EU präsentiert Ozeanpakt auf Konferenz in Nizza
Die UNO-Ozeankonferenz in Nizza soll neue Maßnahmen zum Schutz der Meere auf den Weg bringen.

Die Europäische Kommission hat einen neuen Ozeanpakt angekündigt, der Europas Meere besser schützen, Forschung stärken und illegale Fischerei wirksam eindämmen soll. Das Vorhaben klingt ambitioniert – und kommt spät. Denn trotz jahrelanger politischer Rahmenwerke steht es um den Zustand der europäischen Meere schlecht.
Illegale Fischerei, schwacher Schutz
Laut WWF sind derzeit nur zwei Prozent der europäischen Meeresflächen effektiv geschützt. Das bedeutet: Nur ein Bruchteil der Meeresgebiete verfügt über ein tatsächliches Management zur Kontrolle, Erhaltung oder Regeneration. Der Befund ist alarmierend – gerade im Hinblick auf das EU-Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Meeresgebiete unter Schutz zu stellen.
Der neue Ozeanpakt soll hier gegensteuern. In Brüssel betonte EU-Kommissar Costas Kadis, dass Umweltzerstörung durch Klimawandel, Meeresverschmutzung und Übernutzung längst auch sicherheitspolitische und wirtschaftliche Risiken birgt. Die Maßnahmen sollen jedoch „nicht zulasten der Wirtschaft“ gehen, sondern vielmehr nachhaltige Fischerei, Tourismus und maritimen Handel fördern.
Konferenz in Nizza: Bühne für Symbolpolitik?
Die offizielle Vorstellung des Ozeanpakts erfolgt am Montag im Rahmen der 3. UNO-Ozeankonferenz in Nizza, die vom 9. bis 13. Juni 2025 stattfindet. Es ist das wichtigste globale Treffen zur Zukunft der Weltmeere seit der Konferenz in Lissabon 2022. Über 190 Staaten und hunderte Organisationen beraten in Nizza über Schutzgebiete, Fischereirechte, Tiefseebergbau und internationale Kooperationsmechanismen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den Pakt dort gemeinsam mit Partnerländern vorstellen und Unterstützer gewinnen. Doch in Nizza werden auch kritische Stimmen laut: Viele NGOs bemängeln, dass bestehende Schutzgebiete oft nur auf dem Papier existieren. So fehle es an Kontrollen, Sanktionen und verbindlichen Standards für Meeresmanagement.
Geopolitik trifft Umweltschutz
Ein neuer Aspekt der Nizza-Konferenz ist die Verknüpfung von mariner Umweltpolitik mit geopolitischen Fragen. Die zunehmende militärische und wirtschaftliche Nutzung der Ozeane – etwa durch Rohstoffabbau in der Tiefsee oder die Kontrolle über Schifffahrtsrouten – verschärft den Handlungsdruck.
Der Ozeanpakt der EU soll daher nicht nur Fischereikontrollen verstärken, sondern auch die grenzüberschreitende Meeresforschung ausbauen. In Aussicht stehen neue Satellitensysteme zur Echtzeitüberwachung von Fangquoten sowie ein Ausbau des EU-Programms Copernicus Marine Service.
Nachhaltigkeit bleibt ein Versprechen
Ob der Ozeanpakt zur Wende beiträgt oder ein weiteres Symbolprojekt bleibt, hängt von der konkreten Umsetzung ab. Besonders die Frage, wie verbindlich nationale Schutzpläne kontrolliert werden und ob wirtschaftliche Interessen weiterhin über ökologischen Zielen stehen, wird entscheidend sein.
Die Uhr tickt: Fünf Jahre bleiben der EU noch, um das 30-Prozent-Ziel zu erreichen – nicht auf dem Papier, sondern in der Praxis. Nizza könnte der Startpunkt sein. Oder ein weiteres diplomatisches Treffen mit guten Absichten, aber schwachen Ergebnissen.