Deshalb kam es in Chile zum Blackout
Ein massiver Stromausfall legte nahezu ganz Chile lahm – die Regierung hat bereits einen Schuldigen ausgemacht.

Am Dienstagnachmittag kam es in Chile zu einem der schwersten Stromausfälle der letzten Jahrzehnte. Eine unplanmäßige Abschaltung einer Hochspannungsleitung im Norden des Landes löste einen Kaskadeneffekt aus, der nahezu das gesamte Stromnetz zusammenbrechen ließ. Betroffen waren zwischenzeitlich rund 98 Prozent der Haushalte.
Ursache des Blackouts
Die Probleme begannen in der Region Norte Chico, wo eine 500-kV-Übertragungsleitung aus bisher ungeklärten Gründen vom Netz ging. Daraufhin griff eine automatische Schutzmechanik, die weitere Leitungen abschaltete, um eine Überlastung zu vermeiden. Dies führte zu einem landesweiten Ausfall, der nahezu alle Regionen Chiles betraf. Nach ersten Einschätzungen der Netzbetreiber könnte eine Fehlfunktion in der Schutzvorrichtung der Leitung der Auslöser gewesen sein. Die Regierung betonte jedoch, dass es keine Hinweise auf einen Anschlag oder eine Cyberattacke gebe.
Folgen für das öffentliche Leben
Der Blackout hatte weitreichende Auswirkungen:
- Verkehr: Der öffentliche Nahverkehr in der Hauptstadt Santiago kam zeitweise vollständig zum Erliegen. Die U-Bahn musste den Betrieb einstellen, und zahlreiche Ampeln fielen aus, wodurch sich das Verkehrsaufkommen erheblich verschärfte.
- Sicherheit: Um Plünderungen und Chaos zu verhindern, verhängte die Regierung eine nächtliche Ausgangssperre und entsandte 3.000 Soldaten zur Unterstützung der Polizei.
- Veranstaltungen: Auch das bekannte Musikfestival in Viña del Mar war betroffen. Aufgrund des Stromausfalls mussten geplante Auftritte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Neben den Folgen für den Alltag der Menschen hatte der Blackout auch wirtschaftliche Konsequenzen. Mehrere große Kupferminen, die für Chile von zentraler Bedeutung sind, mussten ihre Produktion vorübergehend einstellen. Der Energiemangel beeinträchtigte zudem zahlreiche Unternehmen und Produktionsstätten im Land.
In den Abendstunden begannen die ersten Wiederherstellungsmaßnahmen. Um die Stromversorgung schrittweise wieder in Gang zu setzen, wurden Wasserkraftwerke hochgefahren, die die Last übernahmen. Bis Mitternacht war die Stromversorgung für rund 90 Prozent der Haushalte wiederhergestellt.
Politische Reaktionen
Präsident Gabriel Boric äußerte scharfe Kritik an den Stromversorgern und machte sie für den Vorfall verantwortlich. Es sei inakzeptabel, dass das Alltagsleben von Millionen Menschen durch infrastrukturelles Versagen beeinträchtigt werde. Die Regierung kündigte umfassende Untersuchungen an, um die genauen Ursachen zu klären und ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden.
Der Vorfall zeigt, wie anfällig zentrale Stromnetze sein können und unterstreicht die Notwendigkeit langfristiger Investitionen in eine stabile und widerstandsfähige Energieinfrastruktur.
(APA/red)
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