Extreme Dürren gefährden globale Ökosysteme
Wiederholte Dürren mindern weltweit die Produktivität von Ökosystemen – mit teils irreversiblen Folgen für Natur, Klima und Landwirtschaft.

Weltweit nehmen Häufigkeit und Intensität extremer Dürren zu – mit tiefgreifenden Folgen für das pflanzliche Wachstum, die Kohlenstoffspeicherung und die Stabilität von Ökosystemen. Eine aktuelle Studie zeigt erstmals im globalen Maßstab, wie mehrjährige, besonders intensive Trockenperioden die Produktivität von Gras- und Buschlandschaften massiv beeinträchtigen – und das oft dauerhaft.
Produktivitätsverlust bei wiederholter Dürre
In einem internationalen Forschungsprojekt – dem sogenannten International Drought Experiment (IDE) – wurden über mehrere Jahre hinweg an 74 Standorten auf sechs Kontinenten künstliche Dürreszenarien simuliert. Dabei zeigte sich: Während Ökosysteme moderate Trockenphasen häufig noch ausgleichen können, führen extreme, wiederholte Dürrejahre zu einem rapiden und langfristigen Rückgang der pflanzlichen Produktivität. Im ersten Dürrejahr sank die Biomasseproduktion im Schnitt um 29 %. Doch bereits im vierten Jahr unter anhaltender extremer Trockenheit war der Rückgang auf rund 77 % angewachsen – also mehr als das Zweieinhalbfache des ursprünglichen Verlustes. Die Fähigkeit der Vegetation zur Erholung nahm drastisch ab. Der Grund: nicht nur weniger Wasser, sondern auch Artensterben, fehlender Nachwuchs bei Pflanzen und eine Verschiebung in der Zusammensetzung der Pflanzengemeinschaften.
Trockene Regionen besonders gefährdet
Besonders deutlich zeigten sich die negativen Effekte in ohnehin bereits trockenen Regionen wie dem Mittelmeerraum, dem Südwesten der USA, Teilen Südafrikas und Zentralasiens. In diesen Gebieten ist die Wasserverfügbarkeit ohnehin gering, die Temperaturen hoch – und die Resilienz der Ökosysteme entsprechend niedrig. Gras- und Buschlandschaften, die dort große Flächen einnehmen, reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen der Niederschlagsmuster. In diesen Regionen können sich die Ökosysteme bei wiederholter extremer Trockenheit nicht mehr stabilisieren. Biodiversität und Bodenfeuchtigkeit als natürliche Puffermechanismen verlieren ihre Wirkung. Damit steigen nicht nur Risiken für das Pflanzenwachstum, sondern auch für Erosion, Verlust von Lebensräumen und Rückgang wichtiger Ökosystemleistungen wie der Bestäubung.
Klimatische Kipppunkte in Sicht?
Ökologen warnen davor, dass sich mit zunehmender Klimakrise sogenannte Kipppunkte nähern – Schwellen, ab denen sich Ökosysteme dauerhaft verändern oder gar kollabieren. Die Studie macht deutlich, dass es nicht nur die Häufigkeit von Dürren ist, die zählt, sondern vor allem ihre Intensität und Dauer – und ob sie wiederholt auftreten. Besonders kritisch: Wenn die Erholungsphasen zwischen den Dürreperioden zu kurz sind, verlieren die Ökosysteme ihre Anpassungsfähigkeit. Es entsteht ein Teufelskreis, bei dem jede weitere Dürre stärkere Schäden verursacht als die vorherige.
Folgen für den Kohlenstoffkreislauf
Die ökologischen Veränderungen haben auch globale Auswirkungen auf den Klimaschutz: Gras- und Buschlandschaften speichern über 30 % des terrestrischen Kohlenstoffs. Wenn ihre Produktivität sinkt, speichern sie nicht nur weniger CO₂ – sie geben im schlimmsten Fall auch gespeicherten Kohlenstoff wieder an die Atmosphäre ab. Die Studienautoren warnen deshalb vor einer sich selbst verstärkenden Rückkopplung: Mehr CO₂ in der Atmosphäre erhöht die Temperaturen, was wiederum die Trockenheit verschärft – ein Kreislauf, der kaum zu stoppen ist, wenn kritische Grenzen überschritten werden.
Handlungsbedarf wächst – auch in Österreich
(red)