Brustkrebs-Screenings: Österreich verpasst Ziele
Das "Pink Ribbon" Marketing wirkt offenbar wenig, wie der neue OECD-Bericht zur Früherkennung zeigt.
Die OECD bescheinigt Österreich erneut eine deutliche Schwäche bei Brustkrebs-Screenings. Nur rund 40 Prozent der Frauen nutzen das etablierte Programm – ein Wert, der weit unter dem OECD-Schnitt von 55 Prozent liegt, wie die aktuelle Health at a Glance 2025 Studie festhält. Diese Diskrepanz bleibt folgenreich: Je später eine Diagnose erfolgt, desto höher steigt das Risiko schwerer Krankheitsverläufe und vermeidbarer Todesfälle. Die Früherkennung, eine der wirkungsvollsten medizinischen Maßnahmen, bleibt damit für viele Frauen in Österreich ein ungenutztes Sicherheitsnetz.
In einem Land, das medizinisch bestens ausgestattet ist, wirkt diese niedrige Teilnahmequote paradox. Doch die OECD-Daten sind eindeutig. Wo liegt also das Problem?
Informationskampagnen ohne Mehrwert
Jedes Jahr im Oktober färbt sich das Land pink. Gebäude werden illuminiert, Benefizläufe organisiert, Prominente treten vor die Kameras, Influencerinnen teilen Self-Checks und emotionale Botschaften. Sogar das Parlament trägt Rosa Schleife.
Die Initiative Red Ribbon Österreich und ihre prominenten Unterstützerinnen schaffen eindrucksvolle Bilder, die landesweit verbreitet und in der Society-Berichterstattung laufen. Doch diese Art der Sichtbarkeit scheint wenig zu bewirken – zumindest nicht in den Zahlen, die tatsächlich zählen – wie bei der Zahl der durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen.
Während die Funktionärinnen und ihre Medienpartnerinnen engagiert Aufmerksamkeit erzeugen, bleibt die Teilnahme am staatlichen Screening-Programm nahezu unverändert. Der OECD-Bericht zeigt keine Trendwende, keine merkbare Steigerung, keine durchschlagende Wirkung der jährlich wiederkehrenden Aktionsmonate. Das wirft Fragen auf: Reicht Symbolik aus? Ist das rosa Schleifchen wirklich der Bringer? Oder braucht es endlich konkrete Strukturen, die Menschen im Alltag erreichen – niedrigschwellig, verbindlich, regelmäßig?
“Pink Ribbon” nicht mehr zeitgemäß?
Brustkrebs lässt sich durch frühe Diagnose besser behandeln als durch Kampagnenästhetik, die große Sichtbarkeit schafft, aber ihren Zweck verfehlt. Wer sich von prominenten Botschaften im Aktionsmonat nicht angesprochen fühlt, wird offenbar nicht motiviert, einen Termin zu vereinbaren. Dabei bieten in allen Bundesländern spezialisierte Gesundheitszentren unkomplizierte Mammografie an, etwa:
- Brustgesundheitszentrum Wien – MedUni/AKH Wien, 1090 Wien: größtes Brustzentrum Österreichs, Screening und Diagnostik auf universitärem Niveau
- Brustgesundheitszentrum Tirol – Universitätsklinik Innsbruck, 6020 Innsbruck: Mammografie-Screening und umfassende Brustdiagnostik
- Sanatorium Hera Brustgesundheitszentrum, 1090 Wien: Tomosynthese, Screening und weiterführende Abklärung
Eine starke Vorsorgekultur schützt Leben und entlastet das Gesundheitssystem langfristig. Die OECD verweist seit Jahren darauf, dass Staaten mit hoher Screening-Beteiligung widerstandsfähiger sind, medizinisch wie gesellschaftlich. Die Vorsorgeuntersuchung rettet Leben. Wer Brustkrebs nicht früh erkennt, läuft Gefahr, sein Leben zu verlieren.
Vergeudete Werbung – falscher Ansatz
Für Österreich bedeutet das: Solange Früherkennung hauptsächlich über Bilder, Veranstaltungen und mediale Inszenierungen vermittelt wird, bleibt der Abstand zwischen Außendarstellung und Realität groß. Notwendig wären stärker strukturierte Abläufe – von Einladungslogistik bis Beratung –, die Frauen tatsächlich erreichen und nicht nur im Aktionsmonat. Prävention funktioniert nicht durch symbolische Farbe, sondern durch konsequente Teilnahme.
(red)