr 2024 nahmen mehr als 13.000 Menschen diese Leistungen in Anspruch; die Stadt stellte dafür rund 161 Millionen Euro bereit.
Die Zahlen zeigen, wie wichtig das Zusammenspiel aus Energiehilfe, Notunterkünften und langfristiger Betreuung geworden ist. Zugleich wird deutlich, dass das Leben in der Großstadt für viele prekärer wird.
(PA/red)