Fluorwachse: Pistenspaß mit Chemikalienbelastung

Fluorhaltige Skiwachse hinterlassen schon nach einmaligem Einsatz PFAS-Spuren in Schnee, Boden und Wasser und belasten so Umwelt und Gesundheit.

31.12.2025 9:52
red04
© Adobe Stock
Besonders Regionen mit starkem Wintersporttourismus verzeichnen hohe PFAS-Werte.

Fluorhaltige Skiwachse galten lange als Geheimwaffe für Profisportler, die auf jedem Schnee maximale Geschwindigkeit erzielen wollten. Die chemischen Verbindungen der per- und polyfluorierten Alkylverbindungs-Gruppe (PFAS) machen Ski extrem wasserabweisend und verringern die Reibung auf nassem Schnee. Doch genau diese Eigenschaften, die auf der Piste Vorteile bringen, sind für Umwelt und Gesundheit problematisch. PFAS gelten als „Forever Chemicals“, da sie sich weder im Körper noch in der Umwelt abbauen. Mit jedem Abrieb des Wachses gelangen die Stoffe in Schnee, Boden und Gewässer. Besonders Menschen, die regelmäßig wachsen oder Ski mechanisch bearbeiten, sind potenziell gefährdet. Studien deuten auf gesundheitliche Risiken wie Störungen des Immunsystems, hormonelle Effekte oder erhöhte Krebsanfälligkeit hin.

Messbare Spuren

Forscher konnten nachweisen, dass Fluorwachse selbst nach einmaligem Einsatz Spuren in der Umwelt hinterlassen. In alpinen Skigebieten wiesen Schneeproben erhöhte PFAS-Konzentrationen auf, was die Belastung der Böden und des Grundwassers zeigt. Besonders Regionen mit starkem Wintersporttourismus verzeichnen hohe Werte. Selbst wenn die Verwendung offiziell eingeschränkt wird, bleiben alte Bestände und Abriebquellen weiterhin problematisch.

FIS-Verbot als Signal

Seit der Saison 2023/24 hat der Internationale Skiverband (FIS) fluorhaltige Wachse bei Wettkämpfen verboten. Damit setzt der Verband ein deutliches ökologisches Zeichen und zieht klare Grenzen für den Profisport. Parallel haben viele Hersteller ihre Produktion auf fluorfreie Alternativen umgestellt. Das Verbot wirkt also nicht nur regulatorisch, sondern beeinflusst auch die Industrie, die zunehmend nachhaltige Produkte entwickelt.

Umweltbelastung durch Breitensport 

Trotz des Verbots im Profisport ist Fluorwachs im Breitensport noch nicht flächendeckend verboten. Hobby-Skifahrer verwenden nach wie vor teilweise fluorhaltige Produkte, wodurch die Umweltbelastung weiterhin besteht. Experten betonen, dass allein das Verbot im Profi-Bereich nicht ausreicht. Nur durch Aufklärung, sichere Entsorgung alter Wachse und den konsequenten Umstieg auf fluorfreie Alternativen kann eine nachhaltige Reduktion von PFAS erreicht werden. Gleichzeitig wird an innovativen Technologien gearbeitet, die chemische Gleitmittel ersetzen und dennoch gute Gleiteigenschaften ermöglichen.

Spuren, die bleiben

Langzeitstudien zeigen zudem, dass die PFAS-Belastung selbst bei vermeintlich fluorfreien Wachsen nicht vollständig verschwindet. Abriebreste alter Wachse, unsachgemäß entsorgte Bestände oder geringe Spuren in modernen Produkten können weiterhin in Schnee, Boden und Gewässer gelangen und dort über Jahre oder Jahrzehnte verbleiben. Untersuchungen an Freizeit-Skifahrern belegen zudem, dass PFAS über Hautkontakt oder eingeatmete Partikel auch in den menschlichen Körper gelangen können, was das Problem über die Umwelt hinaus auf die Gesundheit der Nutzer ausweitet. Die Forschung deutet daher darauf hin, dass der Schutz von Natur und Mensch nicht nur technische Umstellungen, sondern auch konsequente Entsorgung, Aufklärung und Kontrolle erfordert – eine Herausforderung, die den Wintersport in den kommenden Jahren nachhaltig prägen wird.

(red)

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