Die Alpen verlieren ihr ewiges Eis

Der Klimawandel lässt Gletscher weltweit schrumpfen und verstärkt Risiken für Umwelt, Infrastruktur und die Sicherheit in Hochgebirgsregionen.

16.12.2025 9:10
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Weltweit verschwinden jedes Jahr hunderte Gletscher.

Gletscher gelten als sichtbare Archive des Klimas. Doch diese Archive schmelzen zunehmend weg. Aktuelle wissenschaftliche Prognosen zeigen, dass der globale Gletscherschwund schneller voranschreitet als bislang angenommen. Nach Berechnungen eines internationalen Forschungsteams könnte bis zum Ende des Jahrhunderts mindestens die Hälfte aller heute existierenden Gletscher verschwunden sein. Bei anhaltend hohen Treibhausgasemissionen wären es sogar deutlich mehr.

Alpen besonders stark betroffen

Die Studie in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ unterscheidet sich von früheren Untersuchungen dadurch, dass sie nicht nur den Verlust an Eisvolumen betrachtet, sondern die Anzahl der Gletscher, die vollständig verschwinden. Gerade kleine Gletscher reagieren besonders empfindlich auf steigende Temperaturen – und sind deshalb oft die ersten, die verloren gehen. Im Alpenraum zeigen sich die Folgen der Erderwärmung besonders deutlich. Nach Einschätzung der Forscher werden dort bereits bis 2050 mehr als die Hälfte aller Gletscher verschwunden sein. Viele alpine Gletscher haben seit Beginn der Industrialisierung einen Großteil ihrer Masse verloren, einige existieren nur noch als kleine Eisreste. Der Grund liegt in der geografischen Lage und der Größe der Gletscher. Viele Alpengletscher sind relativ klein und liegen in Höhen, in denen steigende Sommertemperaturen besonders stark wirken. Selbst schneereiche Winter können die Verluste kaum noch ausgleichen. Der langfristige Trend zeigt eindeutig nach unten.

Globale Entwicklung mit regionalen Folgen

Weltweit verschwinden schon heute jedes Jahr hunderte Gletscher. In den kommenden Jahrzehnten könnte sich diese Zahl weiter erhöhen. Besonders betroffen sind neben den Alpen auch Gebirgsregionen in Südamerika, Nordamerika und Asien. Dort hängt die Wasserversorgung vieler Regionen zumindest teilweise vom Schmelzwasser der Gletscher ab. Mit dem Rückzug des Eises verändern sich nicht nur Landschaften. Auch Ökosysteme geraten unter Druck, Wasserverfügbarkeit schwankt stärker, und Naturgefahren wie Muren oder Felsstürze nehmen zu. In vielen Regionen verlieren zudem Tourismus und traditionelle Wirtschaftsformen ihre Grundlage.

Klimapolitik entscheidet über Ausmaß

Die Forscher betonen, dass das vollständige Abschmelzen vieler Gletscher kaum noch aufzuhalten ist. Dennoch spielt die Klimapolitik eine entscheidende Rolle für das Ausmaß der Verluste. Wird die globale Erwärmung auf etwa 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt, könnte ein erheblicher Teil der Gletscher erhalten bleiben. Bei höheren Temperaturanstiegen steigt die Zahl der verschwindenden Gletscher drastisch. Die Unterschiede zwischen den Szenarien sind erheblich: Während bei konsequentem Klimaschutz etwa die Hälfte der Gletscher überleben könnte, bliebe bei einer Erwärmung von rund vier Grad nur ein kleiner Rest erhalten.

Sichtbares Zeichen des Klimawandels

Der Rückgang der Gletscher ist eines der deutlichsten und am besten messbaren Zeichen des menschengemachten Klimawandels. Was über Jahrtausende gewachsen ist, verschwindet innerhalb weniger Jahrzehnte. Die Forschungsergebnisse machen klar, dass es nicht nur um Eis geht, sondern um langfristige Veränderungen von Natur- und Lebensräumen. Wie viele Gletscher künftigen Generationen erhalten bleiben, hängt maßgeblich davon ab, wie schnell und konsequent die globale Gemeinschaft auf die Klimakrise reagiert.

(red)

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