Dank Luftschiff schnelles Internet für unterversorgte Regionen
Mit Solarstrom kann die Sceye-Entwicklung als Relaisstation monatelang in der Stratosphäre verweilen.
Statt die Versorgung abgelegener Gebiete mit schnellem Internet mit Tausenden Satelliten zu sichern, schlägt das US-amerikanische Luft- und Raumfahrtunternehmen Sceye den Einsatz von Luftschiffen als Relaisstationen vor. Zumindest für etwas dichter besiedelte Regionen mit mangelhafter Versorgung könnte dies eine Option sein. Dazu hat das Unternehmen HAPS (high-altitude platform systems) entwickelt. Das mit Helium befüllte Luftschiff ist 65 Meter lang und steigt unbemannt in die Lüfte. Es soll in einer Höhe von 18.000 bis 20.000 Metern stationiert werden.
Damit es brav am zugewiesenen Standort bleibt, korrigieren elektrisch angetriebene Rotoren die Position. Den Strom liefern Solarzellen auf der Oberseite der Hülle. Da in der Höhe, in der HAPS stationiert wird, keine Wolken die Sonnenstrahlen abschirmen, reicht bereits eine relativ kleine Anzahl von Solarzellen. Damit die Motoren bei Bedarf auch nachts gestartet werden können und die Datenübertragung auch dann funktioniert, ist eine Pufferbatterie an Bord.
„Der Anstieg auf eine Höhe von fast 19.000 Metern war eine wichtige Demonstration der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit unserer Plattform“, sagt Stephanie Luongo, Chief of Mission Operations bei Sceye. 2025 soll die kommerzielle Nutzung beginnen. HAPS kann monatelang in der Stratosphäre bleiben, weil die Versorgung mit Solarstrom dauerhaft ausreicht. Sind Wartungsarbeiten nötig, wird ein Teil des Heliums ferngesteuert abgelassen, sodass das spezifische Gewicht des Geräts unter jenes der Luft sinkt.
Reichweite 140 Kilometer
HAPS hat eine Sende- und Empfangsanlage an Bord, die zum einen von einer Bodenstation ans Internet angeschlossen ist, zum anderen die Kommunikation mit internetfähigen Geräten auf der Erde ermöglicht. Die Reichweite liegt bei 140 Kilometern, sodass ein großer Bereich auf der Erde mit schnellem Internet versorgt werden kann.
HAPS-Luftschiffe sind die Schlüsselkomponente eines Projekts des Staates New Mexico, bei dem ein Konsortium von Telko-Unternehmen das Navajo-Reservat mit einem universellen Breitbandzugang versorgen will. Es ist das mit 67.339 Quadratkilometern größte Siedlungsgebiet für Indianer in den USA und damit fast ebenso groß wie Bayern. HAPS hat allerdings zeitnah mit Konkurrenz zu rechnen, denn Unternehmen wie Thales Alenia Space und Lockheed Martin arbeiten mit Hochdruck an ähnlichen Plattformen.
pte