Entwaldungsverordnung der EU sorgt für Unmut
Trotz Einstufung als Land mit „niedrigem Risiko“ müssen heimische Forstbetriebe strenge Auflagen erfüllen.

Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) will ein ehrgeiziges Ziel erreichen: Nur noch Produkte auf den Markt lassen, die ohne Abholzung entstanden sind. Ob Soja, Palmöl, Rinder, Holz oder Kakao – wer auf dem europäischen Markt verkaufen will, muss nachweisen, dass kein Wald dafür dauerhaft verschwunden ist. Doch nun gibt es Widerstand ausgerechnet von Ländern mit strengem Forstgesetz: Österreich und Luxemburg fordern in Brüssel eine entschlackte Umsetzung der Verordnung.
Ungerechte Behandlung
Agrarminister Norbert Totschnig (ÖVP) stellte sich in Brüssel an die Seite Luxemburgs. Die Zielsetzung sei richtig, so Totschnig, aber die Umsetzung „bürokratisch überzogen“. Er kritisierte die Einstufung einiger Länder in der aktuellen Risikobewertung: Während Österreich zu Recht als Land mit „niedrigem Entwaldungsrisiko“ gilt, wurden etwa Brasilien und Indonesien nur als „mittleres Risiko“ eingestuft – trotz anhaltender Entwaldung im großen Stil. Das relativiere die Anstrengungen jener Staaten, die auf nachhaltige Waldwirtschaft setzen, so Totschnig.
Forstbetriebe schlagen Alarm
Rückendeckung bekommt der Minister von den Land&Forst Betrieben Österreich, die vor allem eines fordern: Rechtssicherheit und weniger unnötige Meldepflichten. Präsident Konrad Mylius spricht von einer „nicht tragbaren Umsetzung“ der Verordnung in der jetzigen Form. Transparenz bei der Risikobewertung und differenzierte Maßnahmen für nachhaltige Herkunftsländer wären nötig, um Betriebe nicht durch EU-Regelungen zu lähmen, während global tatsächlich Wald verloren geht.
Bürokratie gegen das Klima?
Speziell kleine und mittlere Unternehmen sollen entlastet werden. Gleichzeitig bleibt die zentrale Herausforderung: Wie lassen sich Wälder weltweit wirksam schützen, ohne funktionierende, nachhaltige Forstwirtschaft in Europa mit Dokumentationspflichten zu überziehen?
Brasilien, das seit Jahrzehnten im Zentrum der globalen Entwaldungskrise steht, wurde von der EU-Kommission in der neuen Risikobewertung zur Entwaldungsverordnung als „mittleres Risiko“ eingestuft. Österreich – mit strengen Forstgesetzen, dokumentierter Nachhaltigkeit und hohem Anteil an naturnah bewirtschafteten Wäldern – gilt hingegen als „niedriges Risiko“, muss aber trotzdem umfassende Nachweispflichten erfüllen.
Die EU verkauft ihre Entwaldungsverordnung als großen Wurf für den globalen Waldschutz. Doch hier wird nicht Entwaldung verhindert, sondern lediglich geregelt, wer die Produkte bekommt. Wenn Palmöl, Soja oder Rindfleisch nicht mehr in der EU verkauft werden dürfen, dann gehen sie eben nach China, Indien, USA oder in die Golfstaaten. Der Wald wird trotzdem gerodet – und wieder aufgeforstet – nur die Handelsroute ändert sich.
CheckList-Fazit: Wer in Europa nachhaltig wirtschaftet, darf nicht mit jenen in einen Topf geworfen werden, die Wälder für Soja- oder Rinderproduktion vernichten. Denn Klimaschutz wird unglaubwürdig, wenn das Label „nachhaltig“ am Ende mehr mit Bürokratie als mit ökologischer Realität zu tun hat.
(red)