Entwarnung: Unsere Gasspeicher sind voll
E-Control und Energieagentur sehen die heimische Gasversorgung aktuell nicht in Gefahr.
Die Angst vor einem Ausfall russischer Gaslieferungen nach Österreich wurde seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und durch die Ankündigung eines Lieferstopps an die OMV durch den russischen Staatskonzern Gazprom stark angeheizt. Dennoch scheint diese Sorge unbegründet. Laut der Energie-Regulierungsbehörde E-Control und der Österreichischen Energieagentur ist eine tatsächliche Gasmangellage nicht zu erwarten. Die aktuellen Gasflüsse und Füllstände in den Speichern deuten vielmehr auf einen Überfluss hin. Mit Stand 23. November 2024 lagern in Österreichs Gasspeichern rund 92 TWh. Damit sind die Speicher zu über 90 Prozent gefüllt. Das ist deutlich mehr als der Erdgasverbrauch im gesamten Vorjahr, der bei etwa 75 TWh lag.
Gasspeicher gut gefüllt
Einige Medien berichteten, dass “nur rund 25 Prozent” der gespeicherten Gasmenge Österreich tatsächlich zur Verfügung stehen und der Rest nicht genutzt werden könne. Das APA-Faktencheck-Team widerspricht dieser Darstellung und stellt klar: Die “strategische Gasreserve” macht zwar aktuell nur rund 21 Prozent des heimischen Gasspeicher-Vorrats aus. Dennoch wäre Österreich auch bei einer Gasmangellage gut versorgt.
Dafür sprechen mehrere Faktoren. Zum einen wurden die Importkapazitäten aus Italien und Deutschland ausgeweitet. Zum anderen könnte jenes Gas, das von ausländischen Händlern in Österreichs Speichern eingelagert ist, bei einer Verknappung im Inland verkauft werden. Ausländische Anbieter, die primär profitorientiert agieren, hätten kaum einen Grund, Österreich in einer solchen Notlage nicht zu beliefern.
APA-Faktencheck
Von den insgesamt gespeicherten 92 TWh Gas gehören 47,8 Prozent (rund 45,31 TWh) Unternehmen aus anderen Ländern. Diese haben sich vorab nicht darauf festgelegt, in welchem Land sie das eingelagerte Gas verkaufen. Sollte es zu einer Verknappung in Österreich kommen, wäre es wirtschaftlich sinnvoll, das Gas lokal zu verkaufen, da bei einer Mangelsituation die Preise üblicherweise steigen. Das würde den Unternehmen ermöglichen, ihre Gewinne zu maximieren.
Fazit
Österreich kann auf das gelagerte Gas zugreifen, und die Gasspeicher sind aktuell gut gefüllt. Wie hoch die Kosten für dieses Gas im Falle einer Krise ausfallen würden, bleibt jedoch unklar.
(APA/red)