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Einriss der Hauptschlagader erkennen und richtig handeln

Zwei Todesfälle in Österreich zeigen, wie knapp Leben und Tod bei einem Einriss der Aorta beieinanderliegen.

28.10.2025 10:14
Redaktion
© Adobe

Zwei tragische Fälle haben zuletzt in Österreich eine Diskussion über die Grenzen des Gesundheitssystems ausgelöst. Eine 55-jährige Frau aus dem Mühlviertel starb Mitte Oktober, nachdem sie trotz eindeutiger Diagnose – ein Einriss der Hauptschlagader – kein freies Spitalsbett in einem geeigneten Zentrum fand. Die Landesklinik war zwar zur Aufnahme bereit, doch da war es bereits zu spät. Nur wenige Monate zuvor war ein 79-jähriger Salzburger unter ähnlichen Umständen gestorben: Er wartete nach der Diagnose stundenlang auf den lebensrettenden Eingriff, weil das zuständige Notfallteam beschäftigt war. Beide Fälle werfen die Frage auf, ob im Ernstfall ausreichend Kapazitäten und Strukturen vorhanden sind, um rechtzeitig helfen zu können.

Ein Aorteneinriss – medizinisch Aortendissektion genannt – zählt zu den gefährlichsten Notfällen überhaupt. Innerhalb von Minuten kann sich der Zustand eines Patienten dramatisch verschlechtern, denn durch den Riss dringt Blut in die Gefäßwand ein und unterbricht die Versorgung lebenswichtiger Organe. Doch wer rasch reagiert, hat reale Überlebenschancen: Studien zeigen, dass bei sofortiger Operation bis zu 95 Prozent der Betroffenen die ersten 48 Stunden überleben. Wird nicht rechtzeitig eingegriffen, sinkt die Überlebensrate auf unter 80 Prozent – pro Stunde steigt das Sterberisiko um rund ein halbes Prozent.

Die Uhr tickt ab dem ersten Schmerz

Typisch ist ein plötzlicher, reißender Schmerz in der Brust oder im oberen Rücken, der sich manchmal in den Nacken oder den Bauch ausbreitet. Oft wirkt er wie ein Herzinfarkt, weshalb Betroffene und Angehörige kostbare Zeit verlieren. Doch auch Symptome wie Schwindel, Ohnmacht, Atemnot oder Taubheitsgefühle in Armen und Beinen können Anzeichen sein. Wer solche Beschwerden erlebt, sollte sofort den Notruf 144 wählen – und dabei klar sagen: Verdacht auf Aortendissektion.

Bis Rettungskräfte eintreffen, gilt: Betroffene ruhig lagern, nicht bewegen, kein Essen oder Trinken geben. Denn jede körperliche Anstrengung erhöht den Blutdruck und damit das Risiko, dass der Einriss weiter aufreißt.

Richtiger Weg ins richtige Krankenhaus

Nicht jedes Spital kann eine Aortendissektion behandeln. Die Operation ist hochkomplex und erfordert spezialisierte Herz-Gefäß-Chirurgen, die rund um die Uhr verfügbar sind. Österreichweit sind nur wenige Zentren dafür ausgerüstet. Deshalb sollten Rettung und Angehörige, wenn möglich, gezielt den Transport in ein solches Zentrum veranlassen – etwa nach Wien, Graz, Linz, Salzburg oder Innsbruck.

Was Sie im Ernstfall vermeiden sollten

Eigenständiges Fahren ins Krankenhaus oder das Abwarten auf einen Hausarzttermin kann tödlich enden. Eine Aortendissektion ist kein Fall für die Ordination, sondern für den Not-OP. Ebenso gefährlich ist das Verharmlosen von Symptomen oder der Versuch, Schmerzen mit Medikamenten zu überdecken. Nur bildgebende Diagnostik – etwa eine CT-Untersuchung – kann den Verdacht bestätigen oder ausschließen.

Prävention und Risikofaktoren

Bluthochdruck bleibt der wichtigste Risikofaktor. Regelmäßige Blutdruckkontrollen, Nichtrauchen und eine gefäßfreundliche Ernährung senken das Risiko erheblich. Menschen mit bekannten Aneurysmen oder familiärer Vorbelastung sollten regelmäßige Kontrollen beim Gefäßspezialisten wahrnehmen.

Schnelles Handeln kann Leben retten – das zeigen alle medizinischen Daten und Erfahrungswerte. Doch selbst bei optimaler Versorgung bleibt ein Aorteneinriss ein unberechenbarer Notfall. Je früher erkannt und behandelt, desto größer die Chance – eine Garantie auf Rettung gibt es dennoch nicht.

(red)

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