Buttersäure wird zum gefährlichen Kampfstoff
Ein Spitalsangriff in Wien zeigt, wie gefährlich frei erhältliche Buttersäure in den falschen Händen ist.
Der Vorfall im Hanusch-Krankenhaus in Wien-Penzing hat am Mittwoch ein Schlaglicht auf eine Substanz geworfen, die viele für einen harmlosen Geruchsreizstoff halten: Buttersäure. Eine 32-jährige Frau attackierte einen Arzt und vier weitere Angestellte mit einem Behälter der stark ätzenden Flüssigkeit. Drei Ambulanzen – Lungenheilkunde, Rheumatologie und Dermatologie – mussten bis Donnerstag geschlossen werden. Ein spezialisiertes Reinigungsteam ist im Einsatz, um die Belastung zu beseitigen. Die Polizei bestätigte Hinweise auf eine „nicht unerhebliche Menge“.
Warum Buttersäure so gefährlich ist
Buttersäure (Butansäure) gehört zu den Carbonsäuren und wirkt ätzend, reizend und in konzentrierter Form gesundheitsgefährdend. Ihr Geruch mag das Auffälligste sein – doch das Gefährdungspotenzial liegt tiefer. Bereits geringe Mengen können Atemwege, Haut und Augen massiv reizen. In höheren Konzentrationen führt die Substanz zu chemischen Verätzungen, Lungenreizungen und lang anhaltenden Kontaminationen von Innenräumen.
Das zeigt auch der Fall im Hanusch-Krankenhaus: Nicht der Angriff selbst, sondern die kontaminierte Raumluft machte die sofortige Sperre mehrerer medizinischer Bereiche notwendig. Solche Einsätze sind schwierig, weil Buttersäure hartnäckig an Oberflächen haftet und nur durch Spezialteams entfernt werden kann.
Wofür Buttersäure eigentlich gedacht ist
Buttersäure ist kein Alltagsprodukt, auch wenn sie online oft problemlos erhältlich ist. Ursprünglich wird sie für spezialisierte Anwendungen eingesetzt:
- Zersetzungs- und Geruchsforschung
- Organische Synthesen in der Chemie
- Schädlingsbekämpfung in streng kontrollierter Form (z. B. als Lockstoff)
Für Privatpersonen gibt es praktisch keine legitime Nutzung, die den Kauf größerer Mengen rechtfertigt. Dass die Substanz dennoch im Internet erhältlich ist, führte in den vergangenen Jahren zu Fehlanwendungen – vom „Stinkangriff“ bis zu gezielten Sachbeschädigungen. Der aktuelle Fall zeigt jedoch, wie schnell sich eine Belästigung in eine echte Gefährdungslage verwandeln kann.
Was man im Ernstfall tun sollte
Wird Buttersäure freigesetzt – ob absichtlich oder versehentlich –, gilt:
- Sofort räumen, Tür schließen, Raum belüften.
- Keine Berührungen mit Flüssigkeit oder kontaminierten Flächen.
- Notruf wählen, wenn Menschen betroffen sind oder der Geruch intensiv ist.
- Kleidung und Haut bei Kontakt gründlich mit Wasser spülen.
Die Reinigung sollte ausschließlich durch spezialisierte Gefahrstoffteams erfolgen, da herkömmliche Methoden die Säure nicht zuverlässig neutralisieren.
(red)